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Institut für Ur- und Frühgeschichte

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Diachrone Landschaftsarchäologie im Spätneolithikum und in der Kupferzeit in Siebenbürgen und der Moldau (Moldova), Rumänien

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Diachrone Landschaftsarchäologie im Spätneolithikum und in der Kupferzeit in Siebenbürgen und der Moldau (Moldova), Rumänien

Prof. Dr. Doris Mischka, Dr. Carsten Mischka, Prof. Dr. Gheroghe Lazarovici, Dr. Magda Lazarovici, Prof. Dr. Alexander Rubel, Dr. Constantin Preoteasa, Dr. Adela Kovács

Seit 2014. Förderung 2016 durch die Gerda Henkel Stiftung; Förderung durch BAYHOST – Mobilitätsbeihilfe (Tagung Suceava 2014) und Bayerische Forschungsallianz (Prospektion Frühjahr 2015); DFG-Projekt (seit 10/2022)

Die Arbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie Iaşi, der Universität Alba Iulia, dem Complexul Muzeal Naţional Neamţ, dem Muzeul de Istorie Botoşani, dem Muzeul Iulian Antonescu in Bacău sowie der Universität Suceava.

Projektübersicht

Von den Karpaten in die Steppe

Schwerpunkt des Projektes ist die Untersuchung des Besiedlungsablaufes in der Zeit zwischen ca. 4800 und 3500 v. Chr. im Gebiet zwischen den Karpaten und dem Pruth. Die jungneolithischen/kupferzeitlichen Kulturen Precucuteni und Cucuteni breiten sich in dieser Zeit aus dem Inneren des Karpartenbogens über das Gebirge und das hügelige Karpatenvorland (Subkarpaten) in die osteuropäische Steppe hinaus. Dort kommt es dann in der in der Ukraine Tripilija genannten Kultur zur Anlage von sog. Riesensiedlungen mit teilweise über tausend Hausbefunden.

Ziel des Projektes ist, im Ursprungs- und Kerngebiet der Cucuteni-Kultur die wirtschaftlichen und sozialen Prozesse zu erforschen, die zwar in der Steppe zur Bildung dieser Riesenanlagen führten, sich  aber im topografisch anders strukturierten rumänischen Teil des Verbreitungsgebietes ohne derartige Folgen blieben. Seit 1. Oktober 2022 werden die Arbeiten in Nordostrumänien von der DFG als Projekt „Siedlungs- und Landschaftsarchäologie des Spätneolithikums und der Kupferzeit in Ostrumänien“ gefördert. Flankierend werden aber aurbeiten zu den zeitgleichen kulturellen Gruppen beispielsweise in Südost- und Zentraltranssilcvanien mit Institutsmitteln weitergeführt.

Prospektionen, Befliegungen und Grabungen

Topolița „La nord-vest de sat“. Die Festung Cetatea Neamț wacht über allen Fundplätzen in der Neamț-Senke.

Methodisch basiert das Projekt stark auf großflächigen Gradiometerprospektionen. Dabei sind nicht die einzelnen Fundplätze besonders groß, sondern die Flächen, die innerhalb eines abgeschlossenen geografischen Raumes untersucht werden. Ein Beispiel dafür ist die Prospektion aller Cucuteni- und Precucuteni-Siedlungen in der Neamţ-Senke am Rande der Karpaten.

Phantom 3 Pro in Poduri (Rumänien)

Planmäßige UAV-Befliegungen aller Fundplätze sorgen für hochdetaillierte Geländemodelle und Orthofotos, in denen teilweise weitere Befunde als Gelände- und Bewuchsanomalien ausgemacht werden können.

Petricani: Jeweils 10 Minuten verbleiben zwei Personen zur Fundlese in einem Quadranten.

Während die grobe zeitliche Einordnung der Siedlungen über die Sammelfunde der ursprünglichen rumänischen Fundplatzaufnahme basiert, liefern Rasterbegehungen detailliertere Informationen über die Belegungsdauer und -intensität der Fundplätze.

Vorsichtiger Anfang: Anlage einer Sondage im Bereich von Haus 14.

Der exemplarischen Überprüfung der Prospektionsergebnisse und der detaillierteren Erforschung des Cucuteni-zeitlichen Siedlungswesens dient schließlich die seit 2016 laufenden Ausgrabungen in Scânteia (Kr. Iaşi).

Topografische und kulturhistorische Diversität bedingt verschiedene Testgebiete

Das Projektgebiet besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Naturräumen: Den bergigen Regionen des Karpatenvorlandes, dem Hochland von Transsilvanien und den Hügeln des moldawischen Plateaus. Teilprojekte in unterschiedlichen Teilen des Untersuchungsareals sollen herausarbeiten, welche archäologischen Prozesse und Befunde rein kulturbedingt, und welche durch die wechselnden Naturräume vorgegeben sind.

Übersicht über die Teilregionen des Moldau-Projektes.
Übersicht über die Teilregionen des Moldau-Projektes.

Schwerpunkt Neamţ-Senke

Seit 2015; bislang 18 Fundplätze.
Gradiometerprospektionen (abgeschlossen 2019), UAV-Modellierungen und Feldbegehungen (seit 2019) aller Fundplätze in einer geografischen Kleinregion.
Der Neamţ entwässert aus den Karpaten in die osteuropäische Ebene und stellt eine Durchgangsroute zwischen den Cucuteni-Gebieten dies- und jenseits der Karpaten dar. Zahlreiche, sehr kleine Fundplätze in einer eng umgrenzten Region erlauben genaue diachrone Untersuchungen ohne teure Ausgrabungen.

Kontrollregion Bistriţa/Siret
Seit 2015; bisher 9 Fundplätze.
Am Übergang von den Subkarpaten in die Ebene kann die topografische und chronologische Entwicklung von kleinen Siedlungen zu komplexen Großsiedlungen erforscht werden, z.B. in Ghelăieşti. Geplant: Ausweitung der Arbeiten an der Bistriţa analog zur Neamţ-Senke.

Schwerpunkt Scânteia
Seit 2015; bislang 3 Fundplätze.
Prospektion und Ausgrabung auf der Cucuteni-A3-Siedlung Scânteia sowie Prospektionen zeitgleicher Siedlungen im Umland.
Mit seinem klar strukturierten Aufbau und der teilweise phänomenalen Befunderhaltung nimmt Scânteia einen Sonderstatus unter den bisher untersuchten Fundplätzen ein. Seit 2016 gräbt die FAU-UFG hier gemeinsam mit rumänischen Kollegen unter Einsatz modernster Methoden ein Haus samt Umfeld aus. Zusammen mit den von rumänischer Seite bereits seit Jahrzehnten laufenden Grabungen liefern dies hoch detaillierte Erkenntnisse über die Feinchronologie und die Einheitlichkeit bzw. Diversität im Hausbau.
Diese können in großen Teilen auf die prospektierten, aber nicht oder nur unzureichend ausgegrabenen Siedlungen in fast allen Vergleichsgebieten projiziert werden. Lediglich Transsilvanien folgt hier als Folge der starken mitteleuropäischen Prägung eigenen Mustern.

Kontrollregion Transsilvanien
Seit 2019; bislang 5 Fundplätze.
“Kultureller Schmelztiegel Südtranssilvanien”. Paralleles Vorkommen von Petreşti- und Cucuteni-Kultur (hier Ariuşd-Gruppe). Mehrphasige Siedlungen beider Kulturen liegen hier an der Wasserscheide zwischen Olt und Mureş. Der Olt durchbricht die Karpaten in Richtung Donauebene (Südosteuropa), der Mureş verbindet Transsilvanien geografisch und kulturell mit Mitteleuropa. Führt ein kulturell diverseres Substrat zu anderen Prozessen als in der ebenfalls in einer Durchgangssituation liegenden Neamţ-Senke?

Kontollregion Prut/Bucovina
Seit 2016; bislang 15 Fundplätze.
Gradiometerprospektion von Siedlungen von >20ha, als Verbindung zu Projekten anderer Institutionen an den Riesensiedlungen der Cucuteni-Tripolye-Kultur in den Ebenen der Ukraine und der Republik Moldau.

Die Feldmaßnahmen – Übersicht

Frühjahr 2015: Gradiometerprospektion in den Kreisen Iaşi, Bacău, Cluj, Tulcea und Neamţ.
Erste Testkampagne.
Sommer 2016: Beginn der Ausgrabungen in Scânteia; Gradiometerprospektionen in den Kreisen Alba, Bacău, Neamţ, Suceava und Vaslui; Drohnenbefliegungenin den Kreisen Iaşi, Bacău und Neamţ.
Neben der Ausgrabung Geländemodellierungen der Fundplätze aus dem Frühjahr 2015 und Intensivierung der Magnetik im Kreis Neamţ. Erste Testmessung im römischen Kastell von Razboieni-Cetate (Alba).

Frühjahr 2017: Gradiometerprospektion in den Kreisen Alba, Neamţ, Iaşi, und Botoşani.
Großflächige Prospektion von Razboieni-Cetate (Ausgegliedert als eigenes Projekt), Beginn der planmäßigen Aufnahme der Neamţ-Senke, erste Testmessungen am Pruth.

Sommer 2017: Weiterführung der Grabung in Scânteia; Geomagnetische Prospektion in Tibana (Iaşi) und Parhauti (Suceava).

Frühjahr 2018: Gradiometerprospektion in den Kreisen Alba, Neamţ und Botoşani sowie in der Westukraine.
Fertigstellung der Magnetik in Razboieni-Cetate; Weiterführung der Aufnahme der Neamţ-Senke; Erweiterung der Gradiometerprospektionen am Pruth; Erste Testmessungen in Galizien (Westukraine).

Frühjahr 2019: Gradiometerprospektion und Befliegungen in Südost-Transsilvanien; Gradiometerprospektion, Befliegungen und Feldbegehungen in der Neamţ-Senke.

Sommer 2019: Weiterführung der Grabung in Scânteia; Geomagnetische Prospektion römischer und neolithischer Fundplätze an der Donau. (auch auf Twitter unter #scânteia2019).

Frühjahr 2020: Gradiometerprospektion und Befliegungen im Kreis Botoşani (auch auf Twitter unter #prospekt2020).

Herbst 2021: Gradiometerprospektion und Befliegungen in Südost-Transsilvanien und im Kreis Botoşani (auch auf Twitter unter #prospekt2021).

Frühjahr 2022: Gradiometerprospektion und Befliegungen im Kreis Neamţ 

Herbst 2022: Gradiometerprospektion und Feldbegehungen Kreis Botoşani (auch auf Twitter unter #prospekt2022_2).

Frühjahr 2023: Gradiometerprospektion und Feldbegehungen Kreis Botoşani (auch auf Twitter unter #prospekt2023_1).

Sommer 2023: Ausgrabung in Stauceni-Holm (Kr. Botoşani, auch auf Twitter unter #stauceni2023)

Herbst 2023: Gradiometerprospektion und Feldbegehungen in den Kreisen Botoşani und Neamţ

Frühjahr 2024: Besuch von Dr. Adela Kovács in Erlangen; Gradiometerprospektion und Feldbegehungen Kreis Botoșani und Neamţ

Sommer 2024: Ausgrabung in Stauceni-Holm (Kr. Botoşani)

Frühjahr 2025: Gradiometerprospektion und Fundbearbeitung in den Kreisen Botoşani und Neamţ

Der Projekt-Blog

Episode 34 – 08.03.-06.04.2025: Frühjahrsprospektion – Erfolgreiche Jubiläumsmaßnahme

10 Jahre erfolgreiche Kooperation

Am 8. März startete ein Team aus sechs Studierenden – von der Erstsemesterin bis zum frischen BA, vom Neuling bis zu langjährigen RumänienfahrerInnen – unter Leitung von Dr. C. Mischka zu der mittlerweile traditionellen Frühjahrsprospektion in Rumänien – fast auf den Tag genau 10 Jahre, nachdem 2015 ein erstes, kleines Vorausteam der UFG-FAU zu Gradiometerprospektionen nach Rumänien aufbrach.

Erstes Ziel: Piatra Neamţ

Das erste Ziel unseres Teams war passenderweise eine alte Bekannte: Die Stadt Piatra Neamţ. Der dortige Nationale Museumskomplex (CMNN) war auch schon 2015 unser Kooperationspartner. Die damaligen, heutzutage vergleichsweise kleinen Prospektionen in Izvoare und Râuceşti mündeten im Lauf der Jahre in eine intensive, großflächige Erforschung ganzer Siedlungslandschaften der kupferzeitlichen Precucuteni- und Cucuteni-Kultur. Dabei wird der CMNN insbesondere durch Dr. Constantin Preoteasa, Leiter des Cucuteni-Art-Museums in Piatra Neamţ und Dr. Vasile Diaconu, Leiter der Museumsdependance in Târgu Neamţ vertreten.

Blau: Die Fundplätze der Frühjahrskampagne 2025. Schwarz: Bereits durch die UFG-FAU untersuchte Fundplätze.
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Die Fundplätze der Frühjahrskampagne 2025 in Neamţ und Bacău. Schwarz: Bereits durch die UFG-FAU untersuchte Fundplätze.
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Seit 10 Jahren Anlaufpunkt für unsere Teams: Piatra Neamţ, am Fuße der Karpaten.
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Dr. C. Preoteasa (CMMN) führt das Team im Cucueni-Art Museum in die Keramik der einzelnen Cucuteni-Epochen ein.
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Blau: Die Fundplätze der Frühjahrskampagne 2025. Schwarz: Bereits durch die UFG-FAU untersuchte Fundplätze.
Die Fundplätze der Frühjahrskampagne 2025 in Neamţ und Bacău. Schwarz: Bereits durch die UFG-FAU untersuchte Fundplätze.
Seit 10 Jahren Anlaufpunkt für unsere Teams: Piatra Neamţ, am Fuße der Karpaten.
Dr. C. Preoteasa (CMMN) führt das Team im Cucueni-Art Museum in die Keramik der einzelnen Cucuteni-Epochen ein.

Zwei Fundplätze zum Ende…

Die Aufgabe des Teams in diesem Frühjahr war zunächst der Abschluss der Prospektionen aller Siedlungen in der Neamţ-Senke rund um Târgu Neamţ. So stand immer noch die Fertigstellung der Magnetik am Fundplatz Târpeşti „La Râpa lui Bodai“ an. Rund um die eigentlich schon komplett ausgegraben geglaubte Precucuteni-Siedlung erstreckt sich eine viel größere, bis zu unseren Messungen unbekannte Cucuteni-Siedlung. Auch die Tatsache, dass diese wiederum von einer noch größeren Streusiedlung der Bronzezeit überlagert ist, machte es nicht leicht, das Ende des Fundplatzes in alle Richtungen zu erreichen. Schließlich gelang es dem Team aber, auch die letzten fehlenden Flächen zu begehen, und siehe da: Jenseits der Ausgrabung liegen nicht nur einzelne Hausbefunde, sondern eine vollständige weitere Siedlung aus mehreren parallelen Häuserreihen und deutlich größer als der ausgegrabene Teil des Fundplatzes. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich auch die Nachuntersuchung bereits ergrabener Fundplätze lohnt.

Der nächste Fundplatz, Dumbrava „Poiana Cenuşa“ wurde gerade erst durch die Kollegen vom CMNN neu entdeckt. Er liegt am Rand der Neamţ-Senke, unseres zentralen Arbeitsgebietes, und so konnte das Team ihn natürlich nicht unbeachtet lassen! Er entpuppte sich als bisher unbekannte Siedlungsform der Cucuteni-Kultur: Ein fast 3,5ha umfassendes Grabenwerk beinhaltet nur ein einziges Haus! Ansonsten drängen sich in den Subkarpaten doch zumeist zahlreiche Häuser in kleineren Grabenanlagen zusammen. Zusätzlich zu diesenn Siedlungsbefunden fand sich im Profil am Rand der Terrasse noch der Rest eines Keramikbrennofens, in dem Dr. Diaconu tatsächlich noch Überreste von Cucuteni-Keramik fand. Ein einsames Töpferhaus also? Es mangelt nicht an Fragen, die unser Ergebnis neu aufgebracht hat.

Seit 10 Jahren nun der Beginn einer jeden Maßnahme in Rumänien: Die Einweisung in den Aufbau des Magnetikgerätes. Die Sondenstecker passen übrigens immer noch so mies wie am ersten Tag...
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Das Team ist ganz verloren in der Weite der Landschaft, hier auf dem Fundplatz Târpeşti 'Râpa lui Bodai'.
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F. Popp ringt der Weite der Landschaft mit dem Gradiometer wissenschaftliche Information ab.
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Steinartefakte aus Silex und Quarzit, Keramik aus der Kupfer-, Bronze- und Völkerwanderungszeit. Das übliche Oberflächeninventar von Târpeşti 'Râpa lui Bodai'.
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Die erste Auswertung der Magnetikdaten erfolgt noch direkt auf dem Fundplatz.
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Dr. C. Mischka erklärt den Studierenden den Keramikofen im Profil am Rand des Fundplatzes Dumbrava 'Poiana Cenuşa'.
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Der Keramikofen von Dumbrava 'Poiana Cenuşa' nach der Probenentnahme.
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Seit 10 Jahren nun der Beginn einer jeden Maßnahme in Rumänien: Die Einweisung in den Aufbau des Magnetikgerätes. Die Sondenstecker passen übrigens immer noch so mies wie am ersten Tag...
Das Team ist ganz verloren in der Weite der Landschaft, hier auf dem Fundplatz Târpeşti 'Râpa lui Bodai'.
F. Popp ringt der Weite der Landschaft mit dem Gradiometer wissenschaftliche Information ab.
Steinartefakte aus Silex und Quarzit, Keramik aus der Kupfer-, Bronze- und Völkerwanderungszeit. Das übliche Oberflächeninventar von Târpeşti 'Râpa lui Bodai'.
Die erste Auswertung der Magnetikdaten erfolgt noch direkt auf dem Fundplatz.
Dr. C. Mischka erklärt den Studierenden den Keramikofen im Profil am Rand des Fundplatzes Dumbrava 'Poiana Cenuşa'.
Der Keramikofen von Dumbrava 'Poiana Cenuşa' nach der Probenentnahme.

…und drei Fundplätze für einen neuen Anfang!

Die erste Woche bot perfekte Bedingungen für die Ausbildung der Teammitglieder in die Abläufe der Gradiometerprospektion und der Erstellung von Geländemodellen und Orthofotoplänen mit unseren Drohnen. Gut so, denn die zweite Woche startete weniger gnädig: Nach einem Wetterumschwung war der nächste Fundplatz – Costişa „Dealul Corneşti“ ein steiler, von Schnee bedeckter Hügel. Klein, aber gemein! Das mittlerweile eingespielte Team wuchtete die Geräte aber trotzdem den Hang hinauf und erarbeitete das Messbild eines Cucuteni-Fundplatzes, der trotz seiner extremen Lage noch zusätzlich von einem komplexen System aus Palisaden und Gräben geschützt war.

In den nächsten Tagen untersuchte das Team den Fundplatz Costişa „Cetatuia“, in Sichtweite von Costişa „Dealul Corneşti“ an der selben Terrassenkante gelegen. Eigentlich handelt es sich bei diesem um den eponymen Fundplatz der mittelbronzezeitlichen Costişa-Kultur. Doch dieser ist bereits vollständig ausgegraben, lediglich ein Grabenwerk zwischen „Akropolis“ und „Unterstadt“ konnte hier noch geomagnetisch nachgewiesen werden. Auch Befunde der kupferzeitlichen Precucuteni-Kultur sind aus den Grabungen bekannt, die Siedlung galt aber als durch die bronzezeitliche Besiedlung zerstört. Etwas unerwartet war daher die kleine Precucuteni-Siedlung, die das Team ca. 100 m von der Terrassenkante entfernt fand! Eigentlich hätte man sie an der Terrassenkante erwarten können, von einem Graben (mindestens einem!) umgeben. Einfach so auf der Terrassenfläche gelegen und ohne Graben, kam sie doch etwas überraschend.

Der nächste Fundplatz – Costişa „Dealul Bisericii“ – wie „Dealul Corneşti“ erst jüngst von Dr. Preoteasa vom CMNN entdeckt – zeigte dann vollends, dass das Siedlungswesen der Kupferzeit in Rumänien noch längst nicht vollständig bekannt ist: Auch hier lag eine Precucuteni-Siedlung nicht auf dem Sporn, auf dem wir sie erwartet hatten, sondern weiter zurückgesetzt auf der Hochebene. Und die ovale Form ist bislang erst aus der einige Jahrhunderte jüngeren Phase Cucuteni A3, und zudem nicht aus den Subkarpaten, sondern nur dem Moldawischen Plateau bekannt. Zudem weist die Siedlung eine „Megastructure“, ein vergleisweise besonders großes Gebäude also, auf. Auch solche Befunde sind bis auf eine Außnahme erst aus den jüngeren Phasen der Cucuteni-Kultur bekannt. Auch hier ist also ein Umdenken angesagt.

In Zukunft sollen diese drei Fundplätze der Kern einer neuen Testregion sein. Diese Region, die Cracău-Bistrița-Senke, ist deutlich größer als die Neamţ-Senke und reicht von den Subkarpaten bis weit in das Moldawische Plateau hinein. Hier könnte es gelingen, die siedlungsarchäologischen Prozesse am Übergang vom Gebirge zur Steppe und vom Neolithikum zur Kupferzeit noch besser herauszuarbeiten, als dies bisher möglich war.

Eine unangenehme Überraschung: Es hat über Nacht geschneit. Glücklicherweise nur auf den Bergen.
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Gut, dass der Schnee nur auf den Bergen liegt. Schlecht, dass Costişa „Dealul Corneşti“ ein Berg ist.
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M. Gruber und D. Gräf planen das weitere Vorgehen auf dem Dealul Corneşti.
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Costişa „Cetatuia“: Ausblick von der 'Akropolis' über die Cracău-Bistrița-Senke auf die Karpaten
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Das Team bei der Prospektion der Vorbung von Costişa „Cetatuia“. Rechts: Die 'Akropolis', links die Terrasse mit der Precucuteni-Siedlung.
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Costişa 'Cetatuia' ist eine archäologische Schutzzone. Das Verbot von Ackerbau bedeutet aber leider auch eine unangenehme Menge extrem stacheliger Büsche.
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UAV-Ausbildung 1: F. Portenhauser startet zusammen D. Gräf zur Luftbildmodellierung eines Fundplatzes. Drei Fundplätze werden die beiden heute befliegen.
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UAV-Ausbildung 2: Noch auf dem Fundplatz wird das erste Modell gerechnet, um sicherzugehen, dass keine Fotos fehlen.
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UAV-Ausbildung 3: Das Ergebnis ist ein hochgenaues Geländemodell der bronzezeitlichen Festung von Costişa, deren 'Vorburg' und der angrenzenden Hochfläche der Terrasse.
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Eine nicht alltägliche Prozession: Das Team trägt das Equipment über den Friedhof von Măgirești.
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Măgirești: Fundstücke der Phasen Cucuteni AB (3 Stk.), Cucuteni A und Precucuteni (v.rl)
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Eine unangenehme Überraschung: Es hat über Nacht geschneit. Glücklicherweise nur auf den Bergen.
Gut, dass der Schnee nur auf den Bergen liegt. Schlecht, dass Costişa „Dealul Corneşti“ ein Berg ist.
M. Gruber und D. Gräf planen das weitere Vorgehen auf dem Dealul Corneşti.
Costişa „Cetatuia“: Ausblick von der 'Akropolis' über die Cracău-Bistrița-Senke auf die Karpaten
Das Team bei der Prospektion der Vorbung von Costişa „Cetatuia“. Rechts: Die 'Akropolis', links die Terrasse mit der Precucuteni-Siedlung.
Costişa 'Cetatuia' ist eine archäologische Schutzzone. Das Verbot von Ackerbau bedeutet aber leider auch eine unangenehme Menge extrem stacheliger Büsche.
UAV-Ausbildung 1: F. Portenhauser startet zusammen D. Gräf zur Luftbildmodellierung eines Fundplatzes. Drei Fundplätze werden die beiden heute befliegen.
UAV-Ausbildung 2: Noch auf dem Fundplatz wird das erste Modell gerechnet, um sicherzugehen, dass keine Fotos fehlen.
UAV-Ausbildung 3: Das Ergebnis ist ein hochgenaues Geländemodell der bronzezeitlichen Festung von Costişa, deren 'Vorburg' und der angrenzenden Hochfläche der Terrasse.
Eine nicht alltägliche Prozession: Das Team trägt das Equipment über den Friedhof von Măgirești.
Măgirești: Fundstücke der Phasen Cucuteni AB (3 Stk.), Cucuteni A und Precucuteni (v.rl)

Beinahe auch noch einen Tell…

Eigentlich schon deutlich außerhalb unseres Forschungsgebietes lag der letzte Fundplatz, den das Team von Piatra Neamţ aus anfuhr: Das Dorf Măgirești im Landkreis Bacău. Ebenfalls noch in den Subkarpaten gelegen, gab es dort die Möglichkeit, eine der sehr seltenen mehrschichtigen Siedlungen der Kupferzeit östlich der Karpaten zu untersuchen: Beim Ausschachten der Gräber des Friedhofes, auf einer Hügelkuppe über dem Dorf gelegen, kommt immer wieder Keramik der Phasen Cucuteni A, AB und Precucuteni zu Tage. Also nahm das Team die Gelegenheit war, auf den Flächen um die Kirche und den Friedhof nach eventuellen Siedlungsresten zu suchen. Es wurde ein schöner Tag, auch aufgrund der Gastfreundschaft des Bürgermeisters und der Gemeindeverwaltung. Es stellte sich leider aber auch heraus, dass alle archäologischen Befunde durch den Friedhof und die Kirche überlagert – und damit größtenteils wohl auch zerstört – sind. Lediglich den betonierten Vorplatz zwischen Kirche und Friedhof könnte man vielleicht noch aufstemmen, um an die Siedlungsreste darunter zu kommen…

Weiter in die Steppe

Die zweite Hälfe der Kampagne verbrachte das Team in Botoșani, im äußersten Nordosten Rumäniens. Die Kooperation mit dem dortigen Historischen Museum des Landkreises, vertreten durch Dr. Adela Kovács startete zwar erst 2017, trotzdem entwickelte sich dieser Landkreis ob seiner enormen Fundplaztdichte zu einem der Zentren unserer Forschungen. Hauptsächlich konzentrieren sich die Arbeiten unseres Moldau-Projektes auf das Tal des Sitna. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt Botoșani laufen hier z.B. seit 2023 die Ausgrabungen am Cucuteni A3-zeitlichen Fundplatz von Stăuceni „Holm“. Auf weiteren 10 Fundplätzen in diesem Tal wurden in den letzten 3 Jahren bereits Gradiometerprospektionen und Feldbegehungen durchgeführt.

Einiges an Innendienst…

Diese Kampagne in Botoșani hatte zwei Schwerpunkte: Vor dem Ende des Moldau-Projektes mussten noch all die Funde aufgenommen werden, die in den Feldbegehungen der letzten Kampagnen aufgelesen wurden, aber noch nicht abschließend bearbeitet werden konnten. Demnach befand sich fast die gesamten zwei Wochen ein Teil des Teams im Innendienst im Museum. Und es gelang den Studierenden auch tatsächlich, den gesamten Rückstand aufzuholen. So blieb denn auch noch Zeit, an dem einzigen im Außendienst prospektierten Fundplatz, Văculești „La Prisaca“ weitere Feldbegehungen zu machen und auch dort zu den gefundenen Hausstandorten datierendes Material zu gewinnen. Zudem fertigte das Team auch noch 3D-Modelle von über 40 Cucuteni-zeitlichen Statuetten und Figurinen für eine geplante morphometrische Analyse an.

…und ein sehr großer Fundplatz.

Anders als in den Subkarpaten sind die Fundplätze auf dem Moldawischen Plateau weniger, aber größer. Manchmal unangenehm groß, wie sich zeigen sollte. So war eigentlich geplant, die im letzten Sommer begonnenen Arbeiten auf dem Cucuteni B – zeitlichen Fundplatz Văculești „La Prisaca“ zuende zu bringen. Deutlich größer als der in der Nähe gelegene, 10ha große Platz von Văculești „La Odaie“ würde er schon nicht werden. Falsch! Zwar erschwerte schlechtes Wetter, Regen, Sturm und Schlamm die Arbeiten, aber nach 100 neuen Hausbefunden steht fest: Mit mindestens 25ha, möglicherweise aber auch bis zu 50ha Fläche liegt hier der bislang größte bekannte Cucuteni-Fundplatz Rumäniens vor uns! Selbst mit unserem mittlerweile teilweise motorisierten Magnetikgerät noch genug Arbeit für mindestens eine weitere Kampagne.

Das einzige Ziel der zweiten Hälfte der Kampagne: Văculești 'La Prisaca' am Nordwestende des Sitna-Tales (schwarze Punkte: bisher untersuchte Fundplätze).
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Die Suche nach neuen Fundplätzen führt das Team auch abseits ausgetretener Pfade.
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Extensive Feldbegehung: M. Gruber, Dr. A. Kovács und F. Popp verifizieren einen bisher nur aus den Akten bekannten Fundplatz.
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M. Gruber, D. Gräf und F. Popp bauen den gefederten Messanhänger für große Flächen zusammen. Fehlt nur noch ein standesgemäßes Zugfahrzeug!
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Es muss improvisiert werden! Mit einem ATV oder Geländewagen lassen einen die Landwirte hier nicht auf ihre Flächen. Der Einachsschlepper ist viel leichter und daher unproblematisch.
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Mit dem motorisierten Messwagen lassen sich Bahnen von mehreren 100 Metern Länge problemlos messen.
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Die Überreste eines zerpflügten Hausgrundrisses. Nicht immer ist er noch in der Magnetik sichtbar.
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Unter der Anleitung von F. Portenhauser stecken K. Neßhöver und J. Sieler die Hausbefunde aus der Geomagnetik mit dem DGPS ab.
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Im Radius von 8m um einen Hausbefund werden die Fundstücke eingesammelt.
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Es werden noch mehr Scherben. Versprochen!
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Der Ackerbau hat diesen Hausbefund vollständig zerstört. Nur ein kleines Kunstwerk noch nicht!
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Der Fund im Detail: Eine vollständig erhaltene Cucuteni B Frauenstatuette.
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Innendienst 1: F. Popp und D. Gräf waschen die gefundenen Fundstücke.
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Innendienst 2: F. Popp, D. Gräf und K. Neßhöfer klassifizieren, zählen und wiegen das Fundmaterial.
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Innendienst 3: Die Ergebnisse der Fundauswertung werden in Listen eingetragen.
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Innendienst 4: J. Sieler erstellt SfM-Modelle der Cucuteni-Statuetten im Lightcube.
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Innendienst 5: Objekt im Makro-Fokus: Das Bein einer Frauenstatuette.
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Innendienst 6: Dr. C. Mischka mit M. Gruber und D. Gräf bei der Auswertung der Geomagnetik.
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Das Team in Dumbrava: Dr. Vasile Diaconu (CMMN), Dario Gräf, Martin Gruber, Kara Neßhöver, Franziska Popp, Josina Sieler, Dr. Carsten Mischka (alle UFG-FAU), Dr. Constantin Preoteasa (CMMN), Fin Portenhauser (UFG-FAU)
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Das Team im Magazin des Museums von Botoșani: Martin Gruber, Dr. Adela Kovács (Museum Botoșani), Dr. Carsten Mischka, Fin Portenhauser, Dario Gräf, Franziska Popp, Josina Sieler und Kara Neßhöver (v.l.).
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Das einzige Ziel der zweiten Hälfte der Kampagne: Văculești 'La Prisaca' am Nordwestende des Sitna-Tales (schwarze Punkte: bisher untersuchte Fundplätze).
Die Suche nach neuen Fundplätzen führt das Team auch abseits ausgetretener Pfade.
Extensive Feldbegehung: M. Gruber, Dr. A. Kovács und F. Popp verifizieren einen bisher nur aus den Akten bekannten Fundplatz.
M. Gruber, D. Gräf und F. Popp bauen den gefederten Messanhänger für große Flächen zusammen. Fehlt nur noch ein standesgemäßes Zugfahrzeug!
Es muss improvisiert werden! Mit einem ATV oder Geländewagen lassen einen die Landwirte hier nicht auf ihre Flächen. Der Einachsschlepper ist viel leichter und daher unproblematisch.
Mit dem motorisierten Messwagen lassen sich Bahnen von mehreren 100 Metern Länge problemlos messen.
Die Überreste eines zerpflügten Hausgrundrisses. Nicht immer ist er noch in der Magnetik sichtbar.
Unter der Anleitung von F. Portenhauser stecken K. Neßhöver und J. Sieler die Hausbefunde aus der Geomagnetik mit dem DGPS ab.
Im Radius von 8m um einen Hausbefund werden die Fundstücke eingesammelt.
Es werden noch mehr Scherben. Versprochen!
Der Ackerbau hat diesen Hausbefund vollständig zerstört. Nur ein kleines Kunstwerk noch nicht!
Der Fund im Detail: Eine vollständig erhaltene Cucuteni B Frauenstatuette.
Innendienst 1: F. Popp und D. Gräf waschen die gefundenen Fundstücke.
Innendienst 2: F. Popp, D. Gräf und K. Neßhöfer klassifizieren, zählen und wiegen das Fundmaterial.
Innendienst 3: Die Ergebnisse der Fundauswertung werden in Listen eingetragen.
Innendienst 4: J. Sieler erstellt SfM-Modelle der Cucuteni-Statuetten im Lightcube.
Innendienst 5: Objekt im Makro-Fokus: Das Bein einer Frauenstatuette.
Innendienst 6: Dr. C. Mischka mit M. Gruber und D. Gräf bei der Auswertung der Geomagnetik.
Das Team in Dumbrava: Dr. Vasile Diaconu (CMMN), Dario Gräf, Martin Gruber, Kara Neßhöver, Franziska Popp, Josina Sieler, Dr. Carsten Mischka (alle UFG-FAU), Dr. Constantin Preoteasa (CMMN), Fin Portenhauser (UFG-FAU)
Das Team im Magazin des Museums von Botoșani: Martin Gruber, Dr. Adela Kovács (Museum Botoșani), Dr. Carsten Mischka, Fin Portenhauser, Dario Gräf, Franziska Popp, Josina Sieler und Kara Neßhöver (v.l.).

