Mosaiken, Mauern und Magnetik – Die Italiengrabung geht in die letzte Woche

Das Orthofoto der Grabung auf dem GPR-Ergebnis. Gut sichtbar: Die Mauerzüge und ein Dolium (Vorratsgefäß) im Norden der Fläche.
Das Orthofoto der Grabung auf dem GPR-Ergebnis. Gut sichtbar: Die Mauerzüge und ein Dolium (Vorratsgefäß) im Norden der Fläche.

21.08.2021: Es ist viel geschehen in der letzten Woche unter der sengenden Sonne Latiums.
Das mittlerweile stark angewachsene Team aus italienischen, tschechischen, slowakischen, und deutschen Wissenschaftlern und Studierenden erweiterte nicht nur die Georadarflächen im Fundplatzareal, sondern führte auch Geomagnetikprospektionen weiterer Fundplätze im direkten Umfeld durch. Zudem wurde ein Geländemodell per Drohne erstellt und – natürlich am wichtigsten – die Grabung bis auf das erste Mauerniveau vorangetrieben.

Geophysikalische Untersuchung des Umlandes

Mittlerweile wurde die Georadarprospektion des Fundplatzareal abgeschlossen. Dafür wurde die ganze Fläche jeweils in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung begangen, so dass uns keine Mauer verborgen bleibt – doppelte Arbeit, aber mit signifikantem Informationsgewinn! Zusätzlich dazu wurden auch noch zwei Fundplätze im Umfeld der Siedlung mit geomagnetisch untersucht. Am Fundplatz Bufalareccia B/C, an einem Hang kaum 300m von der Villa entfernt konnte dabei ein ca. 12x30m großer, mehrräumiger Gebäudekomplex festgestellt werden – Ziegel und Keramik deuten ein römisches/hellenistisches Alter an. Ein Brunnenbefund und ein mutmaßlicher, unterirdischer Kanal – leider ohne nähere Untersuchung nicht datierbar – vervollständigen das Bild. Vielleicht handelt es sich um ein abgelegenes Wirtschaftsgebäude unserer großen Villa?

Weniger erfolgreich war die Geomagnetik auf dem Fundplatz Bufalareccia C, einer Hügelkuppe fast 50m oberhalb der Villa. Oberflächenfunde – Eisenschlacken und Ziegel -ließen einen Verarbeitungsplatz für Eisenerz aus den nahen Tolfa-Bergen erwarten. Das Magnetogramm zeigt aber leider nur noch eine disartikulierte Trümmerstreuung. Die moderne Landwirtschaft hat hier wohl ganze Arbeit geleistet.

Die Grabung bestätigt die Geophysik – und zeigt noch viel mehr!

Mit den zusätzlichen Kollegen nimmt auch die Ausgrabung massiv an Fahrt auf. Das Niveau der im GPR-Bild erfassten Mauern ist erreicht und sie liegen auf den Zentimeter da, wo sie liegen sollen – für unser noch am Anfang der Erfahrungssammlung stehendes GPR-Team eine ziemliche Erleichterung! Zusätzlich zu den Baubefunden kamen aber auch weitere Funde und Befunde zu Tage, die eine Geophysik niemals liefern kann. So zeigen beispielsweise zahlreiche würfelförmige Mosaiksteine unterschiedlicher Farben und Größen die gehobene Ausstattung der Villa. Zudem wurde neben der unvermeidlichen römischen Keramik auch typisch etruskische Keramik gefunden, die eine früheste Datierung der Anlage bis in das 7. Jh. v. Chr. erlauben – in eine Zeit als Rom noch ein weit entferntes, aufstrebendes Dorf war…

Gräber als Samstagsprogramm – Exkursion nach Cerveteri

Auch an diesem Wochenende stand wieder eine Exkursion auf dem Programm, um den Teilnehmern der Maßnahme die archäologischen „Highlights“ der Region zu zeigen. Dieses Mal ging es in die Nekropole von Cerveteri, dem etruskischen Caere. Hier erwartete die Exkursionsteilnehmer eine unüberschaubare Vielfalt etruskischer Grabbauten – nur auf den ersten Blick sehen die Tumuli – hügelförmige Grabbauten mit unterirdischen Grabkammern aus dem 6.-  3. Jh. v. Chr. – gleich aus. Der Besuch des Museums von Cerveteri, in dem die Funde aus diesen Gräbern ausgestellt sind rundete diese definitiv mehr als beeindruckende archäologische Erfahrung ab.

Das Restprogramm – für dieses Jahr

Für die nächste Woche steht noch einiges auf dem Programm: Die Grabung soll noch vorangetrieben werden, bevor sie bis – hoffentlich- bis nächstes Jahr abgedeckt wird. Der Magnetikbefund von Bufalareccia B/C muss noch mit dem GPR näher untersucht werden – genug zu tun bis zum Ende der Woche wenn die Rückreise nach Deutschland – und nach Tschechien, die Slowakei und Norditalien – ansteht. Es beibt dann zu hoffen, dass es gelingt, die Erfolge dieses Jahres in Fördergelder umzusetzen, denn nur so können wir unsere Arbeiten auch in den nächsten Jahren fortführen.

C. Mischka