(C. Mischka)

Episode 33 – 27.07.-2024-22.08.2024

Lehrgrabung 2024 in Stăuceni „Holm“/Rumänien

Ein multinationales Team

Nach vier Wochen Feldarbeit kehrte unser Feldforschungsteam von der jährlichen Grabungskampagne in Rumänien zurück. Wie schon im letzten Jahr stand wieder die Erforschung einer sogenannten „Megastructure“ auf dem Fundplatz Stăuceni „Holm“ im Mittelpunkt der Maßnahme. Zehn Studierende unter der Leitung von Prof. Dr. D. Mischka und Dr. C. Mischka (UFG-FAU) und Dr. A. Kovács (Historisches Museum Botoșani) waren dabei Teil eines multinationalen Teams, dem auch Kolleg*innen aus Rumänien (Universitäten Cluj und Iaşi, Archäologisches Institut der Rumänischen Akademie, Außenstelle Iaşi) und Tschechien (Schlesisches Museum Opava) angehörten.

Die „Megastructure“

Bei der sogenannten „Megastructure“ handelt es sich um eine außergewöhnlich große Struktur (der Begriff „Gebäude“ muss hier zunächst einmal vermieden werden) im Eingangsbereich der Siedlung Stăuceni „Holm“, einem Fundplatz aus der Cucuteni A3 – Epoche (ca. 4300-4000 v. Chr.). Nach der geomagnetischen Prospektion und einer planmäßigen Oberflächenaufsammlung auf dem Fundplatz in den Jahren 2021 und 2022 begann im letzten Jahr die Erforschung der ca. 32x12m großen Struktur durch eine planmäßige Ausgrabung. An Forschungsfragen mangelt es dabei nicht, schließlich wurden bereits über 1000 Häuser der Cucuteni-Tripilija-Kultur ausgegraben, allerdings noch nicht mal eine Handvoll „Megastructures“. Dafür gibt es jedoch genügend Interpretations- und Deutungsvorschläge für diese Befunde.

Die Grabung 2024 – mehr als nur ein Fußboden?!

Zunächst wurden die Schnitte des letzten Jahres noch einmal geöffnet um die Befunde unterhalb des Fußbodens zu erfassen. Dabei konnte insbesondere der Fundamentgraben der Wand, die die Struktur ergab, perfekt dokumentiert werden. In diesem fanden sich auch Spuren einiger größerer Pfosten. Deren Funktion bleibt zunächst unklar, fehlt doch für die westlichen Teile der Struktur, die im letzten Jahr gegraben wurden, jegliche Hinweise auf Wände oder gar ein Dach.

Die bisher im Kreis Botoșani durch die UFG-FAU untersuchten Fundplätze (Stand 8/2024)
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Grabungseinrichtung 1: Jedes Jahr auf's Neue: Einrichten der DGPS-Basis über dem Grabungsfixpunkt.
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Grabungseinrichtung 2: Ausstecken der Schnitte mit dem DGPS.
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Grabungseinrichtung 3: Fertig ausgesteckt. Der Bagger kann kommen!
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Die Schnitte im Vergleich zum Magnetikbefund der 'Megastructure'.
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Die Schnitte 'in echt' auf dem Geländesporn 'Holm'.
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Der Bagger kommt und befreit die Schnitte vom Oberboden.
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Der Bagger ist weg. Und hat leider eine ziemliche Hügellandschaft hinterlassen!
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Da ist Nacharbeit angesagt! Ausmessen der Zielhöhe für das Planum mit dem Tachymeter.
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Archäologie ist die Wissenschaft des Spatens. Und der Spitzhacke, der Kreuzhacke, der Schaufel, der Schubkarre und der sehr hohen Abraumhaufen!
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Das Team hat in Schnitt 3 wieder Ordnung geschaffen. Die Reste vom letzten Jahr können nun abgearbeitet werden.
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Die bisher im Kreis Botoșani durch die UFG-FAU untersuchten Fundplätze (Stand 8/2024)
Grabungseinrichtung 1: Jedes Jahr auf's Neue: Einrichten der DGPS-Basis über dem Grabungsfixpunkt.
Grabungseinrichtung 2: Ausstecken der Schnitte mit dem DGPS.
Grabungseinrichtung 3: Fertig ausgesteckt. Der Bagger kann kommen!
Die Schnitte im Vergleich zum Magnetikbefund der 'Megastructure'.
Die Schnitte 'in echt' auf dem Geländesporn 'Holm'.
Der Bagger kommt und befreit die Schnitte vom Oberboden.
Der Bagger ist weg. Und hat leider eine ziemliche Hügellandschaft hinterlassen!
Da ist Nacharbeit angesagt! Ausmessen der Zielhöhe für das Planum mit dem Tachymeter.
Archäologie ist die Wissenschaft des Spatens. Und der Spitzhacke, der Kreuzhacke, der Schaufel, der Schubkarre und der sehr hohen Abraumhaufen!
Das Team hat in Schnitt 3 wieder Ordnung geschaffen. Die Reste vom letzten Jahr können nun abgearbeitet werden.

Die in diesem Jahr neu aufgezogenen Schnitte erfassen nun weitere Teile der Struktur im Norden und Osten, in Richtung ihres Zentrums. Diese Schnitte erbrachten teils unerwartete, neue Erkenntnisse. Zunächst konnte das Team auch in diesem Jahr unter dem Rotlehm des verbrannten Hauses die perfekt erhaltenen Abdrücke des ehemaligen Holzfußbodens freilegen.

Nicht mit dem Pinsel! Mit dem Sauger! Im kleineren der neuen Schnitte wird die Oberfläche des Schutthügels des Gebäudes freigelegt.
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Die Oberfläche liegt frei. Prof. Dr. Mischka ist mit dem Ergebnis recht zufrieden.
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Im letzten Jahr nicht mehr geschafft: Der Fundamentgraben des Gebäudes wird erst deutlich unter dem Brandschutt sichtbar.
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Nach der Freilegung des Grabens geht es an das Schneiden der Pfostengruben.
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Noch mehr Rotlehm! Inzwischen wird im größeren der neuen Schnitte auch der Brandschutt freipräpariert.
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Es brauch das ganze Team, um einen Schnitt freizulegen!
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Auch ein aufziehendes Gewitter schreckt das Team nicht ab!
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Die Oberfläche ist fast vollständig freigelegt. Gut sichtbar: Einzelne, runde Gruben. Sie wurden später in das zerstörte Haus eingetieft.
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Zelt 1: Normalerweise reicht eine einfache Konstruktion als Sonnenschirm für das Feldbüro aus.
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Zelt 2: Bei zu großer Hitze bleibt aber nur noch der Rückzug in das Grubenhaus!
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Sammelfunde eines Tages: Rinderprotomen und Statuettenfragmente.
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Sammelfunde eines Tages: Silexartefakte und Steinbeilklinge aus Felsgestein.
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Ein kleines Gefäß - fast vollständig im Brandschutt!
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Retro-Stil 4100 v. Chr.: Ein Cucuteni A-Gefäß, verziert in Precucuteni-Technik. Damals schon über 400 Jahre veraltet!
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Puzzle 1: Es beginnt das Abnehemen des Rotlehms, um den Fußboden zu rekonstruieren.
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Puzzle 2: Unter dem Rotlehm zeigen sich die Abdrücke der längst vergangenen Hölzer des Fußbodens.
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Puzzle 3: In den zusammengepuzzelten Rotlehmbrocken ist gut der Abdruck der Rundhölzer im Negativ zu sehen.
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Puzzle 4: Währenddessen wird am anderen Ende des Schnittes eine Herdstelle wieder zusammengefügt.
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Langsam, aber sicher zeigt sich der komplette Fußboden.
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Blick von oben auf den Fußboden. Gut sichtbar: Die Abdrücke der Rundhölzer, eine große Störung im Südwesten und eine Scherbenkonzentration am Ostrand des Schnittes.
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Müll auf dem Fußboden: Mindestens 2 zerscherbte Gefäße unter dem Brandschutt auf den Holzabdrücken.
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Die vier Schnitte von oben. In dreien ist bereits der Fundamentgraben sichtbar, im letzten muss noch der letzte Rest des Brandschutts abgenommen werden.
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Nicht mit dem Pinsel! Mit dem Sauger! Im kleineren der neuen Schnitte wird die Oberfläche des Schutthügels des Gebäudes freigelegt.
Die Oberfläche liegt frei. Prof. Dr. Mischka ist mit dem Ergebnis recht zufrieden.
Im letzten Jahr nicht mehr geschafft: Der Fundamentgraben des Gebäudes wird erst deutlich unter dem Brandschutt sichtbar.
Nach der Freilegung des Grabens geht es an das Schneiden der Pfostengruben.
Noch mehr Rotlehm! Inzwischen wird im größeren der neuen Schnitte auch der Brandschutt freipräpariert.
Es brauch das ganze Team, um einen Schnitt freizulegen!
Auch ein aufziehendes Gewitter schreckt das Team nicht ab!
Die Oberfläche ist fast vollständig freigelegt. Gut sichtbar: Einzelne, runde Gruben. Sie wurden später in das zerstörte Haus eingetieft.
Zelt 1: Normalerweise reicht eine einfache Konstruktion als Sonnenschirm für das Feldbüro aus.
Zelt 2: Bei zu großer Hitze bleibt aber nur noch der Rückzug in das Grubenhaus!
Sammelfunde eines Tages: Rinderprotomen und Statuettenfragmente.
Sammelfunde eines Tages: Silexartefakte und Steinbeilklinge aus Felsgestein.
Ein kleines Gefäß - fast vollständig im Brandschutt!
Retro-Stil 4100 v. Chr.: Ein Cucuteni A-Gefäß, verziert in Precucuteni-Technik. Damals schon über 400 Jahre veraltet!
Puzzle 1: Es beginnt das Abnehemen des Rotlehms, um den Fußboden zu rekonstruieren.
Puzzle 2: Unter dem Rotlehm zeigen sich die Abdrücke der längst vergangenen Hölzer des Fußbodens.
Puzzle 3: In den zusammengepuzzelten Rotlehmbrocken ist gut der Abdruck der Rundhölzer im Negativ zu sehen.
Puzzle 4: Währenddessen wird am anderen Ende des Schnittes eine Herdstelle wieder zusammengefügt.
Langsam, aber sicher zeigt sich der komplette Fußboden.
Blick von oben auf den Fußboden. Gut sichtbar: Die Abdrücke der Rundhölzer, eine große Störung im Südwesten und eine Scherbenkonzentration am Ostrand des Schnittes.
Müll auf dem Fußboden: Mindestens 2 zerscherbte Gefäße unter dem Brandschutt auf den Holzabdrücken.
Die vier Schnitte von oben. In dreien ist bereits der Fundamentgraben sichtbar, im letzten muss noch der letzte Rest des Brandschutts abgenommen werden.

Doch darauf und darunter lagen die Überraschungen: Am Rand des östlichen Schnittes lagen auf dem Rotlehm des Fußbodens noch Reste von Rotlehm mit Flechtwerkabdrücken – Wandreste! Unter dem Boden konnten dann per Geomagnetik im Grabungsschnitt weitere Befunde erkannt werden, die im Planum noch unsichtbar blieben. Sie stellten sich als massive, mit Rotlehm gefüllte Pfostenlöcher heraus, die bis zu 75 cm unter die Oberfläche des ehemaligen Fußbodens reichten – ein bisher für die Cucuteni-Kultur unbekanntes Novum. Also doch ein Haus? Oder zumindest der Anfang eines Hauses mit einer (ziemlich großen) Holzveranda? Zahlreiche Keramikkonzentrationen und auch die Reste einer Herdstelle zeigen aber eine intensive Nutzung dieses (Gebäude-?) Teils an. Die Ausgrabungen im nächsten Jahr werden weitere Klarheit bringen.

Nach der Dokumentation des Fußbodens geht es mit neuem Elan wieder an die schwere Erdarbeit! Was ist noch unter dem Boden?
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Der Schnitt ist betonhart ausgetrocknet. Aber in der Geomagnetik bleiben die Befunde trotzdem deutlich sichtbar!
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Die beiden runden Flecken am rechten Schnittrand verheißen nichts Gutes! Da ist noch was unter dem Fußboden...
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Aus dem Wandgraben sind schon einige tiefe Pfosten bekannt. Hier liegen zwei eng beienander, ausgerechnet im Profilsteg!
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Aber mussten diese Pfosten denn auch im Inneren des Gebäudes auftauchen? Und gleich so tief?
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Bisher aus Cucuteni-Gebäuden unbekannt: Derart massive Pfosten im Gebäudeinneren.
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Nach der Dokumentation des Fußbodens geht es mit neuem Elan wieder an die schwere Erdarbeit! Was ist noch unter dem Boden?
Der Schnitt ist betonhart ausgetrocknet. Aber in der Geomagnetik bleiben die Befunde trotzdem deutlich sichtbar!
Die beiden runden Flecken am rechten Schnittrand verheißen nichts Gutes! Da ist noch was unter dem Fußboden...
Aus dem Wandgraben sind schon einige tiefe Pfosten bekannt. Hier liegen zwei eng beienander, ausgerechnet im Profilsteg!
Aber mussten diese Pfosten denn auch im Inneren des Gebäudes auftauchen? Und gleich so tief?
Bisher aus Cucuteni-Gebäuden unbekannt: Derart massive Pfosten im Gebäudeinneren.

 

Und nebenher noch zwei neue Großsiedlungen…

Um den Erntestand zu nutzen, führte ein Teil des Teams zusätzliche Geomagnetikuntersuchungen auf zwei weiteren Fundstellen in der Region durch. Zunächst konnte die Prospektion von Văculeşti „La Odaie“ endlich abgeschlossen werden. Im Frühjahr verhinderten dies noch Regen und Matsch, jetzt liegt der gesamte Plan dieser über 11 Hektar großen, ringförmig angelegten Cucuteni A/B-Siedlung vor.

Nur ein paar Kilometer entfernt wurden in Văculeşti „La Prisacă“ überall wo möglich, erste Suchstreifen zwischen die Maisfelder gelegt. Das dortige Plateau bietet 24 Hektar Platz und jede Menge Sammelfunde aus der Cucuteni-Kultur. Es fanden sich dann auch zahlreiche Hausbefunde und auch Hinweise auf ein Grabenwerk. Allerdings konnte noch nicht geklärt werden, ob es sich um eine sehr große Siedlung handelt, oder um mehrere kleineren Siedlungen, die nacheinander auf demselben Plateau angelegt wurden. Im Herbst wird der Mais hoffentlich geerntet sein, so dass die Herbstmagnetik hier Klarheit schaffen kann.

Wie es denn nun weitergeht

Die Grabung im Sommer 2024 hat wieder einmal gezeigt, dass auch Lehrgrabungen geeignet sind, wertvolle Forschungsergebnisse zu liefern. Auch unter härtesten klimatischen Bedingungen (bis zu 38° im Schatten – nur gibt es den im Umkreis von 50 Kilometern nicht…) lernten die Studierenden nicht nur die Arbeit mit den technischen Geräten, die Feinarbeit am Rotlehm oder das Zeichnen und Fotografieren. Auch die klassischen einfachen, schweren Erdarbeiten mit Spaten und Schaufel waren Teil des Alltags und wurden vom Team erfolgreich bewältigt.

Es bleibt daher zu hoffen, dass zumindest einige der Studierenden auch nächstes Jahr wieder dabei sind, um ihre Erfahrungen dann dem neuen Jahrgang an Kommiliton*innen beibringen zu können – und das Rätsel um die seeehr große Veranda und das noch ein bisschen zu kleine Haus zu lösen!

Zuletzt noch: Vielen Dank an das gesamte Team!

Viele Leute, aber noch längst nicht das ganze Team! v. links: O. Klápa, M. Kokeová (Mus. Opava), I. Chirila (Akademie Iasi), A. Guliciuc (Univ. Cluj), Dr. A. Kovác (Mus. Botosani), Prof. D. Mischka, H. Mändl, Ch. Moor, M. Kacar, M. Gruber, L. Galla, L. Retkowski, K. Hahn, F. Portenhauser, J. Sieler, A. Botsch und Dr. C. Mischka (UFG-FAU).
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Viele Leute, aber noch längst nicht das ganze Team! v. links: O. Klápa, M. Kokeová (Mus. Opava), I. Chirila (Akademie Iasi), A. Guliciuc (Univ. Cluj), Dr. A. Kovác (Mus. Botosani), Prof. D. Mischka, H. Mändl, Ch. Moor, M. Kacar, M. Gruber, L. Galla, L. Retkowski, K. Hahn, F. Portenhauser, J. Sieler, A. Botsch und Dr. C. Mischka (UFG-FAU).

Unsere Kollegen:

Adela Kovác, Alex Ciobanu, Alex Nicifor (Muzeul de Istorie Botoşani), Constantin Aparaschivei (Muzeul Bucovinei Suceava), Ionuţ Chirila (Institutul de Arheologie Iaşi), Alina Guliciuc (Univ. Cluj), Ondřej Klápa, Monika Kokeová (Slezské zemské muzeum Opava), Hannah Shlosberg (Constanţa), Vlad Voiniciuc (Universität Iaşi).

Das Team der UFG-FAU:

Doris Mischka, Carsten Mischka, Aurora Botsch, Lorenz Galla, Martin Gruber, Konrad Hahn, Miray Kaçar, Hanna Mändl, Christina Moor, Fin Portenhauser, Lucas Retkowski und Josina Sieler.

(C. Mischka)

Episode 32 – 24.02.-08.03.2024

Forschung und praktische Ausbildung im Feld und im Museum – Rückblick auf die Prospektion Rumänien

Auch die diesjährige, traditionelle Frühjahrskampagne in Rumänien war ein voller Erfolg für die archäologische Forschung und die Ausbildung an unserem Institut. Im Rahmen dieser Maßnahme waren, betreut von Prof. Doris und Dr. Carsten Mischka, bis zu 12 Studierende der archäologischen Wissenschaften vom 24. Februar bis zum 28. März in Ostrumänien tätig. Sie sollten einen Großteil von dem lernen, was moderne archäologische Prospektion ausmacht: Nicht nur geophysikalische Prospektion, auch klassische Feldbegehungen in Raster/Grid- und Perimetermethode (Umkreis um einen geomagnetischen Befund) und Einzelfundeinmessungen mit Tachymeter und DGPS standen auf der Tagesordnung. Dazu kam die Nachbearbeitung im Museum – Funde waschen, Keramik und Steinartefakte bestimmen, Datenbanken befüllen – auch dies sind integrale Bestandteile archäologischer Feldarbeit und wollen gelernt sein.

Die Fundplätze der Frühjahrskampagne 2024 (rote Punkte). (schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze)
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Bis zum Anschlag - und das zweite Auto ist genauso voll mit Geräten!
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Vielen Dank an das Team: Dr. C. Mischka, M. Trodler BA, A. Botsch BA, C. Moor, F. Portenhauser, D. Gräf, L. Güc, A. Murr, L. Galla, Prof. D. Mischka, H. Mändl, R. Ulm, M. Kacar und J. Sieler (v.l.)
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Die Fundplätze der Frühjahrskampagne 2024 (rote Punkte). (schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze)
Bis zum Anschlag - und das zweite Auto ist genauso voll mit Geräten!
Vielen Dank an das Team: Dr. C. Mischka, M. Trodler BA, A. Botsch BA, C. Moor, F. Portenhauser, D. Gräf, L. Güc, A. Murr, L. Galla, Prof. D. Mischka, H. Mändl, R. Ulm, M. Kacar und J. Sieler (v.l.)

Woche 1: Römische Dörfer – Römische Städte – Römische Festungen – Start der Feldsaison in der Dobrudscha

Start der Ausbildung in Celic Dere

In der ersten Woche der diesjährigen Frühjahrskampagne in Rumänien arbeitete das – mit vier Studierenden und Dr. C. Mischka noch kleine – Team in der Dobrudscha im Kreis Tulcea. Hier, im Gebiet zwischen Donaudelta und Schwarzmeerküste stand die Erforschung der römischen Besiedlung im Vordergrund. Gemeinsam mit einem Team unserer Kooperationspartner vom Archäologischen Institut der Rumänischen Akademie, Außenstelle Iaşi (Dr. Alexander Rubel), wurde zunächst der Fundplatz Teliţa „Celic Dere“, in der Nähe des gleichnamigen Klosters untersucht. Hier wurde bei Baumaßnahmen eine römische Fundstelle angeschnitten, deren Ausdehnung und Struktur es nun zu erforschen galt. Dies war eine gute Gelegenheit, das Team in die Arbeitsabläufe einzuarbeiten: Auf- und Abbau der Messgeräte, Einsatz des Gradiometers und Auswertung der Daten sowie das Erstellen eines Geländemodells mit der Institutsdrohne. Zudem mussten die Einzelfunde eingemessen werden, die die Kollegen aus Iaşi bei ihrer Feldbegehung machten: Römische Münzen, Glasperlen, Bronzeartefakte, Reliefsigillata etc.
Nach drei Tagen Arbeit war das Team eingespielt und es stand fest, dass es sich hier einst um ein Straßendorf mit gemischter Holz- und Steinbebauung handelte.

Die Fundplätze in der Dobrudscha im Frühjahr 2024. (schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze)
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Celic Dere: Durch dieses Tal läuft die Römerstraße. Links und rechts davon standen die Häuser des Straßendorfes.
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Celik Dere: Im Entwässerungsgraben klar sichtbar: Die Reste der römischen Gebäude.
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Prof. A. Rubel (Archäologisches Institut Iaşi) und Dr. C. Mischka (UFG-FAU) besprechen die Ausdehnung der Prospektionsfläche.
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Der erste Zusammenbau des Magnetikgeräts im Tal von Celic Dere.
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Gut und schlecht erhaltene Hausbefunde entlang der Römerstraße in Celic Dere.
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Unterschiedlich gut gealtert - Ein Silberdenar von Severus Alexander (Kaiser 222-235 n.Chr.) und eine ziemlich marode Bronzemünze vom Fundplatz Celic Dere.
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Oberflächenfunde 2: Römische Glasperlen
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Oberflächenfunde 3: Längliche Glasperlen
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Oberflächenfunde 4: Terra Sigillata mit Tierrelief.
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Die Fundplätze in der Dobrudscha im Frühjahr 2024. (schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze)
Celic Dere: Durch dieses Tal läuft die Römerstraße. Links und rechts davon standen die Häuser des Straßendorfes.
Celik Dere: Im Entwässerungsgraben klar sichtbar: Die Reste der römischen Gebäude.
Prof. A. Rubel (Archäologisches Institut Iaşi) und Dr. C. Mischka (UFG-FAU) besprechen die Ausdehnung der Prospektionsfläche.
Der erste Zusammenbau des Magnetikgeräts im Tal von Celic Dere.
Gut und schlecht erhaltene Hausbefunde entlang der Römerstraße in Celic Dere.
Unterschiedlich gut gealtert - Ein Silberdenar von Severus Alexander (Kaiser 222-235 n.Chr.) und eine ziemlich marode Bronzemünze vom Fundplatz Celic Dere.
Oberflächenfunde 2: Römische Glasperlen
Oberflächenfunde 3: Längliche Glasperlen
Oberflächenfunde 4: Terra Sigillata mit Tierrelief.

Abschluss der Prospektionsarbeiten in Slava Rusa

Mit dem nun eingespielten Team war es dann kein Problem mehr, die 2015 begonnene Prospektion in Slava Rusa/Ibida zu einem endgültigen Abschluss zu bringen. Schon letztes Jahr wären wir ja beinahe fertig geworden, wäre nicht der Zusammenbruch des DGPS-Systems dazwischengekommen. Dieses Mal ging nun alles glatt und nachdem die Institutsmachete und die Willenskraft des Teams den Zugang zu den letzten unbebauten Flächen im Dorf gesichert hatten, war das Magnetogramm der spätantiken Stadt Ibida in einem Tag endlich fertiggestellt.

Lehren aus der Leere – Kastell und Vicus Salsovia an der Donau

Das letzte Ziel in der Dobrudscha war die Zivilsiedlung des Kastells Salsovia. Etwa 5 km westlich von Mahmudia liegt dieses Kastell auf einer steilen Anhöhe, direkt über der Donau. Während das Kastell selbst durch frühe Ausgrabungen und Befestigungsanlagen beider Weltkriege weitestgehend zerstört ist, blieb das Areal des zugehörigen Vicus bisher weitgehend unerforscht. Ähnlich wie in Celic Dere ist auch die Terrasse, auf der die Zivilsiedlung von Salsovia lag, mit Fundmaterial – insbesondere Keramik und Bausteinen – übersäht. Auch das vom Team angefertigte Geländemodell der gesamten Anlage lies keinen Zweifel daran, dass es sich um einen perfekten Ort für eine Siedlung handelte. Doch das Magnetogramm blieb frei von den eigentlich erwarteten klaren Baustrukturen, weder Steinfundamente noch Pfostenkonstruktionen waren zu erkennen. Der Grund: Die Terrasse besteht aus sehr sandigem Sediment und die Studierenden mussten lernen, dass Geomagnetik auf solchem Untergrund einfach nicht brauchbar funktioniert. Egal, was auch im Boden sein möge.

2015 haben wir hier mal Magnetik gemacht! Dr. S. Honcu (Archäologisches Institut Iaşi) erklärt den Studierenden der UFG-FAU die von ihm ausgegrabenen Baubefunde in der spätantiken Stadt Slava Rusa.
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Exkursion ans Schwarze Meer: Besichtigung der Ausgrabungen in Argamum - 2018/2019 von der UFG-FAU prospektiert.
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Aktuelle rumänische Forschungen: Großflächige Ausgrabungen an der nördlichen Stadtmauer von Argamum.
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Am Rand des Imperiums: Das Plateau von mit Kastell und Vicus Salsovia. Im Hintergrund: Mahmudia und das Donaudelta.
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Der Vicus Salsovia war hier - An Oberflächenfunden mangelt es nicht!
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Unsere Autos stehen mitten in der römischen Zivielsiedlung von Salsovia. Nur geomagnetisch sieht man nichts...
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Salsovia: Blick vom Kastell auf unsere Prospektionsfläche.
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2015 haben wir hier mal Magnetik gemacht! Dr. S. Honcu (Archäologisches Institut Iaşi) erklärt den Studierenden der UFG-FAU die von ihm ausgegrabenen Baubefunde in der spätantiken Stadt Slava Rusa.
Exkursion ans Schwarze Meer: Besichtigung der Ausgrabungen in Argamum - 2018/2019 von der UFG-FAU prospektiert.
Aktuelle rumänische Forschungen: Großflächige Ausgrabungen an der nördlichen Stadtmauer von Argamum.
Am Rand des Imperiums: Das Plateau von mit Kastell und Vicus Salsovia. Im Hintergrund: Mahmudia und das Donaudelta.
Der Vicus Salsovia war hier - An Oberflächenfunden mangelt es nicht!
Unsere Autos stehen mitten in der römischen Zivielsiedlung von Salsovia. Nur geomagnetisch sieht man nichts...
Salsovia: Blick vom Kastell auf unsere Prospektionsfläche.

Woche 2+3: Cucuteni in Botoșani

Landwirtschaft gegen Archäologie – Auf der Suche nach den letzten Fundplätzen

Nach einer Fahrt einmal von Süd nach Nord, quer durch Rumänien war Botoșani das Quartier für die nächsten zwei Wochen. Im Fokus standen nun die Siedlungen der Cucuteni-Kultur im Tal des Sitna, einem der beiden Testgebiete des Projektes „Siedlungs- und Landschaftsarchäologie des Spätneolithikums und der Kupferzeit in Ostrumänien“. Die ersten drei Tage führte das ursprüngliche Team zusammen mit unserer Kooperationspartnerin Dr. Adela Kovács vom Historischen Museum in Botoșani extensive Feldbegehungen durch. Dabei wurden zehn aus Literatur und Fundchronik bekannte Fundstellen begangen. Ziel war es, die genaue Lokalisierung vorzunehmen und herauszufinden, ob sich die Plätze für eine Erforschung eignen. Das ernüchternde Ergebnis: Mittlerweile setzt die moderne, mit enormen Flächenverbrauch und Erosionsverlusten einhergehende Landwirtschaft auch in Rumänien den Kulturgütern im Boden stark zu. Nur drei von zehn archäologischen Fundplätzen waren noch erhalten. Alle anderen zeigten Spuren von massivem, flächigem Abtrag. An vielen Stellen war nichts mehr vom dunklen, holozänen Boden erhalten, an einer Stelle (Vâlcele „Pe Păşune“) lag sogar statt des erhofften Cucuteni-Platzes ein mutmaßlich eiszeitlicher Fundplatz an der Oberfläche.

Im Frühjahr 2024 im Kreis Botosani untersuchte Fundplätze (Blaue Punkte). (Schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze).
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Fundplatzsuche 1: Kaum erkennbar, aber unser ersten Fund...
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Fundplatzsuche 2: Unser Auto steht mitten auf einem Jamnaja-Grabhügel...
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Fundplatzsuche 3: Die Scherben rufen es laut aus: Hier läuft der Straßengraben durch einen Cucuteni-Fundplatz!
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Fundplatzsuche 4: Wenn die Landwirtschaft das Holozän zerstört hat, kommt in Vâlcele 'Pe Păşune' immerhin noch etwas Paläolithikum an die Oberfläche.
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Im Frühjahr 2024 im Kreis Botosani untersuchte Fundplätze (Blaue Punkte). (Schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze).
Fundplatzsuche 1: Kaum erkennbar, aber unser ersten Fund...
Fundplatzsuche 2: Unser Auto steht mitten auf einem Jamnaja-Grabhügel...
Fundplatzsuche 3: Die Scherben rufen es laut aus: Hier läuft der Straßengraben durch einen Cucuteni-Fundplatz!
Fundplatzsuche 4: Wenn die Landwirtschaft das Holozän zerstört hat, kommt in Vâlcele 'Pe Păşune' immerhin noch etwas Paläolithikum an die Oberfläche.

Văculeşti – Endlich das große Ding!

Mitte der zweiten Woche kamen acht weitere Studierende aus Erlangen in Botoșani an und vervollständigten das Team. Eine große Mannschaft war auch nötig, stellte sich doch einer der drei „überlebenden“ Fundplätze, Văculeşti „La Odaie“ mit über 13 Hektar als die bisher größte bekannte Cucuteni-Siedlung in Rumänien heraus. Die geomagnetische Prospektion, nun angeführt von M. Trodler BA,  zeigte eine in konzentrischen Ringen angelegte Siedlung aus ca. 200 Häusern. Solche Anlagen sind in gleicher Form und Größe auch aus der Republik Moldau, nur ca. 60km entfernt auf der anderen Seite des Prut bekannt. Parallel zur Magnetik sammelte ein zweites Team, geleitet von A. Botsch BA, Fundmaterial speziell dort, wo die Magnetik Hausbefunde gezeigt hatte. Bemalte Keramik und Reste von Statuetten zeigten schon auf dem Feld, dass es sich um eine Anlage aus der Periode Cucuteni A/B handelt – relativ früh für eine solche Großsiedlung und in unserem Projekt bisher eine nur sehr spärlich belegte Zeitstufe.

Văculeşti „La Odaie“: Alles Grüne ist Fundplatz...
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Da ist Laufarbeit angesagt! Kein Auto darf auf das schon bestellte Feld in Văculeşti „La Odaie“.
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Da ist Klettern angesagt! Kein Auto darf auf das schon bestellte Feld in Văculeşti „La Odaie“.
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L. Galla und L. Güc besprechen die Ausdehnung der Prospektionsfläche.
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M. Trodler BA (Vordergrund, mit Brille) kümmert sich um die Ausbildung am Magnetikgerät.
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Dr. C. Mischka (Orange Jacke, überschaubarer Haarwuchs) zeigt die erste Magnetikauswertung schon im Feld.
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Văculeşti „La Odaie“: In Drohnenfoto und Magnetik gut sichtbar: Die Umfassungsgräben der Siedlung.
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A. Botsch BA (Vordergrund) kümmert sich um die Feldbegehung. Hier werden die Hausbefunde bestimmt, die es am nächsten Tag abzusammeln gilt.
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Die DGPS-Geräte haben einen Aussetzer - A. Botsch BA weist daher die Studierenden am Tachymeter ein.
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Schon etwas älter, aber noch nicht blind: Projektleiter Dr. C. Mischka freut sich über sein erstes gefundenes Statuettenfragment der Saison.
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Im Laufe der Feldbegehungen wird in Văculeşti „La Odaie" auch die erste Männerfigurine gefunden.
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Nicht immer nur Keramik: Eine Silexpfeilspitze aus Văculeşti „La Odaie".
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Văculeşti „La Odaie“: Alles Grüne ist Fundplatz...
Da ist Laufarbeit angesagt! Kein Auto darf auf das schon bestellte Feld in Văculeşti „La Odaie“.
Da ist Klettern angesagt! Kein Auto darf auf das schon bestellte Feld in Văculeşti „La Odaie“.
L. Galla und L. Güc besprechen die Ausdehnung der Prospektionsfläche.
M. Trodler BA (Vordergrund, mit Brille) kümmert sich um die Ausbildung am Magnetikgerät.
Dr. C. Mischka (Orange Jacke, überschaubarer Haarwuchs) zeigt die erste Magnetikauswertung schon im Feld.
Văculeşti „La Odaie“: In Drohnenfoto und Magnetik gut sichtbar: Die Umfassungsgräben der Siedlung.
A. Botsch BA (Vordergrund) kümmert sich um die Feldbegehung. Hier werden die Hausbefunde bestimmt, die es am nächsten Tag abzusammeln gilt.
Die DGPS-Geräte haben einen Aussetzer - A. Botsch BA weist daher die Studierenden am Tachymeter ein.
Schon etwas älter, aber noch nicht blind: Projektleiter Dr. C. Mischka freut sich über sein erstes gefundenes Statuettenfragment der Saison.
Im Laufe der Feldbegehungen wird in Văculeşti „La Odaie" auch die erste Männerfigurine gefunden.
Nicht immer nur Keramik: Eine Silexpfeilspitze aus Văculeşti „La Odaie".

Regen. Innendienst. Endlich Ordnung!

Letztlich gewann aber, wie so oft in der Archäologie, mal wieder das Wetter. Ein Kälteeinbruch, Sturm, vor allem aber Dauerregen machte es unmöglich, den Fundplatz auch nur zu erreichen. Daher muss das letzte Viertel der Siedlung noch bis zur nächsten Kampagne warten. Dafür konnten die Studierenden nun im Innendienst im Museum Botoșani lernen, wie die gefundenen Artefakte, Keramik, Silex- und Felsgesteingeräte gewaschen, sortiert, bestimmt und in Listen erfasst werden. Zusätzlich wurden zur Übung für die Studierenden zahlreiche Artefakte aus den Beständen des Museums mittels SfM als 3D-Modell erfasst. Dies mag alles manchmal langweilig wirken, aber erst durch diese Arbeit bekommen die Fundplätze eine Datierung und die Feldarbeit einen Sinn. Daher war es vielleicht sogar ganz gut, dass der Regen lang genug anhielt, so dass fast alle Funde aller vorherigen Kampagnen aufgearbeitet werden konnten.

Innendienst 1: Glückliche Studierende beim Waschen der Begehungsfunde.
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Innendienst 2: Glückliche Studierende lernen, Magnetikbefunde in QGIS zu digitalisieren.
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Innendienst 3: Glückliche Studierende erfassen das Fundmaterial in der Datenbank.
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Innendienst 4: Glückliche Studierende lernen, 3D-Modelle per SfM anzufertigen.
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Die Männerfigurine aus Văculeşti „La Odaie“ in 3D - Gitternetz, Texturiert und dichte Punktwolke.
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Innendienst 5: Selbst beim Mittagessen bleiben die Studierenden glücklich.
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Innendienst 1: Glückliche Studierende beim Waschen der Begehungsfunde.
Innendienst 2: Glückliche Studierende lernen, Magnetikbefunde in QGIS zu digitalisieren.
Innendienst 3: Glückliche Studierende erfassen das Fundmaterial in der Datenbank.
Innendienst 4: Glückliche Studierende lernen, 3D-Modelle per SfM anzufertigen.
Die Männerfigurine aus Văculeşti „La Odaie“ in 3D - Gitternetz, Texturiert und dichte Punktwolke.
Innendienst 5: Selbst beim Mittagessen bleiben die Studierenden glücklich.

Woche 4+5: Finale in den Subkarpaten

Die letzten beiden Wochen führte das Team in den Kreis Neamţ. Zusammen mit unseren Kooperationspartnern vom Nationalen Museumskomplex Neamţ, Dr. Constantin Preoteasa und Dr. Vasile Diaconu galt es in der Neamţ-Senke, dem zweiten Testgebiet des Moldau-Projektes, die Feldbegehungen auf den Fundplätzen abzuschließen, die schon seit 2017 geomagnetisch prospektiert wurden. Auch Prof. D. Mischka war mittlerweile als weitere Verstärkung eingetroffen. Glücklicherweise war auch das Wetter wieder freundlicher, und so konnte auf sieben Fundplätzen gearbeitet werden.

Im Frühjahr 2024 im Kreis Neamţ untersuchte Fundplätze (Blaue Punkte). (Schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze).
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Im Frühjahr 2024 im Kreis Neamţ untersuchte Fundplätze (Blaue Punkte). (Schwarze Punkte: Alle bisher durch die UFG-FAU bearbeiteten Fundplätze).

Piatra Şoimului – Ein kleiner Fundplatz mit vielen Phasen

Den Beginn machte Piatra Şoimului. Auf einem der für die Subkarpaten so typischen, kleinen Hügelplateaus liegt dort direkt neben einer dakischen Höhenbefestigung eine Cucuteni-Siedlung. Mit dem großen, mittlerweile gut eingespielten Team konnten Geomagnetik, intensive Feldbegehung und Drohnenmodellierung an einem Tag abgeschlossen werden. Das Ergebnis bestand allerdings nicht nur, wie erwartet, aus dem Magnetogramm einer bereits stark zerpflügten Cucuteni-Siedlung. Im Fundmaterial gesellten sich dann auch noch Scherben der mittleren Bronzezeit (Costeşti – ca. 2100-1800 v. Chr.) sowie der späten Eisenzeit (dakische Epoche, ca. 100 v. – 100 n. Chr.) dazu. Da wird es noch spannend, die Oberflächenfunde räumlich zu analysieren.

Piatra Şoimului: Auf der Spitze des Plateaus liegt die dakische Festung. Auf dem Rest liegt Cucuteni und Costeşti.
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Piatra Şoimului: Das von den Studierenden erstellte 3D-Drohnenmodell des Fundplatzes.
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Jeder Eimer ein 10x10m-Feld. Gridbegehung in Piatra Şoimului.
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Der Rotlehm zeigt es an: Hier wird in Piatra Şoimului gerade ein Cucuteni-Haus kaputtgepfügt.
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Piatra Şoimului: Auf der Spitze des Plateaus liegt die dakische Festung. Auf dem Rest liegt Cucuteni und Costeşti.
Piatra Şoimului: Das von den Studierenden erstellte 3D-Drohnenmodell des Fundplatzes.
Jeder Eimer ein 10x10m-Feld. Gridbegehung in Piatra Şoimului.
Der Rotlehm zeigt es an: Hier wird in Piatra Şoimului gerade ein Cucuteni-Haus kaputtgepfügt.

Fertig in der Neamţ-Senke

Den Abschluss machte die Neamţ-Senke. Dieses Gebiet rund um Târgu Neamţ war 2017 die Keimzelle für das Moldau-Projekt. Im Frühjahr 2024 wurden nun auf den Fundplätzen von Săcăluşeşti, Topoliţa „NW de Sat“, Valea Seaca „La Arminici“ und Târpeşti die in den Vorjahren geomagnetisch begangenen Flächen auch einer Fundleseprospektion unterzogen. Aufgrund der hohen Befunddichte wurde dabei, anders als in Botoșani, in 10m-Grids gearbeitet. Parallel dazu lief die Fundbearbeitung im Historisch-Ethnografischen Museum von Târgu Neamţ. Bei diesem Fokus auf klassische Feldbegehung kam das Magnetikteam nur noch zu zwei Kurzeinsätzen: In Târgu Neamţ „Oglinzi“ zerschlug sich die Hoffnung auf eine neolithische Siedlung an einer Salzquelle. Nur die für die späte Bronzezeit so typischen Grubencluster zeigten sich im Magnetogramm. In den einsamen Hügeln südlich von Vânători Neamţ schließlich hatten sich auf der geplanten Trasse einer neuen Autobahn hinweise auf eine Cucuteni-Siedlung ergeben. Allerdings konnte auch dies nicht im Ergebnis der Magnetik bestätigt werden.

Die Ausbildung geht weiter: Tachymeter- und DGPS-Einsatz bei der Begehung in Topoliţa „NW de Sat“.
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In den Karpaten hat es über nacht geschneit - in der Neamţ-Senke ist es glücklicherweise nur verdammt kalt: Feldbegehung in Săcăluşeşti.
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Ob das kleine Töpfchen noch zu retten ist? Mikroprofil in einer Pflugspurin Săcăluşeşti.
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Vorrecht der Chefin: Prof. D. Mischka bei der Notbergung des Töpfchens.
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Es war noch fast alles da! Prof. D. Mischka mit dem im Museum von Târgu Neamţ direkt restaurierten Töpfchen.
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Vânători Neamţ "Autostrada": Hier soll einmal die Autobahn zu den Karpaten langführen. Doch noch muss man komplett ohne Straßen auskommen. Immerhin war das Gras kurz und die Maulwurfshügel weich...
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Vânători Neamţ "Autostrada": Keine Archäologie hier. Aber trotzdem irgendwie schöner ohne Autobahn.
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Fundbearbeitung 1: Ein Grid Funde im Eimer. Immerhin schon gewaschen...
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Fundbearbeitung 2: Ein Grid Funde beim trocknen. Teilweise bemalte Keramik, Silexartefakte - sieht doch schon besser aus!
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Fundbearbeitung 3: So erfreut es das Auge des Wissenschaftlers: Ein Fundplatz gezählt, gewogen, bestimmt und nach Grids verpackt!
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Die Ausbildung geht weiter: Tachymeter- und DGPS-Einsatz bei der Begehung in Topoliţa „NW de Sat“.
In den Karpaten hat es über nacht geschneit - in der Neamţ-Senke ist es glücklicherweise nur verdammt kalt: Feldbegehung in Săcăluşeşti.
Ob das kleine Töpfchen noch zu retten ist? Mikroprofil in einer Pflugspurin Săcăluşeşti.
Vorrecht der Chefin: Prof. D. Mischka bei der Notbergung des Töpfchens.
Es war noch fast alles da! Prof. D. Mischka mit dem im Museum von Târgu Neamţ direkt restaurierten Töpfchen.
Vânători Neamţ "Autostrada": Hier soll einmal die Autobahn zu den Karpaten langführen. Doch noch muss man komplett ohne Straßen auskommen. Immerhin war das Gras kurz und die Maulwurfshügel weich...
Vânători Neamţ "Autostrada": Keine Archäologie hier. Aber trotzdem irgendwie schöner ohne Autobahn.
Fundbearbeitung 1: Ein Grid Funde im Eimer. Immerhin schon gewaschen...
Fundbearbeitung 2: Ein Grid Funde beim trocknen. Teilweise bemalte Keramik, Silexartefakte - sieht doch schon besser aus!
Fundbearbeitung 3: So erfreut es das Auge des Wissenschaftlers: Ein Fundplatz gezählt, gewogen, bestimmt und nach Grids verpackt!

Nur noch zwei Mal – Der Ausblick

Die abgeschlossene Kampagne brachte das Projekt „Siedlungs- und Landschaftsarchäologie des Spätneolithikums und der Kupferzeit in Ostrumänien“ einem erfolgreichen Abschluss ein gutes Stück näher. So sind nun alle bekannten Siedlungen aus der Neamţ-Senke geomagnetisch untersucht und bis auf wenige Restflächen sind auch die Begehungen abgeschlossen. Immer mehr kann jetzt die Auswertung der Oberflächenfunde und die Rekonstruktion des Siedlungswesens in den Vordergrund rücken. In Botoșani ist nun klar, dass nur noch zwei zusätzliche Fundplätze (und der Rest von Văculeşti – immerhin noch so groß wie vier normale Plätze aus der Neamţ-Senke…) im Tal des Sitna zu erforschen sind. Dann sollte alles bereit sein für eine vergleichende Analyse der Cucuteni-Kultur zwischen Subkarpaten und Moldawischem Plateau.
Es ist daher absehbar, dass die Kampagne in diesem Oktober die letztere größere Prospektionsmaßnahme in Rumänien sein wird. Nächstes Frühjahr sollte es nur noch Reste abzuarbeiten geben. Es ist aber auch zu hoffen, dass sich diese einmalige Kombination aus archäologischer Feldforschung und universitärer Ausbildung weiterführen lässt. So warten beispielsweise noch hunderte spätneolithische (Jamnaja-Kultur) Grabhügel alleine im Kreis Botoșani auf eine Erforschung und auch in der Dobrudscha scheint das Potential vielversprechender Fundplätze nahezu unendlich. (C. Mischka)

Episode 32 – 27.01.-24.02.2024

Visit of Dr. Adela Kovács from Botoșani County Museum, Romania at our institute

From the 27th of January 2024 until the 24th of February, our Romanian cooperation partner Dr. Adela Kovács was our guest at the institute for Pre- and Protohistory. We were glad, to host her and to give back a bit of the hospitality, we are appreciating continuously on our visits in Romania.

A special moment for Adela was just at the beginning on her stay when she met again a lot of our students who she knew already from our campaigns in Romania. The students attended the colloquium on 1st of February in the archaeological colloquium. Here, Adela spoke about “The figurines from Cucuteni Culture and the ages of women”.

Adela liked our library where she found a lot of valuable books related to Neolithic and Copper Age from South-East Europe.

Together, we investigated the cities of Bamberg with the historical museum, Erlangen and Nuermberg with the “Germanisches Nationalmuseum” and we had the chance to climb on the Ehrenbürg, the rock needles of Tüchersfeld and the Tierpark Hundshaupten.

Adela’s stay is financially supported by the DFG as part of Carsten Mischka’s project about “Siedlungs- und Landschaftsarchäologie im Spätneolithikum und in der Kupferzeit in Ostrumänien“, where we got the funding of the travel costs for a three month stay of her. So, we are already planning her next visit at the FAU.

Ausflug auf die Nürnberger Burg am 14.2.24. Adela Kovács, Doris und Carsten Mischka (von links nach rechts).

 

Episode 31 – 15.10.2023

In Steppe und Gebirge – Die Herbstprospektion in Rumänien 2023

Zwei Wochen (30.09.-15.10.2024) waren 5 Studierende unter der Leitung von Dr. C. Mischka auf der diesjährigen Herbstkampagne in Rumänien unterwegs. Die Arbeiten konzentrierten sich auch dieses Mal auf die Landkreise Botosani und Neamţ. Ziel der Maßnahme war dabei nicht nur die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Ergebnisse, sondern auch die Ausbildung der Studierenden – für 3 von ihnen war es die erste Prospektion, und es galt viel zu lernen: DGPS-Vermessung, Gradiometerprospektion, Drohnenmodelle fliegen und auch klassische Feldbegehung standen auf dem Programm.

Zum Start ein Grabhügel

Am Beginn der Maßnahme stand ausnahmsweise mal kein Cucuteni-Fundplatz. Stattdessen begann die Ausbildung der Studierenden auf einem Grabhügel der Jamnaja-Kultur (ca. 3500-2600 v. Chr.). Unser Kooperationsparter, das Historische Museum Botosani plante am Fundplatz  Flamanzi „Podis“ die Ausgrabung einer solchen spätneolithischen Grabanlage zusammen mit einem Team vom Schlesischen Museum in Opava.

Dementsprechen bestand des erste Ergebnis des Erlanger Teams am ersten Tag aus einem Magnetogramm, das perfekt den Umfang der Steinpackung des Grabhügels zeigt, sowie aus einem hochauflösenden, per Drohnenfotos errechneten Geländemodell, das nicht nur den eigentlichen Grabhügel zeigt (der auch im Gelände noch gut zu sehen ist), sondern auch noch einen zweiten, weit kleineren, mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbaren Hügel in unmittelbarer Nähe zu ersterem. Gemeinsam mit den tschechischen KollegInnen wurde noch am selben Abend die Lage der Grabungsschnitte geplant. Diese pflockte unser Team am nächsten Morgen noch aus, bevor es an das eigentliche Tagesgeschäft ging – Cucuteni-Siedlungen!

Unter den strengen Augen des Maßnahmenleiters Dr. C. Mischka überprüft D. Sipos-Kulcar die Positionierung des Stativs der DGPS-Basis.
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Unter den wachsamen Augen der Studierenden erklärt Dr. C. Mischka die Einrichtung der DGPS-Basis.
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D. Sipos-Kulcar auf seinen ersten Bahnen. Gleich fährt er über einen Grabhügel.
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Hier ist der Grabhügel von Flamanzi. Hätten Sie ihn erkannt?
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Nach dem Essen wird weiter gearbeitet! M. Trodler erklärt seinen KomilitonInnen die Auswertung der Magnetikdaten.
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Im Drohnenmodell des Geländes zeigt die Profillinie deutlich die beiden Hügel.
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Die Hügelschüttung von Flamanzi 'Podis' im Magnetogramm.
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Flamanzi 'Podis': Die Ausgrabung der tschechischen und rumänischen KollegInnen erreicht die Steinpackung.
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Unter den wachsamen Augen von Dr. A. Kovác vom Historischen Museum Botoşani vermisst das Team die Grabungsbefunde in Flamanzi 'Podis'
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Gelebte Zusammenarbeit in Flamanzi! Gemeinsames Mittagessen der Teams aus Rumänien, Tschechien und Deutschland.
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Erkundung in der Steppe! In der Nähe von Flamanzi sucht das Team nach einem vermeintlichen Cucuteni-Fundplatz.
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Pech gehabt: H. Schilmeier und C. Moor sehen im Profil keinen verbrannten Hausbefund.
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Lediglich die Knochen einer mutmaßlich völkerwanderungszeitlichen Bestattung ragen aus dem Profil.
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Unter den strengen Augen des Maßnahmenleiters Dr. C. Mischka überprüft D. Sipos-Kulcar die Positionierung des Stativs der DGPS-Basis.
Unter den wachsamen Augen der Studierenden erklärt Dr. C. Mischka die Einrichtung der DGPS-Basis.
D. Sipos-Kulcar auf seinen ersten Bahnen. Gleich fährt er über einen Grabhügel.
Hier ist der Grabhügel von Flamanzi. Hätten Sie ihn erkannt?
Nach dem Essen wird weiter gearbeitet! M. Trodler erklärt seinen KomilitonInnen die Auswertung der Magnetikdaten.
Im Drohnenmodell des Geländes zeigt die Profillinie deutlich die beiden Hügel.
Die Hügelschüttung von Flamanzi 'Podis' im Magnetogramm.
Flamanzi 'Podis': Die Ausgrabung der tschechischen und rumänischen KollegInnen erreicht die Steinpackung.
Unter den wachsamen Augen von Dr. A. Kovác vom Historischen Museum Botoşani vermisst das Team die Grabungsbefunde in Flamanzi 'Podis'
Gelebte Zusammenarbeit in Flamanzi! Gemeinsames Mittagessen der Teams aus Rumänien, Tschechien und Deutschland.
Erkundung in der Steppe! In der Nähe von Flamanzi sucht das Team nach einem vermeintlichen Cucuteni-Fundplatz.
Pech gehabt: H. Schilmeier und C. Moor sehen im Profil keinen verbrannten Hausbefund.
Lediglich die Knochen einer mutmaßlich völkerwanderungszeitlichen Bestattung ragen aus dem Profil.

Mehr Fläche, mehr Rätsel – Ein Fundplatz, viele Siedlungen?

Den Rest der Woche verbrachte das Team mit der Fertigstellung der schon im Herbst 2022 begonnenen, und im letzten Frühjahr weitergeführten Prospektion in Roma „Balta lui Ciobanu“. Nach Abschluss der Gradiometerbegehung, zeigte sich auch, warum es bislang so schwer gewesen war, die eigentliche Siedlung zu lokalisieren: Auf dem mehrere Hektar großen Plateau fanden sich über 75 Hausbefunde, die jedoch nach Ausrichtung und Anordnung zu schließen, zu mindestens drei unterschiedlichen, nicht zeitgleichen Siedlungen gehörten. Die innere Gliederung dieses Platzes wird sich allerdings nur schwer erforschen lassen, da die Oberflächenbegehung nur sehr wenige Funde einbrachte – zuviel ist mittlerweile der Erosion zum Opfer gefallen. Aber immerhin liessen sich die Schnitte der Altgrabung aus den frühen 1990’er Jahren lokalisieren. In dieser wurde eine der Siedlungen erfasst, die sich nun endlich in einen größeren Kontext einordnen lässt.

Auf in die Berge! Eine Woche Neamţ

Aufgrund schlechter Bedingungen für die Oberflächenbegehungen in unserem eigentlichen gemeinsamen Projektgebiet mit dem Nationalen Museumskomplex Neamţ, der Neamţ-Senke bei Târgu Neamţ, lag der Fokus diesmal auf den Siedlungen im direkten Umfeld der Kreisstadt Piatra Neamţ selbst. Da diese unmittelbar auf der Grenze des Hügellandes der Subkarpaten zu den Karpaten liegt, war klar, was zu erwarten war: Kleine Fundplätze in exponierter Lage! Schon der Name des ersten Fundplatz – Piatra Neamţ „Masivul Bolovoaia“ macht klar: Keine Hügel (Dealul) mehr, sondern Berge (Masivul)! Spektakulär, aber auch nur schwer erreichbar liegt dieser Fundplatz kaum 300m entfernt vom 2016 pospektierten Fundplatz Valeni „Cetatuia“ – nur leider aber auch ca. 100m darüber! Der Lohn für das Hinauf- und Hinunterschleppen aller Geräte: Nicht nur ein gutes Bild der erwarteten Cucuteni-Siedlung mit doppeltem Grabensystem, sondern auch noch die Reste einer dakischen (ca. 100 v. Chr. – 100 n. Chr.) Befestigung. Inklusive Torkonstruktion mit Mauerresten der Tortürme!

Auch die Fundplätze Piatra Neamţ „Dealul Cozla„, Piatra Neamţ „Zona Ocol“ und Gârcina „Dealul Balaurul“ lagen im direkten Umfeld der Stadt. Allerdings lieferte nur letzterer das erhoffte Ergebnis: Eine kleine, aber vergleichsweise gut erhaltene und durch Gräben geschützte Cucuteni-Siedlung. Ansonsten fanden sich nur Überreste der völkerwanderungszeitlichen Sântana de Mureș-Kultur – natürlich auch Archäologie, für unser Cucuteni-Projekt aber nicht wirklich von primärer Bedeutung.

Dann doch noch Neamţ-Senke

Am Ende der Maßnahme bot der Erntestand dann doch noch die Gelegenheit, im eigentlichen Untersuchungsgebiet tätig zu werden. Zunächst konnte das Team die Magnetik am Fundplatz Târpeşti zum Abschluss bringen, die schon im Frühjahr 2022 begonnen wurde. Es stellte sich heraus, dass der gesamte Fundplatz tatsächlich über 20 Hektar groß ist. Die Cucuteni-Siedlung ist dabei zwar immerhin deutlich größer, als anhand der Ausgrabungen bisher angenommen, beschränkt sich aber trotzdem auf einen kleinen Teil des Plateaus. Die restlichen Befunde sind höchstwahrscheinlich Bronze- und Sântana de Mureș-zeitlich.

Zuletzt prospektierte das Team noch den Fundplatz Timișești ‚Plăieșu‘, an der Öffnung der Neamţ-Senke zum Moldawischen Plateau. Dort gelang es dem Team, die zwei in einer Sondagegrabung unseres Kollegen V. Diaconu vom Museum in Târgu Neamţ gefundenen Hausbefunde in einen größeren Kontext zu setzen.

Eine Warnung vor Bären. Am oberen Bildrand: Unser Fundplatz 'Masivul Bolovoaia'!
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Eine Warnung vor Bären: Am Tag unserer Ankunft in Piatra Neamţ als Handy-Alarm. Batca Doamnei liegt nur 2km von unserem Fundplatz entfernt...
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Die Ziegen wollen durch - aber wir müssen hier parken! Ab hier muss alles auf das Masivul Bolovoaia in den Wald geschleppt werden.
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Das Plateau vom Masivul Bolovoaia aus der Luft. Gut sichtbar, als unbebauter Hügel direkt an der Bistrita: Der Fundplatz Valeni 'Cetatuia'.
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Hohes Gestrüpp verleidet einem das Arbeiten auf dem Masivul Bolovoaia. Im Hintergrund: Piatra Neamţ und die Karpaten.
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Kein Zweifel: Berge, nicht Steppe! Piatra Neamţ 'Dealul Cozla' (untere Bildmitte) aus der Luft.
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Auch die Vegetation in Piatra Neamţ 'Dealul Cozla' wirkt ziemlich alpin.
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Am Rand des Gebirges: Gârcina 'Dealul Balaurul'.
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Auf diesem schmalen Sporn stand zu Cucuteni-Zeit ein kleines Dorf!
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Heute stören hier nur noch die vermutlich recht glücklichen Kühe unserere Arbeit.
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Gârcina 'Dealul Balaurul': Ein kleines Dorf mit tiefem Graben!
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Piatra Neamţ 'Zona Ocol': In die eine Richtung Hügel...
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...in die andere Richtung das Gebirge.
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Timișești Plăieșu: Endlich wieder vernünftiges Arbeiten auf ebenen Flächen!
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Für den Fall, dass wir wiederkommen: C. Moor beim Einmessen potentieller Fixpunkte.
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Das gesamte Team: Dr. C. Mischka, M. Trodler, H. Schilmeier, C. Moor, D. Sipos-Kulcar und T. Tyckov, zusammen mit Dr. V. Diaconu (von links)
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Eine Warnung vor Bären. Am oberen Bildrand: Unser Fundplatz 'Masivul Bolovoaia'!
Eine Warnung vor Bären: Am Tag unserer Ankunft in Piatra Neamţ als Handy-Alarm. Batca Doamnei liegt nur 2km von unserem Fundplatz entfernt...
Die Ziegen wollen durch - aber wir müssen hier parken! Ab hier muss alles auf das Masivul Bolovoaia in den Wald geschleppt werden.
Das Plateau vom Masivul Bolovoaia aus der Luft. Gut sichtbar, als unbebauter Hügel direkt an der Bistrita: Der Fundplatz Valeni 'Cetatuia'.
Hohes Gestrüpp verleidet einem das Arbeiten auf dem Masivul Bolovoaia. Im Hintergrund: Piatra Neamţ und die Karpaten.
Kein Zweifel: Berge, nicht Steppe! Piatra Neamţ 'Dealul Cozla' (untere Bildmitte) aus der Luft.
Auch die Vegetation in Piatra Neamţ 'Dealul Cozla' wirkt ziemlich alpin.
Am Rand des Gebirges: Gârcina 'Dealul Balaurul'.
Auf diesem schmalen Sporn stand zu Cucuteni-Zeit ein kleines Dorf!
Heute stören hier nur noch die vermutlich recht glücklichen Kühe unserere Arbeit.
Gârcina 'Dealul Balaurul': Ein kleines Dorf mit tiefem Graben!
Piatra Neamţ 'Zona Ocol': In die eine Richtung Hügel...
...in die andere Richtung das Gebirge.
Timișești Plăieșu: Endlich wieder vernünftiges Arbeiten auf ebenen Flächen!
Für den Fall, dass wir wiederkommen: C. Moor beim Einmessen potentieller Fixpunkte.
Das gesamte Team: Dr. C. Mischka, M. Trodler, H. Schilmeier, C. Moor, D. Sipos-Kulcar und T. Tyckov, zusammen mit Dr. V. Diaconu (von links)

(C. Mischka)

 

Episode 30 – 23.08.2023

Bis auf den Fußboden – und noch viel tiefer! Die Grabungskampagne #Stauceni2023 in Rumänien steht vor dem Abschluss.

Der Boden ist weg – und enthüllt den Boden.

Die letzte Woche brachte unserem Ausgrabungsteam in Stăuceni beachtliche Fortschritte. Bis zu vier Teams gleichzeitig stellten in akribischer Kleinarbeit das „Rotlehmpuzzle“ fertig, d.h. sie nahmen die Reste des verbrannten Hauses ab. Und die Mühen wurden belohnt: In den beiden Schnitten war nun großflächig das Muster der Fußbodenkonstruktion „unseres“ Hauses zu erkennen. Die ursprünglichen Holzelemente sind zwar durch die Hitze des Hausbrandes schon seit 6500 Jahren vollständig vergangen, aber ihre Abdrücke wurden unter dem verbrannten Estrich konserviert. Auf diese Weise konnten die Studierenden schließlich das Muster aus zahlreichen, ca. 15cm durchmessenden Stämme per Drohne als 3D-Modell aufnehmen.

Weg: Der Rotlehm. Da: Die Abdrücke der Hölzer darunter.
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Ein Stück verbrannter Fußboden kann viel verraten: Sind dies Abdrücke von Steppengrassamen? Die Archäobotanik wird es klären.
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Viele Hände greifen ineinander, um den alten Fußboden sichtbar zu machen.
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Vier Planken - jede 2m². Stück für Stück schreitet das Puzzle voran.
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Der Fußboden unter dem Boden: Schattiertes Orthomosaik der freigelegten Stammabdrücke.
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Weg: Der Rotlehm. Da: Die Abdrücke der Hölzer darunter.
Ein Stück verbrannter Fußboden kann viel verraten: Sind dies Abdrücke von Steppengrassamen? Die Archäobotanik wird es klären.
Viele Hände greifen ineinander, um den alten Fußboden sichtbar zu machen.
Vier Planken - jede 2m². Stück für Stück schreitet das Puzzle voran.
Der Fußboden unter dem Boden: Schattiertes Orthomosaik der freigelegten Stammabdrücke.

Ein Haus ohne Dach und Wand?

Was allerdings fehlt, sind zunächst die Überreste einer Wandkonstruktion. Viel zu wenig Rotlehm mit dem typischen Abdrücken kleiner Äste und Zweige lagen auf dem Fußboden. Ein Opfer der Erosion und der modernen Landwirtschaft? Und vom Dach ganz zu schweigen: Ein Gebäude dieser außergewöhnlichen Größe sollte doch Pfosten aufweisen, die das Dach zumindest in der Gebäudemitte stützen. Der Fußboden wies hierfür aber keine sichtbaren Aussparungen auf. Vielleicht also doch kein Haus, sondern eine offene „Versammlungsplattform“, wie es Kollegen für ähnliche Befunde in der Ukraine postulieren?

Ob Wand oder nicht – unsere Tür steht offen!

Die Ausgrabung in Stăuceni bot einen perfekten Anlass – und eine ebensolche Gelegenheit – auch der Öffentlichkeit einen Einblick in die Archäologie zu geben. Bei einem Tag der offenen Tür besuchten Dutzende von Besuchern, von Schulkindern bis zum Bürgermeister, die Grabung. Dort konnten sie nicht nur die laufenden Ausgrabungen besichtigen, sondern die Kollegen vom Historischen Museum Botoșani hatten auch eine Ausstellung mit den zahlreichen spektakulären Fundstücken der letzten Jahre aus Stăuceni „Holm“ vorbereitet. So konnten sie den Besuchern anschaulich einen Überblick über die Archäologie der ganzen Steinzeit vor Ort geben.

Heißt alle willkommen! Die Ankündigung unseres Tages der offenen Tür.
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Watching them watching us - Eine Schulklasse besucht die Ausgrabung am Tag der offenen Tür.
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Archäologie zum Anfassen: Dr. C. Aparaschivei vom Muzeul Național al Bucovinei, Suceava und Dr. A. Kovács vom Historischen Museum Botoșani erklären Schülern unsere Fundstücke.
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Heißt alle willkommen! Die Ankündigung unseres Tages der offenen Tür.
Watching them watching us - Eine Schulklasse besucht die Ausgrabung am Tag der offenen Tür.
Archäologie zum Anfassen: Dr. C. Aparaschivei vom Muzeul Național al Bucovinei, Suceava und Dr. A. Kovács vom Historischen Museum Botoșani erklären Schülern unsere Fundstücke.

Befunde erfühlen

Unabhängig davon folgte nun der nächste Arbeitsschritt: Einen Spaten tief unter dem ehemaligen Bodenniveau sucht das Team nun nach allem, was auf Pfostenlöcher hinweisen könnte. Doch dies ist kein einfaches Unterfangen: Anders als beispielsweise auf den Böden in Bayern durchzieht ein dichtes Netz armdicker, bunter Tiergänge, teilweise auch noch gefüllt mit Fundmaterial das Sediment. Dies und die übrigen Prozesse der Bodenbildung hat alle Verfärbungen fast vollständig überprägt. Daher können die meisten Befunde nur ausgemacht werden, indem man vorsichtig mit der Kelle nach Veränderungen im Bodengefüge sucht, beispielsweise etwas mehr Rotlehmpartikel oder einem Wechsel im Tongehalt.

Doch zumindest eine Wand

Unübersehbar ist aber ein besonderer Befund: Ein Graben führt, fast einen halben Meter unter das Fußbodenniveau reichend, um das gesamte Gebäude herum. Seine Füllung mit massiven Rotlehmbrocken und großen Keramikscherben lässt vermuten, dass hier die Wand, wie auch immer sie beschaffen war, in einem Fundamentgraben eingekeilt worden war. Die Untersuchung dieses Befundes, sowie einiger durch Scherbenkonzentrationen sichtbarer Gruben außerhalb des Hauses wird uns für den Rest der Woche beschäftigen. Am Sonntag steht dann die – hoffentlich glückliche – Rückkehr nach Erlangen an.

Nach Abtrag des Rotlehms waren keine Befunde mehr sichtbar. Eine neue Magnetik im Schnitt zeigt aber: Da ist noch ein Graben!
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Im Profil dann doch gut zu sehen: Der mit Rotlehm verfüllte
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Der Wandgraben unter der Rotlehmschicht des Fußbodens im Hauptprofil der Grabung.
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Immer wieder schön: Ein weiteres Statuettenfragment aus Stăuceni "Holm"
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Immer eine windige Sache: Die Abrechnung unserer Feldprojekte. Prof. D. Mischka beim Sortieren der Quittungen.
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Das Team von #stauceni2023: F. Wanka MA, R. Yoganantham, Prof. Dr. D. Mischka, Dr. C. Mischka, A. Dittes BA, A. Botsch BA, M. Kacar, H. Mändl, H. Schillmeier, M. Trodler BA, L. Güç, M. Gruber (alle UFG-FAU) und Dr. A. Kovács (Muzeul Judeţean Botoșani)
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Nach Abtrag des Rotlehms waren keine Befunde mehr sichtbar. Eine neue Magnetik im Schnitt zeigt aber: Da ist noch ein Graben!
Im Profil dann doch gut zu sehen: Der mit Rotlehm verfüllte
Der Wandgraben unter der Rotlehmschicht des Fußbodens im Hauptprofil der Grabung.
Immer wieder schön: Ein weiteres Statuettenfragment aus Stăuceni "Holm"
Immer eine windige Sache: Die Abrechnung unserer Feldprojekte. Prof. D. Mischka beim Sortieren der Quittungen.
Das Team von #stauceni2023: F. Wanka MA, R. Yoganantham, Prof. Dr. D. Mischka, Dr. C. Mischka, A. Dittes BA, A. Botsch BA, M. Kacar, H. Mändl, H. Schillmeier, M. Trodler BA, L. Güç, M. Gruber (alle UFG-FAU) und Dr. A. Kovács (Muzeul Judeţean Botoșani)

Episode 29 – 11.08.2023

Grabung tut Not – Beginn der Lehrgabung #Stauceni2023

Zwei Jahre verhinderte es die Pandemie, letztes Jahr zog ein sprunghafter bayerischer Bauer seine Genehmigung zurück. Die Ausbildungsdefizite sind daher enorm. Manche Kollegen sagen: „Ihr macht ja nur Prospektionen.“ Vereinzelt zweifelt man schon generell an der Eignung der Universitäten für diesen Job. Aber: Dieses Jahr ist es wieder soweit: Endlich können wir wieder eine große Lehrgrabung starten! Prof. Dr. D. Mischka und Dr. C. Mischka sind mit 9 Studierenden in Rumänien angekommen, um mal mehr zu machen als „nur“ Prospektion.

Megastructure – Großbau – Spezialbefund. Viele Namen für unser Zielobjekt.

Ziel unserer diesjährigen Kampagne ist ein außergewöhnlicher Befund der Cucuteni-Tripillya-Kultur auf dem Fundplatz Stauceni-Holm im Kreis Botosani. Die „nur“ Prospektionen der letzten Jahre enthüllten hier nicht nur eine mehrere Hektar große Siedlung mit Dutzenden von Hausbefunden, ein dreifaches Grabenwerk und Palisadenanlagen. Es zeigte sich auch ein mit ca. 32 x 13m außergewöhnlich großer Befund, der große Ähnlichkeit mit den aus den etwas jüngerern ukrainischen Riesensiedlungen bekannten „Megastructures“ – große Gebäude mit bislang noch unklarer Funktion – hat. Das Ziel unserer Kampagne ist daher zu klären, ob diese exzeptionellen Großbauten auch in den Cucuteni-Siedlungen in Rumänien auftreten, und ob wir etwas zur Frage nach deren Funktion beitragen können.

Lage des Fundplatzes Stauceni "Holm". Schwarze Punkte: Bisherige Aktivitäten des Institutes in Rumänien.
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Zwei Tage Anreise: Aus dem deutschen Regen in den sonnigen Osten.
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Unsere Ausgrabungsschnitte auf dem Plateau östlich des Ortes Stauceni.
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Das Ziel: Eine Ecke des Großbaus im Magnetikbefund. Rot: Unsere Schnitte.
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Lage des Fundplatzes Stauceni "Holm". Schwarze Punkte: Bisherige Aktivitäten des Institutes in Rumänien.
Zwei Tage Anreise: Aus dem deutschen Regen in den sonnigen Osten.
Unsere Ausgrabungsschnitte auf dem Plateau östlich des Ortes Stauceni.
Das Ziel: Eine Ecke des Großbaus im Magnetikbefund. Rot: Unsere Schnitte.

Fortführung einer bewährter Kooperation.

Ohne verlässliche Kooperationspartner sind solche Ausgrabungen natürlich undenkbar. Daher ist unser Institut froh, auch diese Kampagne wieder zusammen mit dem Historischen Museum des Kreises Botosani und Adela Kovacs als verantwortlicher Wissenschaftlerin als Gemeinschaftsprojekt durchführen zu können.

Mit Spaten, Schaufel und Kelle – Grabung von der Pike auf.

Ein Bagger wäre schön gewesen – er konnte die Grabungsfläche aber wegen durchweichter Feldwege nicht erreichen. Also machten sich unsere Studierenden daran, die beiden bereits im Vorfeld anhand der Prospektionsergebnisse geplanten Schnitte mit Spaten und Schaufel zu öffnen. Glücklicherweise für sie – nicht allerdings für die Befunderhaltung – beginnt die Fundschicht kaum einen halben Meter unter der Oberfläche. Trotzdem mussten einige Kubikmeter Erde zu einem schon recht beachtlichen Abraumhaufen aufgetürmt werden und es gab einige ordentliche Blasen an den Händen, bis die Rotlehmpackung des verbrannten Hausbefundes erreicht wurde.

Erste Schritte: Anhand des Magnetikbefundes wird der Grabungsschnitt geplant.
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Ausstecken der Grabungsschnitte mit dem Tachymeter.
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Immer etwas Historisches: Der erste Spatenstich.
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Noch ist das Loch klein: Mit der ersten Sondage wird die Befundtiefe ermittelt.
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Schon zwei Schnitte: Jetzt wissen wir wie tief wir graben müssen.
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Der wird noch viel höher, garantiert: Unser Abraumhaufen.
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Bei 35°C ganz wichtig: Immer ordendlich Wasser trinken.
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Erste Schritte: Anhand des Magnetikbefundes wird der Grabungsschnitt geplant.
Ausstecken der Grabungsschnitte mit dem Tachymeter.
Immer etwas Historisches: Der erste Spatenstich.
Noch ist das Loch klein: Mit der ersten Sondage wird die Befundtiefe ermittelt.
Schon zwei Schnitte: Jetzt wissen wir wie tief wir graben müssen.
Der wird noch viel höher, garantiert: Unser Abraumhaufen.
Bei 35°C ganz wichtig: Immer ordendlich Wasser trinken.

Aus braun wird rot – die Oberfläche des Befundes wird freigelegt.

Nach der Schaufelarbeit wurde es filigraner – mit Kelle, Stuckateureisen und viel Geduld wurde die Oberfäche der Rotlehmpackung freipräpariert. Auch das Freipräparieren einer kleinteilig strukturierten Oberfläche will gelernt sein. Dabei müssen natürlich auch noch die anfallenden Einzelfunde mit dem Tachymeter eingemessen werden. Eine weitere Aufgabe für unser Studierenden. Gut dass neben den angehenden Drittsemester*innen auch noch einige erfahrenere Kommiliton*innen dabei sind, um ihr in den vergangenen Grabungen erlerntes Wissen weiter zu geben.
Im präparierten Planum zeigen sich schon die ersten Unterschiede in der Farbe, Härte und Struktur der Rotlehmstücke. Die im Negativ erhaltenen Abdrücke von Zweigen und Ästen der Wände aus Lehmflechtwerk, oder Spaltbohnlen und Rundhölzer des Fußbodens gaben Hinweise auf die Konstruktion des ehemaligen Großbaus. Mitte dieser Woche war dieser Arbeitsschritt abgeschlossen. Die neue, kleinteilig strukturierte Oberfläche wurde dann per Drohne im 3D-Modell erfasst, zu Aubildungszwecken aber auch noch parallel auf Papier per Hand koloriert.

Ab hier ist Feinarbeit angesagt: Freipräparieren der Rotlehmpackung.
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Bald ist in beiden Schnitten die Rotlehmpackung freigelegt.
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Der nächste Schritt: Einmessen und Abnehmen der Keramkkonzentrationen auf dem Rotlehmpflaster.
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Kolorieren des Drohnenmodels direkt am Befund.
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Die Ecke im Erstn Ausgrabungsplanum. Die Rotlehmpackung deckt sich exakt mit dem Magnetikbefund.
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Schattiertes Modell des Befundes.
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Ab hier ist Feinarbeit angesagt: Freipräparieren der Rotlehmpackung.
Bald ist in beiden Schnitten die Rotlehmpackung freigelegt.
Der nächste Schritt: Einmessen und Abnehmen der Keramkkonzentrationen auf dem Rotlehmpflaster.
Kolorieren des Drohnenmodels direkt am Befund.
Die Ecke im Erstn Ausgrabungsplanum. Die Rotlehmpackung deckt sich exakt mit dem Magnetikbefund.
Schattiertes Modell des Befundes.

Es folgt: Das Prähisto-Puzzle!

Im nächsten Arbeitsschritt werden die Rotlehfragmente aus dem Planum entnommen und Quadratmeterweise am Schnittrand wieder zusammengepuzzelt. Ob Wand, ob Boden oder Herdstelle – Jedes Bauelement hat eine individuelle Zusammensetzung. Die einzelnen Sektoren des Puzzels werden als 3D-Modell erfasst und – im Idealfall – lässt sich so im Computermodell der ganze Trümmerhaufen wieder zusammenfügen. Der Rekonstruktion des urprünglichen Gebäudes und des Prozesses seiner Zerstörung sollte dann nichts mehr im Wege stehen.

Das Prähisto-Puzzle beginnt:Die Rotlehmbrocken werden abgenommen und in umgedrehter Fundlage wieder zusammen arrangiert.
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Zwischenergebnis: Zusammengepuzzeltes Teil einer Wand des ehemaligen Hauses mi den Abdrücken des Holzflechtwerkes im verbrannten Lehm.
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Eindrucksvoller Einzelfund: Ein Stierkopf als Gefäßverzierung.
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Auch nach der Grabung wird weiter gearbeitet: Datenaufbereitung in der Unterkunft.
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Eindrucksvoller Einzelfund: Ein Stierkopf als Gefäßverzierung.
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Das Prähisto-Puzzle beginnt:Die Rotlehmbrocken werden abgenommen und in umgedrehter Fundlage wieder zusammen arrangiert.
Zwischenergebnis: Zusammengepuzzeltes Teil einer Wand des ehemaligen Hauses mi den Abdrücken des Holzflechtwerkes im verbrannten Lehm.
Eindrucksvoller Einzelfund: Ein Stierkopf als Gefäßverzierung.
Auch nach der Grabung wird weiter gearbeitet: Datenaufbereitung in der Unterkunft.
Eindrucksvoller Einzelfund: Ein Stierkopf als Gefäßverzierung.

Episode 28 – 19.03.2023

Großes Team = viele Ergebnisse. Die vierte Woche von #prospekt2023_1

Ein Bus voller Verstärkung

Seit Beginn der letzten Woche ist nun auch Team 2 mit dabei; Prof. D. Mischka stieß mit acht weiteren Studierenden – viele von ihnen auf ihrer ersten Prospektion – zu unserer Rumänienkampagne dazu. Und nicht nur das Team wurde größer, sondern auch die Vielfalt unseres Arbeitsprogramms: Neben der weiteren geomagnetischen Prospektion bereits angefangener Fundplätze wurde mit der intensiven Feldbegehung begonnen.

Lage der bisher bei #prospekt2023_1 im Kreis Botoşani besuchten (rot) und seit 2014 von der UFG-FAU
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Das volle Team macht sich bereit zur Fahrt zum Fundplatz.
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Es ist angerichtet! Viele Leute verbrauchen viel Nahrung.
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Lage der bisher bei #prospekt2023_1 im Kreis Botoşani besuchten (rot) und seit 2014 von der UFG-FAU
Das volle Team macht sich bereit zur Fahrt zum Fundplatz.
Es ist angerichtet! Viele Leute verbrauchen viel Nahrung.

Intensive Feldbegehungen

Über die Art der Feldbegehung entscheidet das Ergebnis der geomagnetischen Prospektion: Bei einem Fundplatz mit klar sichtbaren Hausbefunden wird jeweils die Mitte ausgesteckt und ein 10m-Radius abgesammelt. Sind die ehemaligen Häuser dagegen nicht mehr klar zu trennen, wird in einem flächigen 10x10m-Raster gearbeitet. So oder so, Pflöcke müssen dabei immer reichlich gesetzt werden – eine gute Möglichkeit, unsere Neulinge in die Vermessung mit DGPS und dem Tachymeter einzuarbeiten.

Aus der Luft betrachtet: Punktbegehung. Die Maßbänder markieren den 10m-Suchradius um die Mitte jedes Hauses.
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Aus der Luft betrachtet: Rasterbegehung. In den bereits begangenen Grids bleiben die Eimer mit den Funden zurück.
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Aus der Luft betrachtet: Rasterbegehung. Die Maßbänder markieren die 10x10m-Quadrate.
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Gridbegehung: Stets wechselnde Zweierteams sollen für Homogenität der Ergebnisse sorgen.
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Was bleibt ist ein Feld voller Eimer - die Rasterbegehung ist hier schon durch.
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Und irgendjemand muss die Funde auch noch verpacken!
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Aus der Luft betrachtet: Punktbegehung. Die Maßbänder markieren den 10m-Suchradius um die Mitte jedes Hauses.
Aus der Luft betrachtet: Rasterbegehung. In den bereits begangenen Grids bleiben die Eimer mit den Funden zurück.
Aus der Luft betrachtet: Rasterbegehung. Die Maßbänder markieren die 10x10m-Quadrate.
Gridbegehung: Stets wechselnde Zweierteams sollen für Homogenität der Ergebnisse sorgen.
Was bleibt ist ein Feld voller Eimer - die Rasterbegehung ist hier schon durch.
Und irgendjemand muss die Funde auch noch verpacken!
Ausbildung: Die ersten Schritte mit dem Gradiometer - niemand sagt, die müssten einfach sein!
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Ausbildung: A. Botsch BA (links) erklärt ihren Kommiliton*innen die ersten Schritte am Tachymeter.
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Auch der Aufbau der DGPS-Basis über einem Fixpunkt muss geübt werden.
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Die Station ist aufgebaut, die Studierenden freuen sich!
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Nach 4 Wochen Kampagne kann er dass schon perfekt: M. Gruber zeigt seinen A. Murr, M. Kacar und M. Beyer (v.l.) die Bedienung des DGPS-Gerät. Prof. D. Mischka muss nur zuschauen.
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M. Gruber weist L. Güc in das Auspflocken mit dem DGPS ein.
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Ausbildung: Die ersten Schritte mit dem Gradiometer - niemand sagt, die müssten einfach sein!
Ausbildung: A. Botsch BA (links) erklärt ihren Kommiliton*innen die ersten Schritte am Tachymeter.
Auch der Aufbau der DGPS-Basis über einem Fixpunkt muss geübt werden.
Die Station ist aufgebaut, die Studierenden freuen sich!
Nach 4 Wochen Kampagne kann er dass schon perfekt: M. Gruber zeigt seinen A. Murr, M. Kacar und M. Beyer (v.l.) die Bedienung des DGPS-Gerät. Prof. D. Mischka muss nur zuschauen.
M. Gruber weist L. Güc in das Auspflocken mit dem DGPS ein.

Drei Fundplätze abgeschlossen

Bei beinahe schon sommerlichen Temperaturen und wolkenlosem Himmel schritt nicht nur die Arbeit schnell voran, sondern die unvorsichtigeren unter den Studierenden sammelten auch schon die ersten Sonnenbrände ein. Auf den Fundplätzen Copălău „Răzima“, Cucorăni „Medeleni“ und Băluşeni „Pe Deal spre Draxini“ ist die Feldarbeit abgeschlossen, und auch in Stăuceni – Holm konnten jetzt dank eines Wechsels in der Feldnutzung noch all die Häuser abgesammelt werden, die letzten Herbst noch unter Wiesen lagen.

Das sieht nur nach Pause aus. Tatsächlich bereitet das Team gerade das Auslegen der Luftbildpasspunkte vor.
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Manchmal brauchen Archäologen wirklich eine Machete: M. Gruber bei der Suche nach dem Fixpunkt in Stăuceni-Holm.
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Eine Pause im Frühling - und ein Sonnenbrand wird kommen.
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Prof. Dr. D. Mischka mit ihrer ersten Figurine der Maßnahme...
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...einem Bär. Oder einer Giraffe? Auf jeden Fall etwas mit Haaren.
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Silexfunde 1: Eine halbwegs schöne Klinge.
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Silexfunde 2: Zwei halbwegs brauchbare Kratzer.
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Silexfunde 3: Ein definitiv schön anzusehendes Material. Der Abschlag ist aber eher morkelig...
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Silexfunde 4: Naja, verbrannt halt...
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Später Feierabend: Auch die Neuankömmlinge müssen nach dem Abendessen noch Daten aufbereiten.
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Das sieht nur nach Pause aus. Tatsächlich bereitet das Team gerade das Auslegen der Luftbildpasspunkte vor.
Manchmal brauchen Archäologen wirklich eine Machete: M. Gruber bei der Suche nach dem Fixpunkt in Stăuceni-Holm.
Eine Pause im Frühling - und ein Sonnenbrand wird kommen.
Prof. Dr. D. Mischka mit ihrer ersten Figurine der Maßnahme...
...einem Bär. Oder einer Giraffe? Auf jeden Fall etwas mit Haaren.
Silexfunde 1: Eine halbwegs schöne Klinge.
Silexfunde 2: Zwei halbwegs brauchbare Kratzer.
Silexfunde 3: Ein definitiv schön anzusehendes Material. Der Abschlag ist aber eher morkelig...
Silexfunde 4: Naja, verbrannt halt...
Später Feierabend: Auch die Neuankömmlinge müssen nach dem Abendessen noch Daten aufbereiten.

Fokus Fundbearbeitung

Mit der großen Mannschaft startete parallel zu den Feldarbeiten dann auch die strukturierte Nachbearbeitung des Fundmaterials. Jeden Tag ist ein Team im Museum Botoşani im Einsatz, um die bei der Feldbegehung eingesammelten Funde zu waschen und zu erfassen. Auch die Funde der letzten Herbstkampagne können nun endlich verarbeitet werden – und es ist kaum zu glauben, wie viele Statuettenfragmente das Innendienst-Team nach dem Waschen noch in den Sammelfunden aus Stăuceni-Holm fand…
In der letzten Woche wird der Innendienst dann vollends im Fokus stehen. Nur noch mit kleinem Team wird noch weiter im Feld gearbeitet werden, auch um allen Neulingen die Möglichkeit zu bieten, Erfahrung mit unserer Technik zu sammeln.

L. Murmann, M. Kacar und M. Beyer beim Waschen der Funde im Museum Botoşani.
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Kann bei gutem Wetter sehr schön sein. Bei gutem Wetter. Funde waschen über den Dächern von Botosani.
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Das Waschergebnis: Jede Gruppe sind Funde aus einem Haus.
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Einweisung in das Fundmaterial: Prof. D. Mischka mit den Studierenden im Museum von Suceava.
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L. Murmann, M. Kacar und M. Beyer beim Waschen der Funde im Museum Botoşani.
Kann bei gutem Wetter sehr schön sein. Bei gutem Wetter. Funde waschen über den Dächern von Botosani.
Das Waschergebnis: Jede Gruppe sind Funde aus einem Haus.
Einweisung in das Fundmaterial: Prof. D. Mischka mit den Studierenden im Museum von Suceava.

Episode 27 – 19.03.2023

Bodendenkmäler müssen erwandert werden! Die dritte Woche von #prospekt2023_1

Vom Punkt auf der Karte zum Fundplatz auf dem Feld

Zur Vorbereitung der weiteren Arbeiten im Rahmen des Projektes „Siedlungs- und Landschaftsarchäologie des Spätneolithikums und der Kupferzeit in Ostrumänien“ galt es diese Woche, Fundplätze zu finden. Zwar sind alle archäologischen Fundplätze in Rumänien in einer zentralen Datenbank erfasst und öffentlich zugänglich, die teilweise mehrere Jahrzehnte alten Informationen über Oberflächenfunde und Notbergungen müssen aber trotzdem nachgeprüft werden, bevor eine geophysikalische Prospektion oder eine intensive Feldbegehung stattfinden kann. Diese Aufgabe führte unser Team zusammen mit unserer Kooperationspartnerin Dr. Adela Kovác vom Historischen Museum Botoşani auf zahlreiche Felder im Tal des Sitna, eines der beiden Schwerpunktgebiete unseres Projektes.

Lage der bisher bei #prospekt2023_1 im Kreis Botoşani besuchten (rot) und seit 2014 von der UFG-FAU prospektierten Fundplätze (schwarz).
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Lage der bisher bei #prospekt2023_1 im Kreis Botoşani besuchten (rot) und seit 2014 von der UFG-FAU prospektierten Fundplätze (schwarz).

Teilweise ernüchternder Zwischenstand

Nach dem Besuch von über 20 potentiellen Fundstellen konnte eine unangenehme Tatsache nicht mehr ignoriert werden: Die auch in Rumänien mittlerweile auf modernen, schweren Maschinen und großen, zusammenhängenden Flächen basierende Landwirtschaft hat der Archäologie nicht gut getan. Auf zahlreichen Flächen fanden sich nur noch letzte, kleingegrubberte Reste urgeschichtlicher Keramik und oft genug war der Boden gelb – dies zeigt an, dass der eigentlich schwarze, eigentliche Oberboden vollständig erodiert ist. Mit intakten Fundplätzen kann da nicht mehr gerechnet werden. Eile ist also geboten, soll das Potential der noch vorhandenen Fundplätze in archäologische Erkenntnisse umgesetzt werden!

Extensive Feldbegehung - das Team sucht als breite Kette nach Cucuteni-Fundstellen.
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Extensive Feldbegehung - Die Felder sind fast so endlos wie der Himmel!
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Extensive Feldbegehung - Die Felder sind übel - aber solchen sind die Trümmerstellen am besten zu erkennen.
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Hätten Sie es erkannt? Rotlehmbrocken als Anzeiger für ein verbranntes Haus.
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Eindeutig ein angepflügtes verbranntes Haus...
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...mit Keramik der Cucuteni-Kultur.
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Extensive Feldbegehung - das Team sucht als breite Kette nach Cucuteni-Fundstellen.
Extensive Feldbegehung - Die Felder sind fast so endlos wie der Himmel!
Extensive Feldbegehung - Die Felder sind übel - aber solchen sind die Trümmerstellen am besten zu erkennen.
Hätten Sie es erkannt? Rotlehmbrocken als Anzeiger für ein verbranntes Haus.
Eindeutig ein angepflügtes verbranntes Haus...
...mit Keramik der Cucuteni-Kultur.

Vorbereitung für die Feldbegehungen

Und von solchen Plätzen fanden sich glücklicherweise auch noch genug. So stellte das Team das Magnetogramm und das Drohnenmodell der Cucuteni-Siedlung Copălău „Răzima“ fertig, so dass hier am Montag Prof. D. Mischka zusammen mit den 8 neu eintreffenden Studierenden mit der intensiven Feldbegehung beginnen kann. Schließlich sah der Samstag dann noch den Beginn der Untersuchung des Platzes Cucorani „Medeleni“. Zielsicher erwischten wir dort aber zunächst die mutmaßlich eisenzeitlichen Befunde – die Cucuteni-Trümmerstelle versteckte sich hinterhältig im Nachbarfeld. Aber Montag wird dieses Missgeschick korrigiert werden. Versprochen!

Mensch: Klein. Himmel: Groß. Das Tal ist übrigens ein ehemaliges, durch Erosion vergrößertes Cucuteni-Grabenwerk.
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Lang sind die Bahnen in Copălău „Răzima“.
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Alle für einen! Und der eine räumt den Bus aus.
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Stramm pfeift der Wind über das Moldawische Plateau. M. Trodler BA, N. Nittel und L. Murmann trotzen ihm.
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Mittagspause an Orten, wo noch nie ein Mensch zuvor Mittagspause gemacht hat!
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Mensch: Klein. Himmel: Groß. Das Tal ist übrigens ein ehemaliges, durch Erosion vergrößertes Cucuteni-Grabenwerk.
Lang sind die Bahnen in Copălău „Răzima“.
Alle für einen! Und der eine räumt den Bus aus.
Stramm pfeift der Wind über das Moldawische Plateau. M. Trodler BA, N. Nittel und L. Murmann trotzen ihm.
Mittagspause an Orten, wo noch nie ein Mensch zuvor Mittagspause gemacht hat!

Diese Woche: Ein Intermezzo. Ab nächster Woche: Ein Hauptteil der Kampagne – Der Innendienst

Ein kurzer Schlechtwettereinbruch verzögerte die Feldarbeiten, gab uns aber die Möglichkeit, im Historischen Museum von Botoşani die bisher gewonnenen Daten zu strukturieren. Bei der damit einhergehenden GIS-Ausbildung merken die Studierenden dann auch, dass man die im Einführungskurs behandelten Techniken im „echten“ archälogischen Leben auch tatsächlich braucht! Zudem wurde damit begonnen, das Fundmaterial aus den Begehungen des letzten Herbstes zu waschen – angesichts dessen Umfangs keine triviale Aufgabe. Und so wird der Innendienst in den nächsten zwei Wochen wohl einen immer größeren Anteil unserer Arbeit ausmachen.

Mittagspause, wo sie schon oft war. Und M. Trodler BA sieht, dass sie wieder gut sein wird!
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Daten sammeln macht Spaß. Daten sortieren und nachbearbeiten manchmal weniger. Das Team macht es aber trotzdem.
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Und es hört nie auf: Schon am nächsten Tag werden die neuen Ergebnisse noch beim Abendessen fertig gerechnet.
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Muss auch sein: Prospektionsfunde waschen.
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Wir müssen schneller werden: 5 Tüten von über 100...
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Mittagspause, wo sie schon oft war. Und M. Trodler BA sieht, dass sie wieder gut sein wird!
Daten sammeln macht Spaß. Daten sortieren und nachbearbeiten manchmal weniger. Das Team macht es aber trotzdem.
Und es hört nie auf: Schon am nächsten Tag werden die neuen Ergebnisse noch beim Abendessen fertig gerechnet.
Muss auch sein: Prospektionsfunde waschen.
Wir müssen schneller werden: 5 Tüten von über 100...

Episode 26 – 12.03.2023

Eisenzeitliche Befestigungen und zwei Tage am „Meer“ – die zweite Woche der #prospekt2023_1-Kampagne in Rumänien

Ab in den Norden – Transfer in unser Kernarbeitsgebiet

Nach dem Abschluss der Arbeiten in Slava Rusa stand eine lange Fahrt an, die unseren Studierenden einen sehr intensiven Einblick in die Vielfalt der Landschaftsräume Ostrumäniens gab: Von der sumpfigen Schwarzmeerküste ging es durch das Dobrudscha-Hochland in die beinahe schon spektakulär relieflose Ebene der Walachei. Dem Lauf des Siret folgend führte der Weg dann am Rande der Subkarpaten hinauf auf das Moldawische Plateau mit seinen flach gewellten, baumlosen Hügeln bis nach Botoşani, im äußersten Nordosten Rumäniens.

Lage der bisher bei #prospekt2023_1 besuchten (rot) und seit 2014 von der UFG-FAU prospektierten Fundplätze (schwarz).
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Auf der Fahrt 1: Sumpfiges Tiefland nahe der Schwarzmeerküste.
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Auf der Fahrt 2: Klippen und Hügel im Dobrudscha-Hochland.
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Auf der Fahrt 3: Das Team auf der Donaufähre bei Brăila.
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Auf der Fahrt 4: Die Donau bei Brăila. Vielleicht können wir nächstes Mal schon über die neue Brücke fahren!
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Auf der Fahrt 5: Die unendliche Ebene der Wallachei.
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Auf der Fahrt 6: Die typische wellige Landschaft des Moldawischen Plateaus.
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Auf der Fahrt 7: Monolithische, sozialistische Skulptur an der Stadtgrenze von Botoşani.
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Lage der bisher bei #prospekt2023_1 besuchten (rot) und seit 2014 von der UFG-FAU prospektierten Fundplätze (schwarz).
Auf der Fahrt 1: Sumpfiges Tiefland nahe der Schwarzmeerküste.
Auf der Fahrt 2: Klippen und Hügel im Dobrudscha-Hochland.
Auf der Fahrt 3: Das Team auf der Donaufähre bei Brăila.
Auf der Fahrt 4: Die Donau bei Brăila. Vielleicht können wir nächstes Mal schon über die neue Brücke fahren!
Auf der Fahrt 5: Die unendliche Ebene der Wallachei.
Auf der Fahrt 6: Die typische wellige Landschaft des Moldawischen Plateaus.
Auf der Fahrt 7: Monolithische, sozialistische Skulptur an der Stadtgrenze von Botoşani.

Gräben, Gruben, Pfostenlöcher – Eisenzeitliche Fundplätze in der Geomagnetik

Ziel des Transfers war eine der beiden Kernregionen unseres Projektes zur Kupferzeit in Nordostrumänien. Dort sollen in den nächsten vier Wochen zahlreiche Cucuteni-Siedlungen geomagnetisch und per Feldbegehung untersucht werden. Um gerade den jüngeren Studierenden aber noch einen breiteren Überblick über Strukturen unterschiedlicher Zeitstellungen zu bieten, nutze unser Team die Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit Dr. Alexandru Berzovan (Archäologisches Institut Iaşi) zuvor noch zwei eisenzeitliche Fundplätze zu prospektieren. Während die Befunde in Slava Rusa noch hauptsächlich aus relativ klar erkennbaren Baustrukturen aus Mauerzügen bestanden, lernten die Studierenden nun eine neue Schwierigkeitsstufe der Auswertung geomagnetischer Messbilder. Es galt, aus dem Muster der vielen kleinen, längst nicht immer klaren Anomalien von Pfosten und Gruben die Strukturen herauszulesen, die man aus den Grabungsplänen kennt. Und auch hier zeigte sich der Wert größerer Messflächen: Zwei parallele Gräbchen sind schwer zu deuten. Liegen mehrere dieser Paare regelhaft nebeneinander, könnte es sich aber vielleicht schon um die Fundamentgräben von Holz-Erde-Bauten handeln.

Ein ziemlich großes Holzhaus und ein verdammt massives Tor

Der erste besuchte Fundplatz war Stânceşti „Cetaea de la Bobeica“, eine über 45 Hektar grosse Höhenbefestigung aus dem 5.-3. Jh. v. Chr. (getische Epoche). Herausragendstes Merkmal ist das auf seiner ganzen Länge erhaltene, teilweise noch mehrere Meter hohe System aus Wall und Graben. Leider waren nur verhältnismäßig kleine Areale begehbar, aber neben zahlreichen kleineren Befunden konnte das Team trotzdem einen ganz besonderen „Fang“ machen: Einen 40x25m großen Holzbau, bei dem ein massiv fundamentierter, zentraler Teil aus mehreren Räumen von mindestens einem Umgang aus Holzpfosten umgeben ist. In Stancesti lohnt es sicherlich, nochmal vorbeizuschauen wenn die Felder geeggt und damit begehbar sind. Wir sind ja noch vier Wochen da…

Der zweite Fundplatz war Stăuceni-Victoria „Şanţul Caterinei“, ein fast 1km² großes Grabenwerk unbekannter Funktion mit mutmaßlich getischer bis dakischer (ca. 5.-1.Jh. v. Chr.) Zeitstellung. Bisher nur aus Luftbildern und einigen Oberflächenfunden bekannt, galt es hier, einen der beiden bekannten Eingänge geomagnetisch zu untersuchen. Ungeachtet der nur sehr grob bearbeiteten Messfläche, die nicht gerade gute Messbilder versprach, erfassten die Studierenden die gesamte Toranlage und konnten einen doppelten Grabenverlauf – vielleicht ja Innen- und Außenwand einer Holz-Erde-Mauer – feststellen. Dazu kam ein begleitender, schmaler (Palisaden-?) Graben und ein extra massiver Einbau im Tordurchgang.

Stânceşti: Die eisenzeitliche Festungsanlage im Überblick. Im Vordergrund die Unterstadt. Im Wald im Hintergrund liegt die Oberstadt.
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Stânceşti: Profil der Wall- und Grabenanlage der Unterstadt im von den Studierenden erstellten Drohnenmodell.
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Stânceşti: Prospektion in der Unterstadt. Im Hintergrund: Die Wälle der Höhensiedlung.
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Victoria: Die Grabenanlage mit Toranlage ist von der Drohne aus deutlich sichtbar.
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Victoria: Ok, der Acker war mies, aber Tor, Gräben und mutmaßliche Palisade zeigen sich schon.
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Dr. A. Berzovan (Arch. Inst. Iasi), M. Trodler BA und N. Nittel (UFG-FAU) im Feldbüro. Wenn der Chef die GPS-Stange sieht, gibt es Ärger...
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Stânceşti: Die eisenzeitliche Festungsanlage im Überblick. Im Vordergrund die Unterstadt. Im Wald im Hintergrund liegt die Oberstadt.
Stânceşti: Profil der Wall- und Grabenanlage der Unterstadt im von den Studierenden erstellten Drohnenmodell.
Stânceşti: Prospektion in der Unterstadt. Im Hintergrund: Die Wälle der Höhensiedlung.
Victoria: Die Grabenanlage mit Toranlage ist von der Drohne aus deutlich sichtbar.
Victoria: Ok, der Acker war mies, aber Tor, Gräben und mutmaßliche Palisade zeigen sich schon.
Dr. A. Berzovan (Arch. Inst. Iasi), M. Trodler BA und N. Nittel (UFG-FAU) im Feldbüro. Wenn der Chef die GPS-Stange sieht, gibt es Ärger...

Endlich Kupferzeit – am „moldawischen Meer“

Mit den Befunden von Eisen- und Römerzeit vertraut, war nun Zeit, die für uns hauptsächlich interessante Fundplatzgattung anzugehen: Kupferzeitliche Siedlungen. Diese weisen wieder andere Befundtypen auf: Massive Rotlehmkonzentrationen als Anzeiger verbrannter Häuser und typischerweise mehrfache, massive Umfassungsgräben um die Siedlungen. Der erste Cucuteni-Fundplatz dieser Kampagne, die in Zusammenarbeit mit dem Kreismuseum Botoşani durchgeführt wird, war Ripiceni „Gura Hârtopului“. Diese Cucuteni B-Siedlung liegt direkt am zweitgrößten Stausee Rumäniens, dem Lacul Stânca-Costeşti, der hier die Grenze von Rumänien zur Republik Moldau bildet. Die Erosionswirkung des Stausees hat bereits einen Teil des Fundplatzes zerstört, so dass es galt, seinen Erhaltungszustand zu prüfen und zu versuchen, die seine ehemalige Größe zu rekonstruieren. Nach zwei Tagen harter Arbeit stellte sich heraus, dass tatsächlich nur noch etwa ein Viertel der ehemals wohl über 5 Hektar großen Siedlung erhalten war. Dem Ausbildungserfolg tat dies jedoch keinen Abbruch: Ab nächster Woche geht nun ein voll ausgebildetes Team an die Erforschung der zahlreichen kupferzeitlichen Fundplätze im Tal des Sitna, rund um Stăuceni „Holm“, wo für diesen Sommer unsere große Lehrgrabung geplant ist.

Ripiceni: Der Lacul Stânca-Costeşti direkt unterhalb des Fundplatzes. Hier endet die Europäische Union.
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Ripiceni: N. Nittel beim Aufbau der DGPS-Basis. Im Hintergrund: Der Stausee und die Republik Moldau.
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Ripiceni: Diesen Acker hat der Teufel gepflügt! Und ihn dann noch extra weich gemacht... Doch N. Nittel und M. Trodler BA begehren gegen den Teufel auf!
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Ripiceni: Stausee und moderne Abgrabungen haben einen Großteil des Fundplatzes zerstört. Und die Landwirtschaft ist auch nicht gnädig zu den überlebenden Befunden...
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Ripiceni: M. Trodler BA putzt einen Teil des Profils an der Abbruchkante zum Stausee. Links gut zu sehen: Rotlehmtrümmer als Indikator für ein abgebranntes Haus.
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Ripiceni: Im Profil sichtbar: Zwei Rotlehmplattformen verbrannter Cucuteni-Häuser in unterschiedlichen Tiefen. Vorsicht! In der Magnetik erscheinen sie alle nebeneinander.
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Ripiceni: Lohn der Aufmerksamkeit: N. Nittel findet ihre erste Cucuteni-Statuette.
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Ripiceni: Detailansicht der Statuette.
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Nicht die Karibik, aber schön ist es hier auch: Das Team am Strand des Lacul Stânca-Costeşti. v.l.: M. Gruber, L. Murmann, Dr. C. Mischka, N. Nittel, M. Trodler BA.
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Ripiceni: Der Lacul Stânca-Costeşti direkt unterhalb des Fundplatzes. Hier endet die Europäische Union.
Ripiceni: N. Nittel beim Aufbau der DGPS-Basis. Im Hintergrund: Der Stausee und die Republik Moldau.
Ripiceni: Diesen Acker hat der Teufel gepflügt! Und ihn dann noch extra weich gemacht... Doch N. Nittel und M. Trodler BA begehren gegen den Teufel auf!
Ripiceni: Stausee und moderne Abgrabungen haben einen Großteil des Fundplatzes zerstört. Und die Landwirtschaft ist auch nicht gnädig zu den überlebenden Befunden...
Ripiceni: M. Trodler BA putzt einen Teil des Profils an der Abbruchkante zum Stausee. Links gut zu sehen: Rotlehmtrümmer als Indikator für ein abgebranntes Haus.
Ripiceni: Im Profil sichtbar: Zwei Rotlehmplattformen verbrannter Cucuteni-Häuser in unterschiedlichen Tiefen. Vorsicht! In der Magnetik erscheinen sie alle nebeneinander.
Ripiceni: Lohn der Aufmerksamkeit: N. Nittel findet ihre erste Cucuteni-Statuette.
Ripiceni: Detailansicht der Statuette.
Nicht die Karibik, aber schön ist es hier auch: Das Team am Strand des Lacul Stânca-Costeşti. v.l.: M. Gruber, L. Murmann, Dr. C. Mischka, N. Nittel, M. Trodler BA.

Episode 25 – 08.03.2023

Durch die Gärten in die Spätantike – Die erste Woche der Rumänienkampagne #prospekt2023_1

Rückkehr nach Slava Rusa / (l)ibida

Die erste Woche unserer jährlichen Frühjahrskampagne in Rumänien brachte unser Team nach Slava Rusa, heute einem Dorf in der Dobrudscha. In römischer Zeit und insbesondere der Spätantike lag hier in der Provinz Scythia Minor die Stadt (l)ibida. Die Reste ihrer mächtigen Befestigungsmauern ragen heute noch meterhoch empor, von der Innenbebauung ist aber längst nichts mehr zu sehen.
Schon 2015 war dieser Fundplatz Teil einer unserer Maßnahmen, doch konnte damals nur an zwei Tagen, und auch nur in Gridtechnik gemessen werden. Dabei zeigte sich zwar das vielversprechende archäologische Potential des Fundplatzes, aber eine echte flächige Untersuchung war nicht möglich.
Dieses Frühjahr bot sich nun – in Kooperation mit dem Archäologischen Institut der rumänischen Akademie in Iasi (Prof. Dr. A. Rubel) und unterstützt vom Museum in Tulcea die Möglichkeit, Slava Rusa wieder zu einem Teil unserer Ausbildungskampagne zu machen. Mit einer Woche Zeit und verbessertem Messequipment war alles bereit, den Plan der antiken Stadt zu entschlüsseln.

Lage von Slava Rusa mit Überblick über bisherige Fundstellen vergangener Kampagnen in Rumänien
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Die technischen Geräte für unsere Kampagne - und unser Gepäck muss auch noch mit
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Blick über die antike Stadt (L)ibida bei Slava Rusa. Die eine Hälfte ist unter Gras, die andere unter dem heutigen Dorf
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Nach über 1500 Jahren noch eindrucksvoll: die Mauern von (L)ibida
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Lage von Slava Rusa mit Überblick über bisherige Fundstellen vergangener Kampagnen in Rumänien
Die technischen Geräte für unsere Kampagne - und unser Gepäck muss auch noch mit
Blick über die antike Stadt (L)ibida bei Slava Rusa. Die eine Hälfte ist unter Gras, die andere unter dem heutigen Dorf
Nach über 1500 Jahren noch eindrucksvoll: die Mauern von (L)ibida

Prospektion in der weiten Ebene… …und in den Gärten

Da mit der mittlerweile schon länger eingeführten Methode der Kopplung von DGPS und Gradiometer die Messflächen deutlich freier angelegt werden können, stand einer schnellen und effektiven Prospektion der außerhalb des Dorfes gelegenen Flächen nichts mehr im Weg – optimale Verhältnisse also für die Ausbildung der Studierenden. Auch außerhalb der Stadtmauern, im Bereich des Gräberfeldes wurden einige Hektar begangen.
Die weit größere Herausforderung bestand aber darin, dass das moderne Slava Rusa einen Großteil der antiken Stadt überlagert. Es galt also, in den zahlreichen kleinen Privatgärten, -feldern und -wiesen zwischen den Häusern zu messen – ohne die Überzeugungs- und Überredungskünste unserer rumänischen Kollegen eine unlösbare Aufgabe. Auch einige Sträucher und Bäumchen fielen der Kettensäge zum Opfer, um Platz für das Gradiometer zu schaffen – optimale Verhältnisse also, den Studierenden die von Improvisation geprägte Realität archäologischer Feldmaßnahmen zu zeigen.

Der Beginn der Maßnahme - L. Murmann, N. Nittel und M. Gruber bei der Montage des Magnetikgerätes
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An dieser Stelle befand sich mal eine dichtbevölkerte Stadt: M. Trodler B.A. und L. Murmann prospektieren mitten im antiken Stadtgebiet
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N. Nittel bei der Arbeit, im Hintergrund die Überreste der Stadtbefestigung von (L)ibida
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Die Weiten der Dobrudscha - M. Gruber läuft mit dem Magnetikgerät (fast) bis zum Horizont
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Internationale Zusammenarbeit - Die rumänischen Kollegen Dr. S. Honcu und Yonut von der Akademie in Iasi bei der Gradiometerprospektion auf üblem Grund
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Es wird kleinteilig: L. Murmann und Ionut pospektieren zwischen den Häusern von Slava Rusa
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In den Gärten von Slava Rusa - M. Gruber und N. Nittel schlagen sich durchs Gebüsch
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Der Beginn der Maßnahme - L. Murmann, N. Nittel und M. Gruber bei der Montage des Magnetikgerätes
An dieser Stelle befand sich mal eine dichtbevölkerte Stadt: M. Trodler B.A. und L. Murmann prospektieren mitten im antiken Stadtgebiet
N. Nittel bei der Arbeit, im Hintergrund die Überreste der Stadtbefestigung von (L)ibida
Die Weiten der Dobrudscha - M. Gruber läuft mit dem Magnetikgerät (fast) bis zum Horizont
Internationale Zusammenarbeit - Die rumänischen Kollegen Dr. S. Honcu und Yonut von der Akademie in Iasi bei der Gradiometerprospektion auf üblem Grund
Es wird kleinteilig: L. Murmann und Ionut pospektieren zwischen den Häusern von Slava Rusa
In den Gärten von Slava Rusa - M. Gruber und N. Nittel schlagen sich durchs Gebüsch

Umfassende technische Ausbildung

Während dieser Kampagne werden die Studierenden nicht nur am Gradiometer ausgebildet. So folgte auf die erste Einweisung in die Drohnenbenutzung schnell die Erstellung eines kompletten Luftbildplans und Geländemodells durch die Studierenden, für die es bis auf eine Ausnahme die erste Prospektionskampagne ist. Auch das Georadargerät kam zum Einsatz – nachdem auch das Ausstecken rechtwinkliger Grids per DGPS gelernt war. Keine einfache Woche also für unsere „Neulinge“.

Auch im Einsatz auf der Suche nach den Mauern: das Georadargerät (mit M. Trodler B.A. am Steuer)
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M. Trodler B.A. (Mitte) weist M. Gruber und N. Nittel in die Auswertung der Geomagnetikdaten ein
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Auf den Mauern der Stadt unterweist Dr. C. Mischka die Studierenden M. Gruber, L. Murmann und N. Nittel in den Aufbau der DGPS-Basis
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Maßnahmenleiter Dr. C. Mischka weist M. Gruber in die DGPS-Vermessung der Luftbildpasspunkte ein
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M. Gruber bei der Vermessung in den Straßen von Slava Rusa
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Pferd gegen Archäologe - Trotz eines verspeisten Passpunktes konnte M. Gruber (rechts) noch genügend Passpunkte für das Drohnenmodel einmessen
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Erstflug! N. Nittel und L. Murmann starten zur Erstellung ihres ersten Drohnenmodels
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Kollegiale Zusammenarbeit ermöglicht erst die Maßnahme: L. Murmann und Dr. C. Mischka (UFG-FAU) zusammen mit Prof. Dr. A. Rubel (Institut Iasi) im Grabungshaus
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Auch im Einsatz auf der Suche nach den Mauern: das Georadargerät (mit M. Trodler B.A. am Steuer)
M. Trodler B.A. (Mitte) weist M. Gruber und N. Nittel in die Auswertung der Geomagnetikdaten ein
Auf den Mauern der Stadt unterweist Dr. C. Mischka die Studierenden M. Gruber, L. Murmann und N. Nittel in den Aufbau der DGPS-Basis
Maßnahmenleiter Dr. C. Mischka weist M. Gruber in die DGPS-Vermessung der Luftbildpasspunkte ein
M. Gruber bei der Vermessung in den Straßen von Slava Rusa
Pferd gegen Archäologe - Trotz eines verspeisten Passpunktes konnte M. Gruber (rechts) noch genügend Passpunkte für das Drohnenmodel einmessen
Erstflug! N. Nittel und L. Murmann starten zur Erstellung ihres ersten Drohnenmodels
Kollegiale Zusammenarbeit ermöglicht erst die Maßnahme: L. Murmann und Dr. C. Mischka (UFG-FAU) zusammen mit Prof. Dr. A. Rubel (Institut Iasi) im Grabungshaus

Ergebnis jenseits aller Erwartungen

Das Messergebnis zeigte sehr schnell, dass alle Mühen gerechtfertigt waren. Ein Großteil des antiken Stadtplans liegt nun vor: Insulae aus komplexen Steinbauten, angeordnet in einem rechtwinkligen Straßenraster mit einigen diagonalen Nebenstraßen reichen bis an die Stadtmauer. Aber auch ein Stadtviertel mit ungeordneter Bebauung aus mutmaßlichen Holz-Erde-Konstruktionen zeigte sich. Im Zentrum der Stadt – mitten in den heutigen Gärten – wurden schließlich die Reste einer mutmaßlichen Basilika festgestellt, samt angegliedertem, großen Steingebäudekomplex.
Außerhalb der Stadtmauern zeigte sich der Wert ausgedehnter Messflächen: Dort wurden 2015 nur zwei kleine Testflächen begangen, die befundfrei blieben. Zwischen diesen beiden Flächen fanden unsere Studierenden nun eine Gräberstraße mit zahlreichen runden und rechteckigen Grabkonstruktionen – und noch ist kein Ende dieser Gräberreihe erkennbar.

Ein Ergebnis der Drohnenbefliegung: Geländemodell von Slava Rusa, gut sichtbar erheben sich die Stadtmauer mit den einzelnen Türmen
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Das Magnetikbild - typische Steinbauten im Westen der Stadt
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Das Magnetikbild - mutmaßliche Grabkammern neben der Ausgrabung einer byzaninischen Basilika außerhalb der Stadtmauer
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Ein Ergebnis der Drohnenbefliegung: Geländemodell von Slava Rusa, gut sichtbar erheben sich die Stadtmauer mit den einzelnen Türmen
Das Magnetikbild - typische Steinbauten im Westen der Stadt
Das Magnetikbild - mutmaßliche Grabkammern neben der Ausgrabung einer byzaninischen Basilika außerhalb der Stadtmauer

Weiter geht es, in den Norden!

Diese Ergebnisse stellen nun die Interpretation des räumlichen und sozialen Konzeptes der antiken Stadt (l)ibida, oder auch die Schätzungen ihrer Einwohnerzahl auf eine völlig neue, deutlich umfassendere Basis. Zudem können nun die weiteren Ausgrabungen wesentlich gezielter stattfinden. So planen die rumänischen Kollegen für den Sommer bereits die Untersuchung einer der neu entdeckten Grabkammern. Wir wollen nächstes Frühjahr zurückkommen – ein paar Gärten konnten uns diesmal noch entkommen und auch das Ende des Gräberfeldes harrt ja noch seiner Entdeckung. Doch zunächst geht es für das Team weiter, einmal quer durch Rumänien. Im Kreis Botosani, an der Grenze zur Republik Moldau steht die Untersuchung einer großen eisenzeitlichen Festung an.

Episode 24 – 23.10.2022

Hunderte Häuser, tausende Scherben – Bericht von der Kampagne #prospekt2022_2: Prospektion und Feldbegehungen im Kreis Botoşani

Ein langer Atem zahlt sich aus – Cucuteni in der Moldau jetzt als DFG-Projekt!

Bisher waren die Forschungen der UFG-FAU zur Cucuteni- und Precucuteni-Kultur Teil der seit 2015 hauptsächlich in Eigenfinanzierung durchgeführten, breit gefächerten Aktivitäten in verschiedenen Teilen Rumäniens.  Am 1. Oktober dieses Jahres fiel nun der Startschuss zum neuesten Projekt an unserem Institut: „Siedlungs- und Landschaftsarchäologie im Spätneolithikum und in der Kupferzeit in Ostrumänien“, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dadurch können die Arbeiten in den Kreisen Botoşani und Neamţ endlich auf ein methodisch und personell breiteres und stabileres Fundament gestellt werden.

Kein Erfolg ohne die Kollegen vor Ort

Die Forschungen in Rumänien sind nur möglich aufgrund der intensiven Zusammenarbeit und der Hilfe unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Daher gilt ein unermesslicher Dank unserer Kollegin Dr. Adela Kovac vom Historischen Museum Botoşani, die uns auf dieser Kampagne – wie schon auf so vielen vorher – betreut und unterstützt hat!

Prospektion ist mehr als nur Geophysik

Die geomagnetischen Prospektionen liefern bei geringem Personaleinsatz gute Informationen über die räumliche Struktur der Siedlungen. Feldbegehungen hingegen sollen Informationen über die Datierung, aber auch Nutzung und Bedeutung der einzelnen in der Geomagnetik aufgefundenen Hausbefunde liefern. Sie sind jedoch deutlich personalintensiver; bisher blieb es daher bei einem ersten, vielversprechenden Test im Frühjahr 2019. Im Rahmen des neuen Projektes sind Feldbegehungen nun fester Bestandteil der Feldarbeiten. Der gestiegene Personalbedarf sollte dabei wie geschaffen sein, nach der Covid-Pause wieder größeren Mengen von Studierenden eine erste Ausbildung im Feld zu ermöglichen…

2022 untersuchte Fundplätze in der Moldau
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2022 im Kreis Botoşani prospektierte Fundplätze
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2022 untersuchte Fundplätze in der Moldau
2022 im Kreis Botoşani prospektierte Fundplätze

Ein Rundling und eine Megastruktur – Altlasten erledigen

Nachdem im Frühjahr im Kreis Neamţ gearbeitet wurde, waren im Herbst nun das Tal des Baseu und des Sitna an der Reihe. Einer der zentralen Fundplätze war dabei Borolea „Ocul Vacilor“. Die Arbeiten in Borolea begannen schon im Frühjahr 2020, allerdings verhinderten zunächst Covid und 2021 dann der Zusammenbruch unseres Fahrzeugs eine intensivere Beschäftigung mit diesem Fundplatz. In dieser Kampagne gelang nun der Abschluss der Gradiometer-Prospektion – mit spektakulärem Ergebnis! Der Fundplatz entpuppte sich als eine über 6 Hektar große, in zwei konzentrischen Ovalen angelegte, durch „Speichen“ im Innenraum in einzelne Quartiere eingeteilte Siedlung mit mindestens 168 Hausbefunden. Jenseits des Pruth, in der Republik Moldau und der Ukraine sind diese Siedlungen typisch für die Trypillja-Kultur, im Bereich der Cucuteni-Kultur, westlich des Pruth waren sie bislang nicht bekannt.

Kaum weniger eindrucksvoll ist das Ergebnis aus Stăuceni „Holm“. Die Arbeiten hier begannen schon in der Herbstkampagne 2021, die Vegetation verhinderte aber die Begehung der zentralen Teile des Fundplatzes. Diesmal herrschten perfekte Bedingungen – für Magnetik und Feldbegehung – und die Magnetik konnte zum Abschluss gebracht werden. Eher „Cucuteni-typisch“ als Reihensiedlung organisiert, zeigt das Magnetogramm eine außergewöhnlich massive und mehrphasige Befestigung des Platzes. Zwei teilweise doppelt ausgeführte, meterbreite Gräben werden dabei von mehreren schmaleren Gräben begleitet, die vermutlich auf Palisaden zurückzuführen sind. Dies alleine ist zwar schon eindrucksvoll, aber im Cucuteni-Zusammenhang noch nichts Besonderes. Hinzu kommt allerdings ein im Eingangsbereich der Siedlung liegender, immerhin ca. 30x12m großer Gebäudebefund – eine sogenannte „Megastructure“, wie sie ebenfalls bisher nur aus den Gebieten östlich des Pruth bekannt ist.

Durch den Klimawandel erschwert – neue Fundplätze erschließen

Wärend die Feldbegehungen in Stăuceni und Borolea liefen, wurden parallel weiter Fundplätze geomagnetisch prospektiert, um einen Überblick über die gesamte Siedlungskammer zu bekommen. Dies gestaltete sich schwieriger als erwartet, waren doch einige in den Datenbanken verzeichnete Plätze nicht mehr auffindbar, während viele andere noch unter Mais oder Sonnenblumen lagen – durch die enorme Trockenheit dieses Jahres sind die Pflanzen auf dem Acker verdorrt und eine Ernte lohnt sich nicht. Trotzdem konnten fünf weitere Plätze prospektiert werden, von denen insbesondere Hăneşti-Slobozia „Răpa Turcului“ unser näheres Interesse weckte. Dies ist eine deutlich kleinere Siedlung mit kaum zwei Dutzend Häusern, aber ehemals ebenfalls als Kreissegment auf einem Terrassensporn angelegt und mit einem ungewöhnlich großen Gebäude in der Mitte. Folgerichtig wurde dann auch hier eine Feldbegehung durchgeführt.

Dieses Jahr muss es endlich klappen! M. Trodler bei der Magnetik in Borolea "Ocul Vacilor".
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Der Weg zum Ergebnis ist stachelig. Sehr stachelig.
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Es gibt auch flauschige Felder. S. Spörl bei der Prospektion in Cerviteşti "Morisca"
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Megastructure? Großes Gebaüde inmitten von Umfassungsgräben in Stăuceni "Holm".
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Wir brauchen Allrad! A. Kovac und A. Dittes auf der Suche nach neuen Fundplätzen.
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Klein, aber fein: Cucuteni-Siedlung von Hăneşti-Slobozia "Răpa Turcului".
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Dieses Jahr muss es endlich klappen! M. Trodler bei der Magnetik in Borolea "Ocul Vacilor".
Der Weg zum Ergebnis ist stachelig. Sehr stachelig.
Es gibt auch flauschige Felder. S. Spörl bei der Prospektion in Cerviteşti "Morisca"
Megastructure? Großes Gebaüde inmitten von Umfassungsgräben in Stăuceni "Holm".
Wir brauchen Allrad! A. Kovac und A. Dittes auf der Suche nach neuen Fundplätzen.
Klein, aber fein: Cucuteni-Siedlung von Hăneşti-Slobozia "Răpa Turcului".

Im Raster und im Haus – Feldbegehung
Nur dort, wo keine geomagnetischen Hausbefunde, wohl aber noch Oberflächenfunde vorlagen, wurde die Feldbegehung in der klassischen, aber sehr arbeitsintensiven Rastermethode durchgeführt. Hier kann von der Scherbendichte an der Oberfläche dann auf die ehemals vorhandenen – oder halt auch nie da gewesenen – Häuser geschlossen werden. Hauptziel war es aber, speziell den Hausbefunden aus der Magnetik datierende Informationen zuweisen zu können. Daher wurden, wenn irgend möglich die einzelnen Häuser per DGPS ausgesteckt und dann speziell in ihrem Umfeld gesammelt. Auf diese Weise konnten beispielsweise in Borolea in wenigen Tagen über 100 Häuser prospektiert werden, ohne erst den ganzen Platz mit einem Raster überziehen und anschließend auch die eher aussagelosen Quadranten in den gebäudefreien Zonen absammeln zu müssen. Nur in den Hangbereichen von Stăuceni konnte auf das Raster nicht verzichtet werden. Die Erosion hat hier bereits alle Häuser zerstört, im Untergrund finden sich aber immer noch die typischen, metertiefen Gruben und an der Oberfläche liegt eine große Menge an Fundmaterial – Karamik, Steinartefakte und Rotlehm. Obwohl mit Zeitlimit und Mindestgröße gearbeitet wurde, war der Fundanfall hier enorm. Nicht nur tausende Keramikscherben, sondern beispielsweise auch mehrere Dutzend Fragmente von Frauen- und Tierstatuetten wurden geborgen. Trotzdem wird der Aussagewert dieser Materialschlacht aber wohl kaum höher ausfallen, als bei der befundzentrierten Sammeltechnik. Negativ zudem: Unsere Studierenden werden von nun an jeden Acker verachten, auf dem nicht wenigstens 15 kg bemalte Feinkeramik pro Grid liegen…

Die Magnetik ist fertig, sofort wird die Begehung geplant: A. Botsch, F. Franzke und M. Trodler bestimmen die Mittelpunktkoordinaten der Hausbefunde.
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Hausorientierte Feldbegehung: Jeder Eimer steht in einem anderen Hausbefund!
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A. Botsch weist A. Dittes und F. Franzke den nächsten Quadranten zu.
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Manchmal doch noch nötig: Die Rasterbegehung.
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Das hat man dann davon: Fundmengen in Stăuceni "Holm"
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Schöne Funde 1: Brustfragment einere Statuette mit Kleidung und Halsschmuck.
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Schöne Funde 2: Linkes Bein einer Frauenstatuette.
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Schöne Funde 3: Spinnwirtel aus Keramik.
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Schöne Funde - naja... Auch Mahlsteine sind wichtige archäologische Informationsträger.
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Immer mit im Programm: Mit der Drohne Geländemodelle fliegen. Das geht nicht ohne eingemessene Kontrollpunkte.
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Die Magnetik ist fertig, sofort wird die Begehung geplant: A. Botsch, F. Franzke und M. Trodler bestimmen die Mittelpunktkoordinaten der Hausbefunde.
Hausorientierte Feldbegehung: Jeder Eimer steht in einem anderen Hausbefund!
A. Botsch weist A. Dittes und F. Franzke den nächsten Quadranten zu.
Manchmal doch noch nötig: Die Rasterbegehung.
Das hat man dann davon: Fundmengen in Stăuceni "Holm"
Schöne Funde 1: Brustfragment einere Statuette mit Kleidung und Halsschmuck.
Schöne Funde 2: Linkes Bein einer Frauenstatuette.
Schöne Funde 3: Spinnwirtel aus Keramik.
Schöne Funde - naja... Auch Mahlsteine sind wichtige archäologische Informationsträger.
Immer mit im Programm: Mit der Drohne Geländemodelle fliegen. Das geht nicht ohne eingemessene Kontrollpunkte.

Innendienst und Exkursionen – auch Zutaten einer gelungenen Maßnahme

Neben der von allen geliebten Feldarbeit war natürlich auch Innendienst angesagt. Dankenswerterweise standen hierfür die Räumlichkeiten des Historischen Museums in Botoşani zur Verfügung. Hier konnte damit begonnen werden, die gefundene Keramik zu erfassen und wichtige Einzelfunde per SfM in 3D-Modelle zu überführen. Auch die Interpratation und die Umzeichnungen der Magnetikergebnisse wurden bereits für die rumänischen Kollegen fertiggestellt.

Um den Studierenden auch einen gesamthistorischen Kontext über diese Region Rumäniens zu bieten, wurde schließlich noch eine Exkursion in das nahe Suceava durchgeführt. Das erst vor wenigen Jahren neu eröffnete Bucovina-Museum gibt einen Überblick über die Geschichte der Region von der Steinzeit bis zur Revolution von 1989 – im klaren Kontrast zu den oftmals noch aus den 1970’ern stammenden Museen, die bis vor wenigen Jahren in Rumänien die Regel darstellten. In die bewegte Zeit der Moldau als Region zwischen Mitteleuropa und dem Osmanischen Reich führte der Besuch der ebenfalls neu rekonstruierten Festung von Suceava. In diesem Kontext durfte natürlich auch ein Ausflug zu einem der auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste stehenden Moldau-Klöster nicht fehlen, und so bekamen die Studierenden auf der Rückfahrt noch die Gelegenheit, sich das Kloster Voroneţ anzusehen, dessen Außenfassade detaillierte Malereien von Bibelszenen und von einem monumentalen jüngsten Gericht schmücken.

Wer die Funde macht, hat auch den Ärger: Arbeit im Fundeingang im Historischen Museum Botoşani.
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A. Botsch bei der 3D-Aufnahme der Sonderfunde aus den Feldbegehungen.
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M. Trodler zeigt S. Spörl und F. Franzke die Umzeichnung der Magnetikbefunde in QGIS.
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Lebendige Archäologie: Dr. A. Kovac zwischen A. Botsch und M. Trodler in Kleidung im Cucuteni-Stil.
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Das ganze Neolithikum auf einen Blick im Bucovina-Museum Suceava.
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Welche ist schöner? M. Trodler, R. Yoganantham und F. Franzke betrachten die Nachbildung einer Cucuteni-Statuette im Bucovina-Museum Suceava. A. Dittes vergleicht sie währenddessen mit der Venus von Draguşeni aus unserer Virtuellen Sammlung.
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Erbaut an der Grenze von Mittelalter und Neuzeit: Die Festung von Suceava.
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UNESCO-Weltkulturerbe: Die Moldauklöster. Hier: Die Klosterkirche von Voroneţ.
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Das Team beim intensiven Studium des jüngsten Gerichtes in Voroneţ.
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Danke an das Team! M. Trodler, A. Dittes, F. Franzke, S. Spörl, C. Mischka, A. Botsch und R. Yoganantham (v.l).
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Wer die Funde macht, hat auch den Ärger: Arbeit im Fundeingang im Historischen Museum Botoşani.
A. Botsch bei der 3D-Aufnahme der Sonderfunde aus den Feldbegehungen.
M. Trodler zeigt S. Spörl und F. Franzke die Umzeichnung der Magnetikbefunde in QGIS.
Lebendige Archäologie: Dr. A. Kovac zwischen A. Botsch und M. Trodler in Kleidung im Cucuteni-Stil.
Das ganze Neolithikum auf einen Blick im Bucovina-Museum Suceava.
Welche ist schöner? M. Trodler, R. Yoganantham und F. Franzke betrachten die Nachbildung einer Cucuteni-Statuette im Bucovina-Museum Suceava. A. Dittes vergleicht sie währenddessen mit der Venus von Draguşeni aus unserer Virtuellen Sammlung.
Erbaut an der Grenze von Mittelalter und Neuzeit: Die Festung von Suceava.
UNESCO-Weltkulturerbe: Die Moldauklöster. Hier: Die Klosterkirche von Voroneţ.
Das Team beim intensiven Studium des jüngsten Gerichtes in Voroneţ.
Danke an das Team! M. Trodler, A. Dittes, F. Franzke, S. Spörl, C. Mischka, A. Botsch und R. Yoganantham (v.l).

Dies alles führte dazu, das die Jungsemester in unserem Team einen mehr als intensiven Einblick in alle Facetten einer Archäologischen Kampagne bekamen – und hoffentlich wieder mitkommen wollen. Der Blog von der Maßnahme auch auf Twitter unter #prospekt2022_2

 

Episode 23 – 10.10.2022

Unsere Forschung in der Moldau jetzt als DFG-Projekt!

Nicht mehr nur Magnetik – Feldbegehungen bringen die historische Eindringtiefe!

Nach Jahren der Vorbereitung werden mit Beginn Oktober 2022 die Feldarbeiten in den Kreisen Botoşani und Neamţ in ein eigenes, DFG-gefördertes Projekt überführt: „Siedlungs- und Landschaftsarchäologie des Spätneolithikums und der Kupferzeit in Ostrumänien“. Unter der Leitung von Dr. Carsten Mischka wird im Rahmen dieses Projektes intensiv die Entwicklung der Besiedlung zweier Kleinregionen am Karpartenrand und auf dem Moldawischen Plateau in Precucuteni- und Cucuteni-Zeit untersucht. Dabei soll neben den bewährten geophysikalischen Untersuchungen verstärkt auf Feldbegehungen gesetzt werden, um bessere Informationen über die Laufzeit und innere Chronologie der Siedlungen zu gewinnen.

Die Neamţ-Senke steht als bewährtes Testgebiet in den Subkarpaten bereits fest. Die Region um Haineşti (Kr. Botoşani) soll als Vergleichsregion uin der Ebene dienen. Ob sie sich allerdings als so vielversprechend erweist, wie die Datenbanken es scheinen lassen, müssen nun die nächsten Maßnahmen zeigen.

 

Episode 22 – 05.04.2022

Am Ende eine angenehme Überraschung

Arbeit in den Karpaten und im Mittelalter

Die zweite Woche begann mit einer Exkursion in die Karpaten – trotz perfektem Wetter allerdings nicht aus touristischen Gründen. In Hangu-Ciriţeni, einer kleinen Ortschaft am Bicaz-Stausee wurden in den 1950’er Jahren einige Befunde der Cucuteni-Kultur ergraben. Dies ist sehr ungewöhnlich, da die Kultur eigentlich nicht so weit in das Gebirge vordrang. Leider waren die Ergebnisse dieser Aktion eher gemischt: Unser Team konnte zwar das ehemalige Ausgrabungsareal lokalisieren und an der Oberfläche einige Keramikfunde machen, die Verdachtsfläche ist heute allerdings größtenteils überbaut oder von Gartenzäunen durchzogen. So waren in der Magnetik dann auch keine archäologischen Befunde zu erkennen.

Deutlich anders war die Lage in Gâdinţi, dem ehemaligen Standort einer Festung des moldawischen Fürsten Ştefan cel Mare (1433-1504). Hier war das Wetter zwar eher trist und die Landschaft des moldawischen Plateaus bleibt an Abwechslungsreichtum deutlich hinter den Karpaten zurück, allerdings wusste der Fundort von den archäologischen Ergebnissen her zu überzeugen. Die bereits 2017 begonnene Prospektion der Anlage konnte endlich abgeschlossen werden – in der mehr als 10 Hektar großen Begehungsfläche zeigt sich deutlich die Befestigung des Heerlagers, das die eigentliche Burg umgab: Breite Gräben, Palisaden, Turmfundamente und ein mögliches Torhaus. Genügend Material also, um die nächste Zeit intensiv mit den rumänischen Kollegen über die Interpretationen der Befunde zu diskutieren.

Lage der die in der Frühjahrskampagne 2022 besuchten Fundplätze.
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Detail: Lage der die in der Frühjahrskampagne 2022 besuchten Fundplätze.
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Hangu-Ciriţeni: Prospektion im Garten eines Hotels.
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Hangu-Ciriţeni: Bestes Wetter und keine Befunde am Bicaz-See!
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Hangu-Ciriţeni: Wo keine neuen Häuser stehen, stehen Zäune im Weg. Und Tiere!
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Gadinţi: Tristes Wetter bei der Prospektion eines mittelalterlichen Heerlagers.
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Lage der die in der Frühjahrskampagne 2022 besuchten Fundplätze.
Detail: Lage der die in der Frühjahrskampagne 2022 besuchten Fundplätze.
Hangu-Ciriţeni: Prospektion im Garten eines Hotels.
Hangu-Ciriţeni: Bestes Wetter und keine Befunde am Bicaz-See!
Hangu-Ciriţeni: Wo keine neuen Häuser stehen, stehen Zäune im Weg. Und Tiere!
Gadinţi: Tristes Wetter bei der Prospektion eines mittelalterlichen Heerlagers.

Altlastenentsorgung per Drohne

Nachdem der starke Wind der ersten Woche nachgelassen hatte, konnte der nicht in Gadinţi gebundene Teil des Teams daran gehen, Geländemodelle für all diejenigen Fundplätze in der Neamţ-Senke anzufertigen, die in den letzten Jahren meist wetterbedingt noch nicht zum Zuge kamen. Die Fundplätze Arminici, Topoliţa „La Ilioi“, Ţolici „In Cimitir“ und Târpeşti wurden dafür mit der Drohne beflogen. Damit ist nach der Gradiometerbegehung ein weiterer Teil der planmäßigen Erfassung der Fundplätze in der Neamţ-Senke abgeschlossen.

Start, sobald der Wind nachlässt! F. Wanka MA fliegt ein Geländemodell mit der Drohne.
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Mit dem DGPS eingemessene Passpunkte sorgen für zentimetergenaue Geländemodelle.
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Kurz nach dem Flug: Ein erster Blick auf das Modell zeigt, ob es genügend Bilder waren. Die Batterien laden inzwischen schon für den nächsten Fundplatz.
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Tolici "In Cimitir": 2017 trugen wir noch das Magnetikgerät über den Friedhof, jetzt haben wir ein 3D-Modell des Hügels! Gut sichtbar: die gelben Markerfahnen im grünen Gras.
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Start, sobald der Wind nachlässt! F. Wanka MA fliegt ein Geländemodell mit der Drohne.
Mit dem DGPS eingemessene Passpunkte sorgen für zentimetergenaue Geländemodelle.
Kurz nach dem Flug: Ein erster Blick auf das Modell zeigt, ob es genügend Bilder waren. Die Batterien laden inzwischen schon für den nächsten Fundplatz.
Tolici "In Cimitir": 2017 trugen wir noch das Magnetikgerät über den Friedhof, jetzt haben wir ein 3D-Modell des Hügels! Gut sichtbar: die gelben Markerfahnen im grünen Gras.

Nur mal eben noch die Altgrabung einmessen…

Eine Überraschung gab es schließlich noch am vorletzten Tag der Kampagne: Eigentlich sollte nur noch „mal eben“ die Grabungsfläche des bereits vor Jahrzehnten komplett ausgegrabenen Fundplatzes von Târpeşti – bekannt unter anderem für die Statuette des „Denkers“ – lokalisiert werden. Dies gelang auch. Zudem zeigte sich aber im Magnetogramm, dass damals längst nicht der ganze Fundplatz erfasst worden war. Außerhalb des Grabens, der die damals ausgegrabene Siedlung umgibt, fanden sich zahlreiche weitere verbrannte Hausgrundrisse – anhand der Keramik- und Steingerätefunde an der Oberfläche ebenfalls den Phasen Precucuteni und Cucuteni zuzuordnen. Dazu kommt ein flächiger Schleier von Befunden, die aufgrund der Keramik an der Oberfläche mutmaßlich in die Bronzezeit gehören. Also musste kurzerhand der letzte Tag umgeplant werden: Anstatt weitere 3D-Modelle im Museum anzufertigen, wurde der Fundplatz fertig prospektiert. Die 3D-Modelle können da sicherlich noch etwas warten.

Târpeşti: Die Siedlung sollte sich auf einen kleinen Sporn beschränken...
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Târpeşti: Harte Arbeit auf einem miesen Acker zeigt: Hier gibt es viel mehr Fundplatz, als gedacht!
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Ein Sammelfund aus Târpeşti: 7000 Jahre alt - eine Frauenstatuette aus der Precucuteni-Kultur.
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Târpeşti: Ein Teil des Ergebnisses: Rot: Die Altgrabung im Inneren des Grabens. Weiß: Die Außensiedlung. Blau: Ein jüngeres Gebäude.
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Târpeşti: Die Siedlung sollte sich auf einen kleinen Sporn beschränken...
Târpeşti: Harte Arbeit auf einem miesen Acker zeigt: Hier gibt es viel mehr Fundplatz, als gedacht!
Ein Sammelfund aus Târpeşti: 7000 Jahre alt - eine Frauenstatuette aus der Precucuteni-Kultur.
Târpeşti: Ein Teil des Ergebnisses: Rot: Die Altgrabung im Inneren des Grabens. Weiß: Die Außensiedlung. Blau: Ein jüngeres Gebäude.

Sichere Rückkehr

Am Sonntagnachmittag kam das Team schließlich nach fast 1600 Kilometern Rückfahrt wieder in Erlangen an. Nun heißt es, die Ergebnisse aufzuarbeiten und zu publizieren und für die Studierenden: Vorbereiten auf das neue Semester! Und den Mitstudierenden erzählen, dass es sich lohnt, mal von zu Hause wegzukommen…

 

Episode 21 – 27.03.2022

Von Grabhügeln, Burgen und einem Denker in 3D

Volles Methodenspektrum im Einsatz

Trotz der von Pandemie und Krieg geprägten schwierigen Zeiten setzt unser Institut seine Ausbildungs- und Feldforschungsarbeit fort. Seit letztem Montag ist ein Team aus Studierenden zusammen mit Dr. C. Mischka in Rumänien. In der Umgebung von Târgu Neamţ setzen sie die erfolgreiche Kooperation mit dem Nationalen Museumskomplex Neamţ fort, die zwei Jahre lang pandemiebedingt ruhen musste.

Das Arbeitsprogramm der letzten Woche umfasste das volle an unserem Institut angebotene methodische Spektrum der geophysikalischen Prospektion und digitalen Landschafts- und Fundaufnahme: Geomagnetik, Georadar und Drohnenbefliegung sowie 3D-Modellierung mittels Structure-from-Motion (SfM) und mit unserem neuen Streifenlichtscanner.

Lage der die in der Frühjahrskampagne 2022 bisher besuchten Fundplätze
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Strukturierte Autobeladung: Gradiometer, GPR, Drohne, Tachymeter, Computer – und irgendwo müssen ja auch noch die Studierenden sitzen…
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Über einsame Landstraßen in Transsilvanien geht es in Richtung der die noch verschneiten Karpaten.
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Vorbei ist die Zeit, als es auf den Karpatenpässen Rumäniens keine Raststätten mit Toiletten gab!
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ie Überreste sozialistischer Planwirtschaft entlang des Weges versprühen einen eher morbiden Charme.
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Lage der die in der Frühjahrskampagne 2022 bisher besuchten Fundplätze
Strukturierte Autobeladung: Gradiometer, GPR, Drohne, Tachymeter, Computer – und irgendwo müssen ja auch noch die Studierenden sitzen…
Über einsame Landstraßen in Transsilvanien geht es in Richtung der die noch verschneiten Karpaten.
Vorbei ist die Zeit, als es auf den Karpatenpässen Rumäniens keine Raststätten mit Toiletten gab!
ie Überreste sozialistischer Planwirtschaft entlang des Weges versprühen einen eher morbiden Charme.

Geomagnetik: Abschluss der Aufnahme der Neamţ-Senke?

Mit den Gradiometerprospektionen auf den Fundplätzen Agapia und Târgu Neamţ „Pometea“ ist die Untersuchung der Fundstellen der Cucuteni- und Precucuteni-Kultur in der Neamţ-Senke abgeschlossen – erstmals in der über 100 Jahre langen Forschungsgeschichte der Cucuteni-Tripilja-Kultur wurde damit eine gesamte Siedlungskammer vollständig geophysikalisch prospektiert – wenn da der Fundplatz Târpeşti nicht wäre. Hier muss aber nur noch die Altgrabung lokalisiert werden. Oder…?

Die Begehungen der Fundplätze Târgu Neamţ „Islaz“ und Topoliţa „Izvoire“ erweitern unseren Datenbestand über die ansonsten zumeist im Schatten der Cucuteni-Kultur stehenden, spätbronzezeitlichen Noua-Kultur. In Izvoire konnte eine komplette Siedlung erfasste werden, inklusive einiger Hausbefunde, die ansonsten nur selten belegt sind. Am Fundplatz „Islaz“ stand wiederum stand die Untersuchung zweier Grabhügel im Fokus der Arbeiten.

Lage über die in der Frühjahrskampagne 2022 bisher besuchten Fundplätze im Detail
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Agapia: A. Botsch BA bei bestem Frühlingswetter an der Arbeit. Ein Magnetogramm mit Hausbefunden und massive Befestigungsgräben wird der Lohn sein.
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Wo es keine Straßen gibt, ist überall ein Parkplatz - Das Team bei der Prospektion eines Grabhügels in Târgu Neamţ „Islaz“.
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Târgu Neamţ „Islaz“: Nicht nur die Steigung, auch ein stürmischer Wind verleidet einem hier die Arbeit.
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Târgu Neamţ „Islaz“: Das Panorama zeigt die volle Weite des moldawischen Plateaus.
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Lage über die in der Frühjahrskampagne 2022 bisher besuchten Fundplätze im Detail
Agapia: A. Botsch BA bei bestem Frühlingswetter an der Arbeit. Ein Magnetogramm mit Hausbefunden und massive Befestigungsgräben wird der Lohn sein.
Wo es keine Straßen gibt, ist überall ein Parkplatz - Das Team bei der Prospektion eines Grabhügels in Târgu Neamţ „Islaz“.
Târgu Neamţ „Islaz“: Nicht nur die Steigung, auch ein stürmischer Wind verleidet einem hier die Arbeit.
Târgu Neamţ „Islaz“: Das Panorama zeigt die volle Weite des moldawischen Plateaus.

Georadar: Forschung auf Burgen und Parkplätzen

Auch das Georadarsystem (GPR) kam zum Einsatz: Auf der Festung Cetatea Neamţ, von der ein Team unseres Institutes bereits 2017 per Drohne ein 3D-Modell angefertigt hatte, stand die Suche nach einem potentiellen Gräberfeld außerhalb der Festungsmauern auf dem Programm. Zudem sollte überprüft werden, ob unter der frühneuzeitlichen Bastion noch Reste des ursprünglichen Festungsgrabens feststellbar sind. Wenngleich die Begehungen auch ohne das gewünschte Ergebnis blieben, boten sie doch eine perfekte Gelegenheit, die Studierenden in die Bedienung des Radargerätes und die Datenauswertung einzuführen.

Am Fundplatz Târgu Neamţ „La Pometea“ wurde das GPR-System genutzt, um Cucuteni-Befunde zu untersuchen. Zielsicher wurde hier der Parkplatz einer Kirche genau im Zentrum der kupferzeitlichen Siedlung angelegt, so dass ein Einsatz der Geomagnetik in diesem Areal ausfällt. Eigentlich eher für die Untersuchung von Mauerbefunden geeignet, sollte das Radargerät aber vielleicht auch geeignet sein, die massiven Rotlehmkonzentrationen der verbrannten Cucuteni-Häuser zu detektieren. Tatsächlich zeigten sich Anomalien unter dem Parkplatzpflaster. Eine nähere Analyse der Ergebnisse steht hier noch aus, und so ist noch nicht klar, ob es sich bei den – neben einigen neuzeitlichen Mauerbefunden – festgestellten Anomalien tatsächlich um Hausbefunde handelt.

Cetatea Neamţ: Im Schatten der Burg sucht F. Wanka MA mit dem GPR nach dem vermuteten Friedhof.
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Eine durchaus beeindruckende Kulisse: Der Zugang zur Festung Cetatea Neamţ.
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Cetatea Neamţ: Die Zeichnung des Kollegen erklärt die Baugeschichte der Festung.
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Mit dem GPR bei der Arbeit in Târgu Neamţ „La Pometea“. Leider vereitelte die tonreiche Deckschicht brauchbare Ergebnisse. Und leider wurden Kirche und Friedhof im Hintergrund in die Mitte der Cucuteni-Siedlung gesetzt…
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Cetatea Neamţ: Im Schatten der Burg sucht F. Wanka MA mit dem GPR nach dem vermuteten Friedhof.
Eine durchaus beeindruckende Kulisse: Der Zugang zur Festung Cetatea Neamţ.
Cetatea Neamţ: Die Zeichnung des Kollegen erklärt die Baugeschichte der Festung.
Mit dem GPR bei der Arbeit in Târgu Neamţ „La Pometea“. Leider vereitelte die tonreiche Deckschicht brauchbare Ergebnisse. Und leider wurden Kirche und Friedhof im Hintergrund in die Mitte der Cucuteni-Siedlung gesetzt…

Neue Ausstellungsstücke für die virtuelle Sammlung

Der Freitag brachte kurzzeitig den Winter zurück, so dass die Aktivitäten des Teams in den Innendienst verlegt wurden. Im Museum für die Kunst der Cucuteni-Kultur, einer mehr als spektakulären Abteilung des Museumskomplexes in Piatra Neamţ ergab sich die Möglichkeit, einige der besonderen Fundobjekte, die ansonsten hinter dickem Glas stehen, in 3D-Modelle zu überführen. Die bewährte SfM-Methode kam dabei ebenso zum Einsatz wie der in unserem Gerätepark noch recht neue Streifenlichtscanner. Auf diese Weise erhalten unserer Studierenden die sicherlich nicht alltägliche Möglichkeit, nicht Routine in den aktuellsten Methoden des 3D-Scans zu bekommen, sondern dabei auch noch mit so einmaligen, Jahrtausende alten Artefakten arbeiten zu können, wie beispielsweise dem berühmten „Denker von Târpeşti“.

Sicherlich eines der sehenswertesten Museen Rumäniens: Das Museum für die Kunst der Cucuteni-Kultur in Piatra Neamţ.
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Unersetzliche, Jahrtausende alte Funde – genau das Richtige für unsere virtuelle Sammlung!
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Der Museumsdirektor und unser langjähriger Kooperationspartner Dr. C. Preoteasa übergibt F. Wanka MA den „Denker von Târpeşti“ zum 3D-Scan.
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Der Denker im Streifenlicht des transportablen 3D-Scanners. Wie üblich muss improvisiert werden, denn diesmal hat irgendjemand den Drehteller vergessen…
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A. Dittes bei der SfM-Aufnahme - wenigstens hat das Team diesmal eine ordentliche Beleuchtung mit dabei!
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A. Dittes bei der Aufnahme eines zoomorphen Gefäßes. Allgemein wird es als Dachs interpretiert.
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Maßnahmenleiter Dr. C. Mischka glaubt jedoch fest daran, einen Tapir vor sich zu haben.
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Detail am 3D-Modell 1: Stierfiguren auf einer Cucuteni-Amphore.
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Detail am 3D-Modell 2: Oben im Bild ist auf der selben Amphore angeblich ein Raubtier abgebildet.
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Detail am 3D-Modell 3: Das Dachs-Gefäß, noch ohne Bauch. Das Hinterteil wurde mutig anrestauriert.
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Detail am 3D-Modell 4: Man muss ihn einfach liebhaben!
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Sicherlich eines der sehenswertesten Museen Rumäniens: Das Museum für die Kunst der Cucuteni-Kultur in Piatra Neamţ.
Unersetzliche, Jahrtausende alte Funde – genau das Richtige für unsere virtuelle Sammlung!
Der Museumsdirektor und unser langjähriger Kooperationspartner Dr. C. Preoteasa übergibt F. Wanka MA den „Denker von Târpeşti“ zum 3D-Scan.
Der Denker im Streifenlicht des transportablen 3D-Scanners. Wie üblich muss improvisiert werden, denn diesmal hat irgendjemand den Drehteller vergessen…
A. Dittes bei der SfM-Aufnahme - wenigstens hat das Team diesmal eine ordentliche Beleuchtung mit dabei!
A. Dittes bei der Aufnahme eines zoomorphen Gefäßes. Allgemein wird es als Dachs interpretiert.
Maßnahmenleiter Dr. C. Mischka glaubt jedoch fest daran, einen Tapir vor sich zu haben.
Detail am 3D-Modell 1: Stierfiguren auf einer Cucuteni-Amphore.
Detail am 3D-Modell 2: Oben im Bild ist auf der selben Amphore angeblich ein Raubtier abgebildet.
Detail am 3D-Modell 3: Das Dachs-Gefäß, noch ohne Bauch. Das Hinterteil wurde mutig anrestauriert.
Detail am 3D-Modell 4: Man muss ihn einfach liebhaben!

Noch eine Woche voller Arbeit

Da unsere Projektregion in Botoşani aufgrund des Krieges in der benachbarten Ukraine und der daraus resultierenden Flüchtlingskrise nicht zugänglich ist, bleibt es dieses Frühjahr bei einer nur zweiwöchigen Kampagne. Nächste Woche steht aber noch einiges auf dem Programm: Die Prospektion einer Cucuteni-Siedlung in den Bergen der Karpaten, ein Einsatz des GPR auf der mittelalterlichen Festung von Gâdinţi und – ein Abflauen des Windes vorausgesetzt – die Drohnenbefliegung zahlreicher Fundplätze in der Neamţ-Senke. Vielleicht gibt es ja auch noch die Möglichkeit, den Parkplatz vor der Kirche in Pometea noch einmal näher zu untersuchen. Beim letzten Versuch war er leider voller Autos – es war Gottesdienst!

Capacity building: Das Team unterweist Dr. C. Preoteasa in der Nutzung des ersten Tachymeters des Museumskomplexes Neamţ.
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Wieder mal Improvisation! Merken: Nicht nur ein Mikrofon kaufen. Ein Mikrofonhalter wäre auch ganz schön gewesen. Zumindest schöner als die GPS-Stange…
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Das volle Team bei der Datenauswertung: F. Wanka MA, Dr. C. Preoteasa, A. Botsch BA, A. Dittes und Dr. C. Mischka (von links).
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Capacity building: Das Team unterweist Dr. C. Preoteasa in der Nutzung des ersten Tachymeters des Museumskomplexes Neamţ.
Wieder mal Improvisation! Merken: Nicht nur ein Mikrofon kaufen. Ein Mikrofonhalter wäre auch ganz schön gewesen. Zumindest schöner als die GPS-Stange…
Das volle Team bei der Datenauswertung: F. Wanka MA, Dr. C. Preoteasa, A. Botsch BA, A. Dittes und Dr. C. Mischka (von links).

 

Episode 20 – 20.10.2021

Immer neue Pläne machen…!

Erfolge und ein Missgeschick

20.10.2021: In der Feldarchäologie ist manchmal nichts so veraltet, wie die Pläne vom Vortag! Nachdem das Auto des Magnetikteams Montag bei der Anfahrt auf Borolea „Ocul Vacilor“ einem kapitalen Kupplungsschaden zu Opfer fiel, musst umgeplant werden. Wieder einmal wurde die Fertigstellung dieses Fundplatzes auf das nächste Jahr verschoben. Trotzdem war die Maßnahme aber noch nicht am Ende: Das Kreismuseum Botoşani stellte dankenswerter Weise sein Fahrzeug samt Fahrer zur Verfügung! Somit lagen wenigstens die Fundplätze in der unmittelbaren Umgebung von Botoşani wieder in Reichweite und die Kampagne konnte zu einem vollen Erfolg werden. Denn die „Ersatzfundplätze“ zeigten teilweise beeindruckend, dass es sich bei ihnen keinesfalls um bloße Lückenfüller handelte. Zwar waren von der vermuteten Cucuteni-Siedlung in Coteşti „Dealul Dracului“ nur noch wenige Gruben erhalten – und selbst diese stehen im Verdacht, eisenzeitlich zu sein – dafür überraschte der Platz Stăuceni „Holm“ mit nicht weniger als vier parallelen Gräben und einer weit über die Verbreitung der Oberflächenfunde hinaus ragenden Siedlungsfläche – ein Zeichen dafür, dass die Befunde hier noch nicht vom Pflug zerstört werden.

Die Rückreise trat das Team schließlich in einem Leihwagen an – das ursprüngliche Fahrzeug wird dann später per Autotransporter nach Erlangen folgen. Vielleicht kerht es ja nächstes Jahr mit uns nach Rumänien zurück? Die Planungen laufen jedenfalls!

Stăuceni "Holm": Rotlehm und Keramikstücke zeigen an, wo der Pflug die 6000 Jahre alten Hausbefunde zerstört.
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Stăuceni "Holm": Immerhin kommen so auch besondere Artefakte ans Tageslicht. Hier: Eine flächig retuschierte Speerspitze der Cucuteni-A-Periode.
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Fast 2 Meter - voller Körpereinsatz bei der Vermessung! Die Maßbänder blieben ja leider im kaputten Auto zuück...
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Stăuceni "Holm": Ein vierfaches Grabenwerk - Weit jenseits der zerpflügten Befunde!
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Keine Sorge - in Rumänien kommt der Pannendienst ÜBERALL hin!
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Keine Sorge! In einem Monat ist er zurück in Erlangen!
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Stăuceni "Holm": Rotlehm und Keramikstücke zeigen an, wo der Pflug die 6000 Jahre alten Hausbefunde zerstört.
Stăuceni "Holm": Immerhin kommen so auch besondere Artefakte ans Tageslicht. Hier: Eine flächig retuschierte Speerspitze der Cucuteni-A-Periode.
Fast 2 Meter - voller Körpereinsatz bei der Vermessung! Die Maßbänder blieben ja leider im kaputten Auto zuück...
Stăuceni "Holm": Ein vierfaches Grabenwerk - Weit jenseits der zerpflügten Befunde!
Keine Sorge - in Rumänien kommt der Pannendienst ÜBERALL hin!
Keine Sorge! In einem Monat ist er zurück in Erlangen!

 

Episode 19 – 10.10.2021

Feldarbeiten endlich wieder auch in der Moldau!

Reset auf 2020 – Über die Karpaten

Mitte der Woche reiste das Team weiter in Richtung Osten. Über die bereits herbstlich bunt werdenden Karpaten ging es nach Botoşani, dem nordöstlichsten Landkreis Rumäniens, direkt an der Grenze zur Ukraine und zur Republik Moldau. Hier, im sanft gewellten Hochland des Moldawischen Plateaus zwang uns im Frühjahr des letzten Jahres die Pandemie zu einem vorzeitigen, in dieser Form absolut unvermeidbaren, allerdings für die Ausbildung unser Studierender verheerend lange andauernden Abbruch aller Außenmaßnahmen.

Rondell und Oval

Umso mehr brannten die Studierenden – zum Teil damals schon dabei – darauf, die Arbeiten hier fortführen und zu einem sinnvollen Abschluss führen zu können. Nach anderthalb Wochen zu einem eingespielten Team zusammengewachsen, bedurfte es dabei kaum noch der Anleitung durch den Maßnahmenleiter oder unsere Kooperationspartnerin vom Kreismuseum in Botoşani, Dr. Adela Kovac. Die im letzten Jahr nur zur Hälfte begehbare, mutmaßlich spätbronzezeitliche Siedlung von Draguşeni, eine kreisrunde, fast 150m durchmessende Grabenanlage mit großen Pfostengebäuden samt Nebenbauten im Inneren, wurde schon am ersten Tag „erledigt“.

Danach ging es auf den Fundplatz Borolea „Ocul Vacilor“. Hier ereilte uns 2020 der Rückruf, gerade als klar wurde, über welches Potential der Fundplatz verfügt. Diesmal erwartete das Team bestes Wetter, allerdings auch hüfthohe Stängel von Sonnenblumen. An einen Einsatz der Räder war nicht zu denken, das Gradiometer musste getragen werden. Trotzdem vergrößerte sich unser Verständnis für den Fundplatz massiv – nach 2020 wussten wir, dass es hier Hausbefunde der Cucuteni-Kultur gibt. Jetzt wird klar: Es war eine aus mindestens zwei konzentrischen, ovalen Reihen von Häusern bestehende Siedlung, die von einem Grabenwerk gesichert war.

Über einsame Landstraßen geht es über die Karpaten.
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Kleine Dörfer und große Felsen säumen dabei den Weg in Richtung Passhöhe.
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Landschaftlicher Kontrast: K. Roderus und A. Botsch bei der Arbeit auf den sanften Hügeln des Moldawischen Plateaus.
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Lohn der Rückkehr: Das Rondell von Draguşeni im ersten Magnetogramm.
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Versucht es gar nicht erst mit Rädern - A. Dittes und M. Trodler in einem Wald aus Sonnenblumenstängeln.
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Sammelfunde aus Borolea "Ocul Vacilor": Keramik der Stufe Cucuteni B, teilweise mit der typischen schwarzen Bemalung.
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Über einsame Landstraßen geht es über die Karpaten.
Kleine Dörfer und große Felsen säumen dabei den Weg in Richtung Passhöhe.
Landschaftlicher Kontrast: K. Roderus und A. Botsch bei der Arbeit auf den sanften Hügeln des Moldawischen Plateaus.
Lohn der Rückkehr: Das Rondell von Draguşeni im ersten Magnetogramm.
Versucht es gar nicht erst mit Rädern - A. Dittes und M. Trodler in einem Wald aus Sonnenblumenstängeln.
Sammelfunde aus Borolea "Ocul Vacilor": Keramik der Stufe Cucuteni B, teilweise mit der typischen schwarzen Bemalung.

3D-Ausbildung im Museum Botoşani

Diesen Sonntag gab es keine Exkursion. Stattdessen wurde mit den Studierenden die Erstellung von Structure-from-Motion (SfM) Modellen geübt. Dabei war es von unglaublichem Vorteil, dass dafür die Fundstücke aus der Ausstellung – und dem Depot – des Museums in Botoşani uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Vielfältig ist hier die Auswahl: Von der fragilen Frauenstatuette bis hin zu den berühmten, bis zu halbmetergroßen, bemalten Keramikgefäßen der Cucuteni-Kultur. Das keine optimale Ausrüstung, wie etwa Beleuchtung oder Drehteller zur Verfügung steht, ist dabei kein echtes Hindernis. Es trainiert die Studierenden lediglich dazu, auch für nicht perfekte Bedingungen Lösungen zu finden.

Nicht nur Ausbildung im Feld: Das Team bei der Erstellung eines SfM-Modells im Museum von Botoşani.
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Noch im Museum werden die ersten Modelle gerechnet.
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Das erste Ergebnis - dies ist übrigens nur der Deckel eines viel größeren Gefäßes...
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Nicht nur Ausbildung im Feld: Das Team bei der Erstellung eines SfM-Modells im Museum von Botoşani.
Noch im Museum werden die ersten Modelle gerechnet.
Das erste Ergebnis - dies ist übrigens nur der Deckel eines viel größeren Gefäßes...

Nur noch eine Woche

Der goldene Herbst in Rumänien neigt sich seinem Ende zu, Regen ist schon angesagt und bald werden die Feldwege zu den Fundplätzen unpassierbar sein. Ende der Woche werden die Studierenden zurück in Erlangen sein, doch bis dahin soll noch das Maximum an Ausbildung- und Forschungsarbeit herausgekitzelt werden – aus der ersten Rumänienmaßnahme seit anderthalb Jahren!

 

Episode 18 – Herbst 2021

Die Rückkehr

Erfolgreicher Neubeginn der Rumänien-Prospektion in Rupea

COVID-Impfung und Hygienekonzept sei Dank – wir können endlich wieder im Feld Ausbildung und Forschung betreiben! Nachdem unsere letzte Geomagnetikkampagne im Frühjahr 2020 noch aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden musste, prospektieren wir seit einer Woche wieder auf Rumäniens Feldern. Den Anfang dieser Maßnahme machen Forschungen im Umfeld von Rupea in Transsilvanien. Die Vorauskampagne im Frühjahr 2019 zeigte das enorme Potential dieser Region, wo die kulturellen Strömungen von Mittel-, Ost- und Südost-Europa an der Wasserscheide von Olt und Mureş zusammenkommen.

Lage der prospektierten Fundplätze in Rumänien.
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Die Region um Rupea: Schwarze Punkte: Archäologische Fundplätze. Blaue Punkte: Bereits untersuchte Fundplätze.
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Lage der prospektierten Fundplätze in Rumänien.
Die Region um Rupea: Schwarze Punkte: Archäologische Fundplätze. Blaue Punkte: Bereits untersuchte Fundplätze.

Ende der reinen Online-Lehre

Fünf Studierende vom zweiten bis zum neunten Semester sammeln unter der Anleitung von Dr. C. Mischka Routine in der Gradiometerprospektion. Außerdem lernen sie, Geländemodelle mit der Drohne zu erstellen, und auch das neue Georadargerät kam schon zum Einsatz – es gibt viel nachzuholen nach anderthalb Jahren Online-Studium, die Motivation der Studierenden ist mehr als außergewöhnlich.

Vulkane im Hintergrund - Morgenstunden am Fundplatz Ungra 1.
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Bei schönem Wetter starten die Studierenden die Arbeit.
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Das Team bei der ersten Begutachtung der Messflächen.
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Anbringen der Sonden - schwerer als es aussieht!
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C. Mischka bei der Erklärung des Geomagnetikgeräts.
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Auch hohes Gestrüpp hält uns nicht auf.
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Manchmal erzwingen Maisstoppeln Zweipersonenbetrieb.
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Erster Blick auf die Geomagnetikergebnisse.
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Auswerten der Daten - R. Yoganantham, A, Dittes und K. Roderus erledigen das schon im Feld.
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Kabelsalat zum Frühstück - Eigenständiger Aufbau der GPS-Station.
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Auch im Ausbildungsprogramm: Arbeit am Tachymeter.
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Kimme und Korn - auf den Mischka!
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Unter den wachsamen Augen von Prof. Gh. Lazarovici: M. Trodler beim Schuften mit dem Georadar.
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A. Dittes und A. Botsch bei der Arbeit mit der Drohne.
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C. Mischka bei der Durchsetzung seines Lehrauftrags.
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Vulkane im Hintergrund - Morgenstunden am Fundplatz Ungra 1.
Bei schönem Wetter starten die Studierenden die Arbeit.
Das Team bei der ersten Begutachtung der Messflächen.
Anbringen der Sonden - schwerer als es aussieht!
C. Mischka bei der Erklärung des Geomagnetikgeräts.
Auch hohes Gestrüpp hält uns nicht auf.
Manchmal erzwingen Maisstoppeln Zweipersonenbetrieb.
Erster Blick auf die Geomagnetikergebnisse.
Auswerten der Daten - R. Yoganantham, A, Dittes und K. Roderus erledigen das schon im Feld.
Kabelsalat zum Frühstück - Eigenständiger Aufbau der GPS-Station.
Auch im Ausbildungsprogramm: Arbeit am Tachymeter.
Kimme und Korn - auf den Mischka!
Unter den wachsamen Augen von Prof. Gh. Lazarovici: M. Trodler beim Schuften mit dem Georadar.
A. Dittes und A. Botsch bei der Arbeit mit der Drohne.
C. Mischka bei der Durchsetzung seines Lehrauftrags.

Häuser, Dörfer, Grubenfelder

Auch die Ergebnisse der Prospektion können sich sehen lassen. So belegt beispielsweise in Rupea 5 ein ausgedehntes Areal mit großen Gruben die Ausdehnung der durch Sammelfunde belegten bronzezeitlichen Besiedlung.

In Ungra 1 fanden sich dann gleich zwei prähistorische Dörfer. An einem Ende des Fundplatzes liegen die typischen, dreiräumigen Pfostengebäude der kupferzeitlichen (ca. 4500 v. Chr.) Petreşti-Kultur. Am anderen Ende weisen kleinere, rechteckige Konzentrationen von starken Anomalien auf die typischen verbrannten Lehmflechtwerkbauten hin, die wir von so vielen Fundplätzen in Südosteuropa kennen. Die Sammelfunde von diesem Areal zeigen, dass es sich um eine Siedlung aus der bronzezeitlichen Wietenberg-Kultur handelt.

Darüber hinaus konnte die bereits 2019 begonnene Untersuchung des Fundplatzes Rupea 4 abgeschlossen werden. Hier konnten fast ein Dutzend Gebäudestandorte aus der frühneolithischen Starčevo-Criş-Kultur (Ca. 6200-5500 v.Chr.) lokalisiert werden. Zudem brachten die Arbeiten mit dem Georadargerät auf einem Hügel an einer anderen Stelle dieses Fundplatzes die ersten Mauerbefunde zu Tage – ein Gebäude aus dem Mittelter ist hier genauso wahrscheinlich wie ein Römerzeitliches.

Bei all diesen Erfolgserlebnissen ist es dann auch nicht so schlimm, dass die Suche nach einem mittelalterlichen Klosterbau bei Vinetia de Jos, in einem Karpatental südöstlich von Rupea kein Ergebnis brachte. Wenigstens kam das Team in den Genuss typisch transsilvanischer Landschaft: Einsame Täler mit dichten Wäldern!

Die typischen Pfostenhäuser der Petresti-Kultur
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Hausbefunde aus verbanntem Lehmflechtwerk - vermutlich aus der Bronzezeit.
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Im Karpatenwald bei Venetia de Jos - Haben Mönche hier ihre Spuren hinterlassen?
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Auf der Suche nach einem Kloster in den Wäldern Transsilvaniens.
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Vinetia de Jos - Transsilvanien at its best!
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Die typischen Pfostenhäuser der Petresti-Kultur
Hausbefunde aus verbanntem Lehmflechtwerk - vermutlich aus der Bronzezeit.
Im Karpatenwald bei Venetia de Jos - Haben Mönche hier ihre Spuren hinterlassen?
Auf der Suche nach einem Kloster in den Wäldern Transsilvaniens.
Vinetia de Jos - Transsilvanien at its best!

Kirchenburgen und Sachsendörfer

Nach einer Woche anstrengender Feldarbeit hatte unser Team am letzten Sonntag auch einmal die Möglichkeit, Rupea und sein Umland zu erkunden. Es stand eine Besichtigung der Burgruine von Rupea sowie der Kirchenburg in Homorod auf dem Programm. Höhepunkt war aber sicherlich der Besuch in Viscri/Deutsch Weißkirch. Dieses für die Aufsiedlung Transsilvaniens durch die Siebenbürger Sachsen typische Dorf ist mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe und eröffnete den Studierenden einen beeindruckenden Einblick in die Kultur und Geschichte der Siebenbürger Sachsen.

UNESCO-Weltkulturerbe: Das Dorf siebenbürgisch-sächsische Viscri/Deutsch Weißkirch.
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Die Kirchenburg von Viscri/Deutsch Weißkirch.
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Vor der Kirchenburg von Viscri/Deutsch Weißkirch.
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Der Innenhof der Kirchenburg von Viscri/Deutsch Weißkirch.
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Die evangelische Kirche von Viscri/Deutsch Weißkirch...
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In dieser Kirche waren schon andere vor uns aktiv!
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Sicherheit geht vor! Während K. Roderus die Drohne fliegt, beobachtet der Rest des Teams das Fluggerät.
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Von der beobachteten Drohne aus: Die Kirchenburg von Homorod.
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Aus der Vogelperspektive: Die Festung von Rupea.
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Von der Festung Rupea aus betrachtet das Team das Umland mit seinen zahlreichen Fundplätzen.
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UNESCO-Weltkulturerbe: Das Dorf siebenbürgisch-sächsische Viscri/Deutsch Weißkirch.
Die Kirchenburg von Viscri/Deutsch Weißkirch.
Vor der Kirchenburg von Viscri/Deutsch Weißkirch.
Der Innenhof der Kirchenburg von Viscri/Deutsch Weißkirch.
Die evangelische Kirche von Viscri/Deutsch Weißkirch...
In dieser Kirche waren schon andere vor uns aktiv!
Sicherheit geht vor! Während K. Roderus die Drohne fliegt, beobachtet der Rest des Teams das Fluggerät.
Von der beobachteten Drohne aus: Die Kirchenburg von Homorod.
Aus der Vogelperspektive: Die Festung von Rupea.
Von der Festung Rupea aus betrachtet das Team das Umland mit seinen zahlreichen Fundplätzen.

Erdwerke und Erosion

Am letzten Montag ging es dann weiter mit der Feldarbeit. Die Geomagnetik am Fundplatz Rupea 5 wurde abgeschlossen, dazu auch die Drohnenbefliegung dieses Platzes. Etwas enttäuschend für die Studierenden war dann das Ergebnis des nächsten Fundplatzes: Homorod 1. Zwar konnte das Team die Prospektion und Befliegung an einem Tag erfolgreich zu Ende führen, aber es zeigte sich, dass von der erwarteten Siedlung der kupferzeitlichen Ariuşd-Kultur nur noch die letzten Reste der drei konzentrischen Umfassungsgräben erhalten ist. Der Rest ist der Erosion zum Opfer gefallen -offensichtlich ist ein großer Teil der ehemaligen Terrasse bereits vor langer Zeit ins Tal herabgestürzt.

Lage der bisher prospektierten Fundplätze in Rumänien. Blau: Herbstkampagne 2021.
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Nur vordergründig Chaos: Der allmorgendliche Aufbau der Messgeräte.
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Blick vom Fundplatz Homorod 1 auf das gleichnamige Dorf mit seiner Kirchenburg.
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A. Dittes bei der Geomagnetik vor den Bergen Transsilvaniens.
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Sieht verdächtig nach Mittelpaläolithikum aus - Schaber aus Quarzit in Rupea 5.
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Ja, es gibt wirklich Bären in Transsilvanien. Der Beweis dafür: Ihre Grabespuren auf dem Fundplatz Homorod 1.
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Lage der bisher prospektierten Fundplätze in Rumänien. Blau: Herbstkampagne 2021.
Nur vordergründig Chaos: Der allmorgendliche Aufbau der Messgeräte.
Blick vom Fundplatz Homorod 1 auf das gleichnamige Dorf mit seiner Kirchenburg.
A. Dittes bei der Geomagnetik vor den Bergen Transsilvaniens.
Sieht verdächtig nach Mittelpaläolithikum aus - Schaber aus Quarzit in Rupea 5.
Ja, es gibt wirklich Bären in Transsilvanien. Der Beweis dafür: Ihre Grabespuren auf dem Fundplatz Homorod 1.

Enge Kooperation – der Schlüssel zum Erfolg

Natürlich ist eine erfolgreiche Feldmaßnahme undenkbar ohne die Hilfe durch die Kollegen vor Ort. Glücklicherweise unterstützen Prof. Gheorghe Lazarovici und Dipl. Ing. Silviu Gridan unser Projekt. Prof. Lazarovici ist vermutlich der beste Kenner der Urgeschichte Transsilvaniens, während S. Gridan im Laufe der letzten Jahre alle Felder in der Umgebung von Rupea begangen und dabei zahlreiche neue Fundstellen entdeckt hat. Dass er als Sohn dieser Stadt auch eine unschätzbare Hilfe für die Lösung aller infrastruktureller Probleme vor Ort ist, kann gar nicht hoch genug bewertet werden.

Das Team der UFG-FAU und unsere rumänischen Kollegen: S. Gridan, Gh. Lazarovici, Dragos, A. Botsch, R. Yoganantham, A. Dittes, M. Trodler, K. Roderus und C. Mischka.
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Das Team der UFG-FAU und unsere rumänischen Kollegen: S. Gridan, Gh. Lazarovici, Dragos, A. Botsch, R. Yoganantham, A. Dittes, M. Trodler, K. Roderus und C. Mischka.

 

Episode 17 – 15.03.2020

Archäologie in den Zeiten von Corona: Sichere Heimkehr nach Abbruch der Frühjahrsprospektion in Rumänien

Bis ans Ende der EU…

Was letzte Woche noch so vielversprechend begann, fand im allgemeinen Covid-19-Chaos leider ein vorschnelles Ende: Die diesjährige Prospektionskampagne in Rumänien, ein Kernstück der praktischen Ausbildung am Institut für Ur- und Frühgeschichte der FAU musste, den Rahmenbedingungen der Ausbreitung der Covid-19-Epidemie folgend, nach kaum zwei Wochen abgebrochen werden.

Dabei startete die neue Woche zunächst vielversprechend: Die Prospektion des Cucuteni A – Fundplatzes Mitoc „Pârâul lui Istrate“ konnte endlich abgeschlossen werden. Nachdem sich 2017 – natürlich am letzten Tag der Kampagne – herausstellte, dass auch diese Siedlung größer war, als erwartet, liegt nun endlich ein publikationsfähiges Endergebnis vor: Auf fünf Hektar reihen sich fast einhundert Hausbefunde im mehreren Reihen aneinander. Ein doppeltes Grabenwerk trennt die auf einer Terrasse hoch über dem Grenzfluss Prut gelegene Siedlung von der Umgebung ab.

Neben „Pârâul lui Istrate“ blieb noch Zeit, in der Umgebung von Mitoc „Malu Galben“, einem direkt benachbart gelegenen, berühmten paläolithischen Fundplatz, ein aus den Deckschichten der paläolithischen Grabung bekanntes sarmatisches Gräberfeld zu prospektieren. Leider stellte sich heraus, dass das Gelände wohl zu lange und zu intensiv als Müllabladeplatz des Dorfes diente – archäologische Strukturen lassen sich zwischen den massiven Störungen nicht herauslesen.

Für den Rest der Woche stand dann der Fundplatz Borolea „Ocul Vacilor“ auf dem Programm. Dabei handelt es sich um einen bisher nur aus Oberflächenfunden bekannten, bis zu 25 Hektar großen Fundplatz der Phase Cucuteni B. Vor Ort zeigten dem Team zahlreiche Keramikfunde, Rotlehmkonzentrationen und auch eine Frauenstatuette, dass ein spektakuläres Ergebnis zu erwarten war. Und tatsächlich: Schon der erste Arbeitstag erbrachte zwei Dutzend Hausbefunde, die in Reihen angeordnet einen freien Platz in der Mitte der Siedlung einzufassen scheinen.

…bis zum abrupten Ende.

Leider konnte die Ordnung der Siedlung jedoch nicht weiter untersucht werden – der erste Tag war auch der letzte. Die Entwicklung der letzten Woche im restlichen Europa machte es wahrscheinlich, dass eine Schließung der Grenzen wegen der Ausbreitung der Covid-19-Epidemie bevorstand. Da auch von Seiten der Universitätsleitung eine Einstellung aller Lehrveranstaltungen und Praktika – und nichts anderes sind die Feldmaßnahmen des Institutes letztlich – angeordnet wurde, musste das Team Donnerstag den Rückweg antreten. Freitag wurde Erlangen sicher und glücklicherweise noch ohne Probleme an den Grenzen erreicht. Was bleibt ist die Enttäuschung der Wissenschaftler und Studierenden, besonders bei denen, die Deutschland gar nicht erst verlassen konnten, über die verpasste Chance, auch dieses Jahr praktische Ausbildung mit spektakulären archäologischen Entdeckungen verbinden zu können. Es bleibt zu hoffen, dass es, weniger durch Seuchen als vielmehr durch immer knapper werdende Budgets, nicht auf absehbare Zeit die letzte Chance war.

Übersicht über die Lage der prospektierten Fundplätze im Frühjahr 2020.
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Detailansicht der prospektierten Fundplätze in der Nordostecke Rumäniens.
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Rückkehr zum Prut nach 2017: Endlich kann die Prospektion in Mitoc "Pârâul lui Istrate" fertiggestellt werden.
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Am Ende der EU: Der Fundplatz Mitoc "Pârâul lui Istrate" reicht bis an den Prut heran. Auf der anderen Flussseite: Die Republik Moldau.
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Dr. A. Kovacs vom Museum Botoşani an einem Profil des Fundplatzes Mitoc "Pârâul lui Istrate". Die Platten unter dem Humus sind aus Rotlehm und markieren die Lage verbrannter Hausbefunde.
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Durch eine Bach getrennt: Mitoc Malu Galben (links) und "Pârâul lui Istrate" (rechts).
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Leider ohne Befund: Malu Galben, Prospektion am Rande des Dorfs Mitoc.
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Malu Galben: Der traurige Überrest der paläolithischen Grabungen.
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Borolea "Ocul Vacilor": Rotlehm und große Keramikscherben zeigen einen angepflügten Hausbefund.
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C. Kruckenberg inmitten des ehemaligen Hauses.
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Zwischen dem Rotlehm: Typische, rotbraun bemalte Keramik der Cucuteni B - Periode.
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Handtellergroße Fundstücke sind auf Cucuteni-Fundstellen keine Seltenheit.
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Dr. C. Mischka am Fundort der Statuette.
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Nicht weit von der Statuette gefunden: Eine flächig retuschierte Silexpfeilspitze der Cucuteni-Kultur.
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Nach der verfrühten, aber sicheren Rückkehr stehen nun Reinigungsarbeiten an...
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Übersicht über die Lage der prospektierten Fundplätze im Frühjahr 2020.
Detailansicht der prospektierten Fundplätze in der Nordostecke Rumäniens.
Rückkehr zum Prut nach 2017: Endlich kann die Prospektion in Mitoc "Pârâul lui Istrate" fertiggestellt werden.
Am Ende der EU: Der Fundplatz Mitoc "Pârâul lui Istrate" reicht bis an den Prut heran. Auf der anderen Flussseite: Die Republik Moldau.
Dr. A. Kovacs vom Museum Botoşani an einem Profil des Fundplatzes Mitoc "Pârâul lui Istrate". Die Platten unter dem Humus sind aus Rotlehm und markieren die Lage verbrannter Hausbefunde.
Durch eine Bach getrennt: Mitoc Malu Galben (links) und "Pârâul lui Istrate" (rechts).
Leider ohne Befund: Malu Galben, Prospektion am Rande des Dorfs Mitoc.
Malu Galben: Der traurige Überrest der paläolithischen Grabungen.
Borolea "Ocul Vacilor": Rotlehm und große Keramikscherben zeigen einen angepflügten Hausbefund.
C. Kruckenberg inmitten des ehemaligen Hauses.
Zwischen dem Rotlehm: Typische, rotbraun bemalte Keramik der Cucuteni B - Periode.
Handtellergroße Fundstücke sind auf Cucuteni-Fundstellen keine Seltenheit.
Dr. C. Mischka am Fundort der Statuette.
Nicht weit von der Statuette gefunden: Eine flächig retuschierte Silexpfeilspitze der Cucuteni-Kultur.
Nach der verfrühten, aber sicheren Rückkehr stehen nun Reinigungsarbeiten an...

Episode 16 – 08.03.2020

Magnetik im äußersten Nordosten Rumäniens

Kupferzeitliche Häuser und bronzezeitliche Festungen – Start der Kampagne #prospekt2020 in Rumänien

Seit einer Woche läuft die diesjährige Prospektionskampagne in Rumänien, über die wir auch unter #prospekt2020 auf Twitter informieren. Dr. C. Mischka und ein Team aus vier Studierenden sind im Rahmen dieser Maßnahme momentan im Kreis Botoşani aktiv, kaum 20 km von den Grenzen zur Republik Moldau und der Ukraine entfernt. Der Schwerpunkt der Arbeiten bildet auch diesmal die Erforschung Cucuteni-zeitlicher Siedlungen, allerdings finden auch diesmal Fundplätze jüngerer Zeitstellungen Eingang in die Agenda.

Kupferzeitliche Siedlung mit Radialstruktur – endlich fertig prospektiert

Dementsprechend war das erste Ziel der Fundplatz Drăgușeni „Ostrov“. bereits auf der Kampagne 2018 wurde hier, damals im Tiefschnee und bei Temperaturen unter -15°C die Prospektion einer Cucuteni-Siedlung begonnen. Das Wetter und die Tatsache, dass sich der Fundplatz als deutlich größer erwies, als erwartet, verhinderte damals die Fertigstellung der Arbeiten. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später wurde die Prospektion zu einem Ende gebracht  und auch  noch ein 29 Hektar großes Geländemodell imt der Drohne angefertigt – bei bestem T-Shirt-Wetter. Dabei stellte sich heraus, dass die Cucuteni-Siedlung von Drăgușeni „Ostrov“ im Außenbereich nicht nur durch ein Grabenwerk abgegrenzt wird, sondern auch durch eine Reihe eng zusammenstehender, radial angeordnete Häuser. Dies ist ein typisches Merkmal der Cucuteni-Tripillja-Siedlungen in der osteuropäischen Ebene, allerdings ist Drăgușeni „Ostrov“ mit eine Zeitstellung von Cucuteni A3 ein unerwartet früher Vertreter dieser Siedlungsordnung.

Vor der Abfahrt: Alles ordentlich aufgereiht - bloß kein Teil vergessen!
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Ladungssicherung ist mehr als eine bloße Worthülse!
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Nach Regen in Siebenbürgen: Schnee in den Karpaten!
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Aber dann: Sonnenuntergang über Botoşani.
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Sehr selten: Cucuteni im Talgrund - Drăgușeni „Ostrov“.
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Vor zwei Jahren hatten wir hier Schneesturm! C. Kruckenberg bei der Magnetik in Drăgușeni"Ostrov"
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Spätwinter in der Moldau: M. Trodler (in Shorts) und A. Botsch im Einsatz.
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Energie wird dringend benötigt: A.Botsch und A. Dittes bei der Mittagspause.
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Team Blau bei der Datenauswertung im Feld: M. Trodler, A. Botsch, C. Kruckenberg und A. Dittes.
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Vor der Abfahrt: Alles ordentlich aufgereiht - bloß kein Teil vergessen!
Ladungssicherung ist mehr als eine bloße Worthülse!
Nach Regen in Siebenbürgen: Schnee in den Karpaten!
Aber dann: Sonnenuntergang über Botoşani.
Sehr selten: Cucuteni im Talgrund - Drăgușeni „Ostrov“.
Vor zwei Jahren hatten wir hier Schneesturm! C. Kruckenberg bei der Magnetik in Drăgușeni"Ostrov"
Spätwinter in der Moldau: M. Trodler (in Shorts) und A. Botsch im Einsatz.
Energie wird dringend benötigt: A.Botsch und A. Dittes bei der Mittagspause.
Team Blau bei der Datenauswertung im Feld: M. Trodler, A. Botsch, C. Kruckenberg und A. Dittes.

Eine unerwartete bronzezeitliche Befestigung

Einen Blick auf die spätere Entwicklung der Besiedlung der Region von Drăgușeni bietet der Fundplatz Drăgușeni „Rondell“. Dabei handelt es sich um einen neu entdeckten, mutmaßlich bronzezeitlichen  Fundplatz, noch ohne offiziellen Namen. Bisher war hier lediglich ein Grabenbefund aus dem Luftbild bekannt, die Geomagnetik enthüllte jetzt ein ca. 160 m durchmessendes System aus Graben und dahinterliegender mutmaßlicher Palisade. Im Inneren fanden sich die Reste zweier über 20 m langer Großbauten sowie mehrerer kleinerer Hausbefunde. Solche Anlagen waren jenseits der Karpaten bislang unbekannt, ein wissenschaftliches Umdenken ist nun wohl angebracht.

Wissenschaftlich wertvolle „Nullnummern“

Diese herausragenden Ergebnisse sollen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass auch Enttäuschungen Teil der archäologischen Feldarbeit sein können. So wurden drei weitere Fundplätze geomagnetisch begangen, bei denen allerdings trotz Scherbenfunden und Luftbildstrukturen keine Hinweise auf archäologische Befunde im Boden festgestellt werden konnten. Methodisch ist dies sehr interessant, ergibt sich so doch das untypische Bild von Drăgușeni „Ostrov“ als allein stehende, in einer Talsenke liegende Siedlung. Für die Studierenden ist dies allerdings ein schwacher Trost für die Mühen der Arbeit. Daher waren am Ende der Woche erst einmal Feldbegehungen angesagt, um weitere Fundplätze zu lokalisieren und die Arbeiten der nächsten Woche vorzubereiten.

Abseits ausgetretener (oder irgendwelcher) Pfade: DGPS-Basis oberhalb von Drăgușeni.
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In Scânteia zeigen helle Strukturen den Graben und die Hausbefunde an. Hier entpuppten sie sich leider nur als Erosionsartefakte.
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Leider liegen die Verdachtsflächen nicht immer auf den einfachen Flächen: Einsatz auf grob gepflügtem Acker.
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Oft verdrängt, aber immer der erste Schritt: Feldbegehung zur Auffindung der Fundplätze.
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Wir kommen wieder! M. Trodler vermarkt Drăgușeni "Rondell" mit einem Fixpunkt aus Stahl.
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Abseits ausgetretener (oder irgendwelcher) Pfade: DGPS-Basis oberhalb von Drăgușeni.
In Scânteia zeigen helle Strukturen den Graben und die Hausbefunde an. Hier entpuppten sie sich leider nur als Erosionsartefakte.
Leider liegen die Verdachtsflächen nicht immer auf den einfachen Flächen: Einsatz auf grob gepflügtem Acker.
Oft verdrängt, aber immer der erste Schritt: Feldbegehung zur Auffindung der Fundplätze.
Wir kommen wieder! M. Trodler vermarkt Drăgușeni "Rondell" mit einem Fixpunkt aus Stahl.

3D-Modelle am freien Tag

Auch am Sontag blieben die Studierenden nicht untätig. Im Museum von Botoşani ergab sich die Möglichkeit, an den dortigen Exponaten das in diesem Wintersemester im Kurs „Virtuelle Sammlung“ erlernte Wissen anzuwenden. Neben einem Rundgang mit der 360-Grad-Kamera durch die archäologische Ausstellung des Museums wurden Grabungsfunde aus Drăgușeni „Ostrov“ per SfM in 3D-Modelle überführt, so beispielsweise einige der großen, spektakulär bemalten Keramikgefäße und die weltberühmte „Venus von Draguseni“, eine ca. 30 cm große, komplett gefundene Frauenstatuette. Diese Objekte werden somit bald unserer „Virtuellen Sammlung“ sein und den Interessierten Besuchern der Seite einen Eindruck von der Materiellen und geistigen Kultur der Menschen vor 6000 Jahren geben. (C. Mischka)

 

M. Trodler bei der SfM-Aufnahme eines Gefäßes aus Drăgușeni „Ostrov“.
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A. Dittes und A. Botsch bereiten die "Venus von Drăgușeni" für die SfM-Aufnahme vor.
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Die Venus im improvisierten Fotostudio im Museum von Botoşani.
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C. Kruckenberg zeigt vollen Einsatz bei der Aufnahme eines Cucuteni-Gefäßes.
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Noch vor Ort werden die ersten Modelle gerechnet.
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M. Trodler bei der SfM-Aufnahme eines Gefäßes aus Drăgușeni „Ostrov“.
A. Dittes und A. Botsch bereiten die "Venus von Drăgușeni" für die SfM-Aufnahme vor.
Die Venus im improvisierten Fotostudio im Museum von Botoşani.
C. Kruckenberg zeigt vollen Einsatz bei der Aufnahme eines Cucuteni-Gefäßes.
Noch vor Ort werden die ersten Modelle gerechnet.

Episode 15 – 04.09.2019

Vom Ende einer Ausgrabung – Rückkehr des Grabungsteams aus Scânteia

Diesen Montag Abend kehrten mit dem Scânteia-Ausgrabungsteam auch die übrigen Teilnehmer der Rumänien-Kampagne Sommer 2019 wohlbehalten wieder nach Erlangen zurück. Zuvor konnten die Arbeiten rund um die Ausgrabung des Cucuteni-zeitlichen Hausbefundes „Haus 14“ zu einem endgültigen Abschluss gebracht werden.

Profile und letzte Gruben

Nachdem das Scherbenpflaster bis zu seiner untersten Grenze verfolgt worden war, wurden noch diverse Profile angelegt. Diese dienten nicht nur der Verbindung des Hausbefundes mit dem Scherbenpflaster. Sie illustrieren auch hervorragend die Befundsichtbarkeit in den Schwarzerdeböden Osteuropas: Aufgrund der starken Bioturbation sind keinerlei Verfärbungen sichtbar, nur Funde und eine fühlbar veränderte Struktur des Bodens weisen dem Ausgräber den Weg. Dies war insbesondere für die jüngeren Grabungsteilnehmer (Aber nicht nur die!) eine wertvolle Erfahrung in Bezug auf die Vielseitigkeit archäologischer Befunde. Auch die Ausgrabung der letzten Grubenbefunde wurde abgeschlossen, wobei teilweise noch einmal beachtliche Befundtiefen dokumentiert werden konnten.

Es geht immer tiefer! Prof. Dr. D. Mischka stößt in einem Grubenbufund unter dem Haus auf verschüttete Wandfragmente, große Gefäße und jede Menge Rotlehm.
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Die selbe Grube nach Entnahme der Wandfragmente: Die bunten Flecken zeugen von zahlreichen Tiergängen.
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Das Gefäß am Boden der Grube bekommt ein eigenes Fotogrametrie-Modell.
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Von unten schon "ausgegraben": Das Gefäß war wohl dem Europäischen Ziesel (Spermophilus citellus) im Weg...
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Auch hier ist das Ende bald erreicht: Im Scherbenpflaster gibt es nur noch einen halben Eimer Funde pro Quadratmeter. In der vorigen Schicht waren es noch fast zwei!
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Manschmal sind Funde sehr störend: G. Möller und R. Yoganantham legen ein Profil am Schnittrand an. Gut zu sehen: Das Scherbenpflaster.
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Nicht nur neumodischer 3D-Kram: Zeichnerische Dokumentation des Profiles.
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Man sieht, dass man nichts sieht: Nur die Funde zeigen im Profil eine Grube unterhalb des Scherbenpflasters an.
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Es geht immer tiefer! Prof. Dr. D. Mischka stößt in einem Grubenbufund unter dem Haus auf verschüttete Wandfragmente, große Gefäße und jede Menge Rotlehm.
Die selbe Grube nach Entnahme der Wandfragmente: Die bunten Flecken zeugen von zahlreichen Tiergängen.
Das Gefäß am Boden der Grube bekommt ein eigenes Fotogrametrie-Modell.
Von unten schon "ausgegraben": Das Gefäß war wohl dem Europäischen Ziesel (Spermophilus citellus) im Weg...
Auch hier ist das Ende bald erreicht: Im Scherbenpflaster gibt es nur noch einen halben Eimer Funde pro Quadratmeter. In der vorigen Schicht waren es noch fast zwei!
Manschmal sind Funde sehr störend: G. Möller und R. Yoganantham legen ein Profil am Schnittrand an. Gut zu sehen: Das Scherbenpflaster.
Nicht nur neumodischer 3D-Kram: Zeichnerische Dokumentation des Profiles.
Man sieht, dass man nichts sieht: Nur die Funde zeigen im Profil eine Grube unterhalb des Scherbenpflasters an.
Scânteia 2019: Virtueller Überflug über das 3D-Modell der Grube mit den Wandfragmenten.
Scânteia 2019: Virtueller Überflug über das 3D-Modell der Grube mit den Wandfragmenten.

 

Waschen, zählen, wiegen – Alle in den Innendienst!

Das Ende der Grabungsarbeiten hieß noch lange nicht, dass es schon nach Hause geht: Einige Tage geballten Innendiestes mit der gesamten Mannschaft waren noch nötig, die Fundmengen vor der Abgabe an das Museum in Iaşi zu ordnen und zu erfassen, sowie wichtige Einzelfunde noch fotografisch und per SfM zu dokumentieren. Diese Arbeit gehört zur Feldarbeit genau wie Spaten und Kelle, und das gesamte Team arbeitete bis weit jenseits eines etwaigen Feierabends, um die Maßnahme schließlich zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.

Innendienst in der Grundschule von Rediu: Waschen, zählen und wiegen der Artefakte.
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Die Säure blubbert: In Zitronensäure werden die Scherben vom Kalksinter befreit.
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Der vom Ziesel angebohrte Topf nach dem Säurebad.
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Ordnung muss sein: Die Grabungsquadranten wurden auf dem Rasen ausgesteckt und die entsprechenden Funde hinein sortiert. So können zusammengehörende Fundsäcke gemeinsam bearbeitet werden.
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Aus der Luft zeichen sich die unterschiedlichen Fundmengen im Raster gut ab.
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Unermüdlich: Bis zur Abreise muss alles aufgenommen worden sein!
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Es ist vorbei. Die Grabung in Scânteia ist nach drei Kampagnen beendet.
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Vielen Dank an das Grabungsteam! G. Möller, A. Dittes, R. Yoganantham, A. Botsch, Dr. C. Mischka, Prof. Dr. D. Mischka (von links).
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Zurück bleibt die Siedlung auf dem Hügel. Noch über 40 Häuser sind nicht untersucht....
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Innendienst in der Grundschule von Rediu: Waschen, zählen und wiegen der Artefakte.
Die Säure blubbert: In Zitronensäure werden die Scherben vom Kalksinter befreit.
Der vom Ziesel angebohrte Topf nach dem Säurebad.
Ordnung muss sein: Die Grabungsquadranten wurden auf dem Rasen ausgesteckt und die entsprechenden Funde hinein sortiert. So können zusammengehörende Fundsäcke gemeinsam bearbeitet werden.
Aus der Luft zeichen sich die unterschiedlichen Fundmengen im Raster gut ab.
Unermüdlich: Bis zur Abreise muss alles aufgenommen worden sein!
Es ist vorbei. Die Grabung in Scânteia ist nach drei Kampagnen beendet.
Vielen Dank an das Grabungsteam! G. Möller, A. Dittes, R. Yoganantham, A. Botsch, Dr. C. Mischka, Prof. Dr. D. Mischka (von links).
Zurück bleibt die Siedlung auf dem Hügel. Noch über 40 Häuser sind nicht untersucht....

Auswerten, publizieren, Pläne schmieden: Der Ausblick auf die Zukunft.

Wie schon die Maßnahmen der Vorjahre bot auch diese Kampagne wieder jungen Studierenden der archäologischen Wissenschaften die Möglichkeit, Erfahrungen in der Archäologie der spektakulären Kulturen des osteuropäischen Neolithikums und der Kupferzeit zu sammeln. Sie konnten die auf den Lehrgrabungen beispielsweise in St. Helena, während den Drohnenworkshops und bei den Magnetik-Praktika erlernten Fähigkeiten unter echten Feldbedingungen anwenden und ihren archäologischen Wissenshorizont massiv erweitern.

Für das wissenschaftliche Team heißt es nun, die gesammelten Daten zu sichten, auszuwerten und in enger Abstimmung mit den rumänischen Kollegen zu einer schlüssigen Interpretation des Befundes „Haus 14“ zusammenzuführen. Währenddessen laufen auf Basis der bereits vorliegenden Ergebnisse und Erfahrungen die Planungen für die nächsten Kampagnen: Die intensiven Begehungen, Befliegungen und die Geomagnetik – entsprechend der Frühjahrskampagne 2019 – sollen zunächst auf die übrigen Projektregionen ausgedehnt werden, um das Wissen in der Fläche zu verdichten. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja daraus auch eines Tages eine neue Grabung…

 

Episode 14 – 28.08.2019

Hitzeschlacht, aber das Ende ist in Sicht – Neues von der Scânteia-Grabung

Von Gruben, Scherben und Idolen – Die Schichten neben und unter Haus 14

28.08.2019: Nach der Abreise des Magnetik-Teams ist nur noch eine kleine Rumpfmannschaft in Scânteia im Einsatz. Bei Temperaturen von stets über 30°C im Schatten – nur gibt weder Schatten noch Wind auf dem Fundplatz – bestand die Hauptaufgabe der Studierenden in Dokumentations- und Vermessungsaufgaben, während die letzten Befunde im Haus ausgegraben wurden. Es galt, mutmaßliche Pfostengruben zu untersuchen und die letzten Gruben auszunehmen. Zudem wird nun auch im Innendienst die gefundene Keramik gewaschen und katalogisiert. Glücklicherweise lassen die Fundmengen nun stark nach, nachdem auch im Areal des Scherbenpflasters das Ende des Befundes bald erreicht zu sein scheint. Trotzdem entschädigen immer wieder besondere Funde die Mitgrabenden für ihre Mühen, beispielsweise ein Idol in Tierform, fast komplett erhaltene Gefäße, oder auch weitere Reste des bereits in der ersten Woche entdeckten bemalten Altars.

Sonderfund im Scherbenpflaster: A. Botsch präpariert...
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...ein zoomorphes Idol frei.
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Vermutlich ist es ein Schaf.
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Bei Tageslicht auch ohne "Lightcube": A. Botsch macht die Aufnahmen für das SfM-Modell.
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Das Ergebnis: Das Schaf als Modell.
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Währenddessen: Die übliche Fundmenge liegt nach dem Säurebad zum Trocknen aus.
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Überreste eines Ofens mit Lochtenne aus einer Abfallgrube unterhalb des Hauses 14.
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Ein fast komplettes Gefäß, ebenfalls aus einer Grube unter dem Haus.
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Prof. Dr. D. Mischka bei der Ausgrabung eines weiteren Grubenbefundes.
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Kein Feierabend: Nach einem harten Tag im Feld folgen noch Stunden der Nachbearbeitung am Computer.
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Muss auch mal sein: Grillen hinter der Grabungsunterkunft, der Grundschule von Rediu.
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Sonderfund im Scherbenpflaster: A. Botsch präpariert...
...ein zoomorphes Idol frei.
Vermutlich ist es ein Schaf.
Bei Tageslicht auch ohne "Lightcube": A. Botsch macht die Aufnahmen für das SfM-Modell.
Das Ergebnis: Das Schaf als Modell.
Währenddessen: Die übliche Fundmenge liegt nach dem Säurebad zum Trocknen aus.
Überreste eines Ofens mit Lochtenne aus einer Abfallgrube unterhalb des Hauses 14.
Ein fast komplettes Gefäß, ebenfalls aus einer Grube unter dem Haus.
Prof. Dr. D. Mischka bei der Ausgrabung eines weiteren Grubenbefundes.
Kein Feierabend: Nach einem harten Tag im Feld folgen noch Stunden der Nachbearbeitung am Computer.
Muss auch mal sein: Grillen hinter der Grabungsunterkunft, der Grundschule von Rediu.

Von Drohnen und Totalstationen – Noch ein Besuch in Dobrovaţ

Nachdem Dr. C. Mischka schon letzte Woche die Grabung des rumänisch-chinesischen Grabungsteams besucht und bei dieser Gelegenheit ein Drohnenmodell der Grabung angefertigt hatte, erklärten sich alle Studierenden bereit, auf ein freies Wochenende zu verzichten. Stattdessen stand ein weiterer Besuch in Dobrovaţ an – diesmal mit dem ganzen Team. Für die Studierenden – fast alle Cucuteni-Neulinge – war es eine perfekte Gelegenheit, Cucuteni-zeitliche Hausbefunde im Anfangsstadium einer Ausgrabung zu sehen. Bei einem Haus hatte gerade erst das Abnehmen der Rotlehmpackung begonnen, das zweite lag noch mit frei präparierter Rotlehmpackung im Planum.

Auf Nachfrage des Grabungsleiters Dr. M. Oanca (Museum Bârlad), 2017 noch Teil des Scânteia-Teams, wurde nach der Grabungsbesichtigung noch ernsthaft gearbeitet und die Erlanger Studierenden konnten zeigen, was sie gelernt haben: Sie bauten ein tachymetrisches Messnetz auf und fertigten nicht weniger als drei Drohnenmodelle unterschiedlichster Auflösung und Fläche des Fundplatzes und seiner näheren Umgebung an. Auch ein Flug mit der 360-Grad-Kamera erfolgte.

Dienstreise nach Dobrovaţ: G. Möller (Vordergrund) und R. Yoganantham bei der tachymetrischen Aufnahme der Grabung.
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Anwendung erlernten Wissens: A. Dittes (links) und A. Botsch starten die Befliegung mit der Phantom 4 - Drohne.
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Ausblick über den Fundplatz Dobrovaţ. Selten für die Moldau: Die ausgedehnten Waldgebiete.
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Eines von mehreren Drohnenmodellen: ein Überblick über die Lage des Fundplatzes.
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Multinationale Kooperation: Deutsche, chinesische und Rumänische Kollegen bei der Pause in der Grabungsunterkunft.
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Dienstreise nach Dobrovaţ: G. Möller (Vordergrund) und R. Yoganantham bei der tachymetrischen Aufnahme der Grabung.
Anwendung erlernten Wissens: A. Dittes (links) und A. Botsch starten die Befliegung mit der Phantom 4 - Drohne.
Ausblick über den Fundplatz Dobrovaţ. Selten für die Moldau: Die ausgedehnten Waldgebiete.
Eines von mehreren Drohnenmodellen: ein Überblick über die Lage des Fundplatzes.
Multinationale Kooperation: Deutsche, chinesische und Rumänische Kollegen bei der Pause in der Grabungsunterkunft.

Weiter dem Ende entgegen

Das Ende der Ausgrabung in Scânteia ist nun nahe gerückt. „Nur“ noch ein spatentiefer Abtrag im Scherbenpflaster und eine Grube trennen das Team von der Heimreise. Dies bedeutet aber noch einmal die Bewegung einiger Kubikmeter Erde bei drückender Hitze. Es besteht aber die Hoffnung, dass eine letzte, gewaltige Anstrengung der Mannschaft dazu führen wird, dass die nächsten Nachrichten von der Scânteia-Kampagne 2019 aus Erlangen erfolgen werden.

 

Episode 13 – 21.08.2019

Grabung in Scânteia und Magnetik an der Donau

Mais, Keramik und Altäre – Die erste Woche der Scânteia-Grabung 2019

21.08.2019: Zum dritten Mal nach 2016 und 2017 steht nun diesen Sommer eine Grabungsmaßnahme am Fundplatz Scânteia in der rumänischen Moldau an. Zwei Tage Anfahrt und die erste Grabungswoche liegen mittlerweile hinter dem Team von Prof. Dr. D. Mischka, Dr. C. Mischka und vier Studierenden (A. Botsch, A. Dittes, G. Möller, R. Yoganantham). Sie haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den rumänischen Kooperationspartnern die 2016 begonnene Ausgrabung eines Cucuteni-zeitlichen Hausbefundes zu einem Abschluss zu bringen. Parallel dazu führte ein weiteres Team (F. Gapp BA, G. Dietl, geleitet von F. Wanka BA) Gradiometerprospektionen und Drohnenbefliegungen im südlichen Rumänien durch.

Anknüpfen an die bisherige Grabung

Dieses Jahr steht Mais übermannshoch auf dem Fundplatz – nur durch eine Schneise ist die Grabung zu erreichen. Zudem stand zu befürchten, dass ein Jahr Unterbrechung der Grabung nicht unbedingt gutgetan haben könnte. Glücklicherweise hatten die Befunde aber unter den Planen kaum gelitten und so gelang ein nahtloser Anschluss an den Arbeitsstand von 2017: Im Westen des Hauses wird das „Scherbenpflaster“ weiter abgetragen, eine halbmeterdicke Schicht aus Keramik, Steinartefakten und Knochenabfällen. Im Hausareal werden der Profilsteg abgetragen und ein letzter Ofenbefund untersucht, bevor unter dem Haus nach weiteren Pfostenlöchern der tragenden Konstruktion des Hauses gesucht werden kann.

Übersicht über die Lage der im Sommer 2019 in Rumänien besuchten Fundplätze.
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Abfahrt noch vor dem Morgengrauen: Zwei lange Fahrtage liegen vor dem Team…
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…das gefühlt mehr Elektronikkoffer als Spaten und Kellen dabei hat. Das ist Archäologie im 21. Jahrhundert!
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Die Karpaten sind überquert und es bietet sich der erste Blick in die Ebenen Osteuropas.
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Problem: Um die Grabungsfläche herum steht noch der Mais.
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Nur durch eine schmale Gasse geht es dieses Jahr zur Grabung.
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Das Team beim Aufbau der DGPS-Basis. Es gilt, das Messnetz der letzten Kampagnen zu rekonstruieren.
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Vor dem Einsatz des Tachymeters müssen erst Schneisen für die neuen Fixpunkte geschlagen werden.
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Ausbildungsbetrieb: A. Dittes und A: Botsch geben ihr in Simmelsdorf-St. Helena gelernte Wissen an ihre Kommilitonen G. Möller und G. Dietl weiter.
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Total unlustig: Die Grabung muss von der Schutzfolie und dem darüber liegendem Schlamm befreit werden.
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Übersicht über die Lage der im Sommer 2019 in Rumänien besuchten Fundplätze.
Abfahrt noch vor dem Morgengrauen: Zwei lange Fahrtage liegen vor dem Team…
…das gefühlt mehr Elektronikkoffer als Spaten und Kellen dabei hat. Das ist Archäologie im 21. Jahrhundert!
Die Karpaten sind überquert und es bietet sich der erste Blick in die Ebenen Osteuropas.
Problem: Um die Grabungsfläche herum steht noch der Mais.
Nur durch eine schmale Gasse geht es dieses Jahr zur Grabung.
Das Team beim Aufbau der DGPS-Basis. Es gilt, das Messnetz der letzten Kampagnen zu rekonstruieren.
Vor dem Einsatz des Tachymeters müssen erst Schneisen für die neuen Fixpunkte geschlagen werden.
Ausbildungsbetrieb: A. Dittes und A: Botsch geben ihr in Simmelsdorf-St. Helena gelernte Wissen an ihre Kommilitonen G. Möller und G. Dietl weiter.
Total unlustig: Die Grabung muss von der Schutzfolie und dem darüber liegendem Schlamm befreit werden.
Scherbenmassen, Statuetten und ein Ofen

Im Scherbenpflaster konzentrieren sich die Funde mittlerweile nur noch auf einzelne Bereiche. Mutmaßlich sind hier einzelne, metertiefe Gruben zu einem flächigen Befund zusammengewachsen. Die Funde gehen zwar wieder einmal in die Tausende, aber trotzdem freuen sich die Teammitglieder immer noch über besondere Highlights. So wurde beispielweise eine fast vollständige Männerstatuette aus Keramik gefunden, oder auch ein fast vollständiges, bemaltes Gefäß am Stück geborgen. Die Statuette begeisterte das Team so sehr, dass trotz begrenzter fotografischer Möglichkeiten vor Ort noch am selben Abend ein 3D-Modell per SfM erzeugt wurde, um das Artefakt der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Am Ofenbefund wiederum zeigte sich gut die Konstruktionstechnik vor 6000 Jahren. Deutlich sind die verschieden heiß gebrannten Schichten der aus Lehm erstellten Herdstelle zu erkennen, unter denen flache Kalksteine das Ofenfundament bildeten.

Ein überraschend kultischer Fund

Eine Besonderheit stellt der Fund von bemalten Keramikartefakten in einer Grube unter dem Haus dar. Diese lassen sich nämlich zu einem ornamentierten und bemalten, tischähnlichen Konstrukt rekonstruieren, das an anderen, zeitgleichen Fundplätzen als Altar angesprochen wird. In Zusammenhang mit der mit Rinderhörnern aus Ton geschmückten Feuerstelle im Haus, der in deren Nähe gefundenen, großen Statuette sowie den vollständigen Bukranien in der Abfallzone ist es somit mehr als wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil von Haus 14 aus Scânteia für Kulttätigkeiten genutzt wurde.

Schon besser: G. Möller, A: Dittes und A: Botsch setzen die quadratmeterweise Ausgrabung des Scherbenpflasters fort.
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Es macht also doch Spaß: G. Möller präsentiert die Ausbeute eines Abhubes seines Quadranten: Emer voller Scherben, Mahlsteinbruchstücke und Knochen.
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Feinarbeit angesagt: R. Yoganantham präpariert ein fast vollständig erhaltenes Gefäß.
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Stolze Finder: A. Dittes, R. Yoganantham und A. Möller bei der Bergung des Gefäßes.
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Ebenfalls stolz: A. Botsch mit einer vollständigen Pfeilspitze aus Feuerstein.
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Silexartefakte sind auf der Grabung sehr selten, Feuerstein ist in dieser Lössregion schwer zu beschaffen.
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Währenddessen: Prof. M. Lazarovici, Prof. D. Mischka und Prof. Gh. Lazarovici bearbeiten die Befunde im Hausbereich.
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Prof. D. Mischka präpariert eine der Herdstellen des Hausbefundes.
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Unerwarteter Fund: Diese bemalten Keramikfragmente gehören zu einem verzierten Altar.
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Die in Osteuropa übliche Entnahme der Befunde im Negativ bereitet bei tiefen Pfostenlöchern manchmal Probleme.
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Man muss sich nur zu helfen wissen: Um die Statuette zu dokumentieren…
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…entsteht aus Mobiltelefonen, Plastikbechern, einem Stuhl und etwas Nähgarn ein „whitecube“.
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Durchaus brauchbar: Das erstellte Modell der Statuette.
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Während die Phantom 4 des Institutes mit dem Magnetikteam an der Donau im Einsatz ist, dokumentieren A. Dittes und A. Botsch mit der Mavic die Grabungsfläche in Scânteia.
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A. Dittes bereitet den Start der Mavic mit der neuen 360-Grad-Kamera vor.
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Schon besser: G. Möller, A: Dittes und A: Botsch setzen die quadratmeterweise Ausgrabung des Scherbenpflasters fort.
Es macht also doch Spaß: G. Möller präsentiert die Ausbeute eines Abhubes seines Quadranten: Emer voller Scherben, Mahlsteinbruchstücke und Knochen.
Feinarbeit angesagt: R. Yoganantham präpariert ein fast vollständig erhaltenes Gefäß.
Stolze Finder: A. Dittes, R. Yoganantham und A. Möller bei der Bergung des Gefäßes.
Ebenfalls stolz: A. Botsch mit einer vollständigen Pfeilspitze aus Feuerstein.
Silexartefakte sind auf der Grabung sehr selten, Feuerstein ist in dieser Lössregion schwer zu beschaffen.
Währenddessen: Prof. M. Lazarovici, Prof. D. Mischka und Prof. Gh. Lazarovici bearbeiten die Befunde im Hausbereich.
Prof. D. Mischka präpariert eine der Herdstellen des Hausbefundes.
Unerwarteter Fund: Diese bemalten Keramikfragmente gehören zu einem verzierten Altar.
Die in Osteuropa übliche Entnahme der Befunde im Negativ bereitet bei tiefen Pfostenlöchern manchmal Probleme.
Man muss sich nur zu helfen wissen: Um die Statuette zu dokumentieren…
…entsteht aus Mobiltelefonen, Plastikbechern, einem Stuhl und etwas Nähgarn ein „whitecube“.
Durchaus brauchbar: Das erstellte Modell der Statuette.
Während die Phantom 4 des Institutes mit dem Magnetikteam an der Donau im Einsatz ist, dokumentieren A. Dittes und A. Botsch mit der Mavic die Grabungsfläche in Scânteia.
A. Dittes bereitet den Start der Mavic mit der neuen 360-Grad-Kamera vor.

Multinationale Kooperation und neues von berühmten Fundplätzen – Das Magnetik- und Drohnenteam im Einsatz

Rückkehr nach Dobrovaţ – rumänisch-chinesisch-deutsche Zusammenarbeit

Während das Grabungsteam im Scânteia weiter Funde und Befunde sichert, besuchte Dr. C. Mischka zur Unterstützung eines rumänisch-chinesischen Grabungsteams einen Tag den 2017 von der FAU-UFG geomagnetisch prospektierten Fundplatz Dobrovaţ. Ebenfalls im Kreis Iaşi, kaum 20 Kilometer von Scânteia entfernt gelegen und auch der Stufe Cucuteni A3 zugeordnet, galt es dort, per Drohne ein SfM-Modell der Grabung anzulegen – ein Beispiel für die guten und engen Beziehungen innerhalb des multinationalen Kreises der Cucuteni-Forschung.

Pietrele – Erdwerk am Fuße des Tells

Währenddessen führte der Weg des Magnetikteams zunächst nach Pietrele in der Walachei. Am Fuße des berühmten Tells, der seit Jahren von der Eurasienabteilung des DAI ergraben wird, untersuchten die Studierenden im Rahmen der Kooperation der UFG-FAU und der Eurasienabteilung Areale, in denen noch weitere Befunde der „Unterstadt“ vermutet wurden. Die Ergebnisse sind zwar noch nicht komplett ausgewertet, aber es ist bereits deutlich ein bisher noch nicht bekannter Erdwerksbefund zu erkennen, ein guter Start für die Kooperation, die im September mit einer weiteren gemeinsamen Südrussland-Kampagne fortgeführt werden soll.

Von Pietrele aus reiste das Team weiter an die Donau, in den Kreis Constanta. Näheres dazu auf der Projektseite „Römer in der Dobrudscha„.

Neue Stufe der Transparenz – Öffentlichkeitsarbeit in 360 Grad

Immer öfter kommen die Fragen danach, was Archäologen eigentlich tun. Tatsächlich soll sogar gefragt worden sein, ob die gesamte philosophische Fakultät im Sommer Ferien hat. Um diesem Informationsdefizit zu begegnen, ist die Sommerkampagne 2019 die erste, die von der FAU-UFG mit einem eigenen Twitter-Account begleitet wird. Regelmäßige Tweets aus Rumänien, und ab nächsten Monat auch aus den Klausenhöhlen geplant, sollen einer breiteren Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, sich über aktuellste Forschungen in unserem Institut zu informieren – bislang übrigens mit beachtlichem Erfolg. Sogar die neue, drohnengestützte 360-Grad-Kamera des Institutes kam hier erstmals unter Feldbedingungen zum Einsatz. Schauen sie doch mal rein bei UFG_Erlangen!

 

Episode 12 – 13.04.2019

Von den Karpaten bis zur Donau – Abschluss der Rumänien-Kampagne Frühjahr 2019

13.04.2019. Letzten Donnerstag kehrte auch der letzte Teil der Prospektionsmannschaft  dieses Frühjahrs aus Rumänien zurück. Dr. C. Mischka und F. Wanka BA waren nach der Abreise des größten Teils des Teams zunächst noch in Piatra Neamţ geblieben. Es folgte dann noch eine Maßnahme in Kooperation mit dem Institut für Provinzialrömische Archäologie der LMU München am Fundplatz Jurilovca/Argamum im Donaudelta sowie an Fundplätzen entlang der Donau in der Nähe von Călarăşi.

Nacharbeiten in der Neamţ-Senke – Geländemodelle und Orthomosaike

Nach Abschluss der geomagnetischen Prospektion sowie der Aufarbeitung des Fundmaterials der Feldbegehungen stand als nächstes die Erstellung weiterer Geländemodelle an.  Für alle bereits untersuchten Fundplätze in der Neamţ-Senke sollen für die abschließende Publikation möglichst hoch auflösende Geländemodelle sowie entzerrte Luftbilder vorliegen. Obwohl der anhaltend starke Wind den Einsatz des UAV teilweise unmöglich machte, gelang es schließlich doch, dieses Ziel beinahe vollständig zu erreichen. Lediglich an den Fundplätzen Țolic und Topoliţa „La Ilioi“ müssen in der geplanten Sommerkampagne noch Befliegungen durchgeführt werden.

Topoliţa „La Ilioi“. Bei Sturm immer noch ein probates Mittel zur Geländemodellerstellung: Dr. C. Mischka läuft Bahnen mit dem DGPS.
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Auf dem Weg ins Donaudelta: Der rote Unibus auf der Donaufähre bei Braila.
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Topoliţa „La Ilioi“. Bei Sturm immer noch ein probates Mittel zur Geländemodellerstellung: Dr. C. Mischka läuft Bahnen mit dem DGPS.
Auf dem Weg ins Donaudelta: Der rote Unibus auf der Donaufähre bei Braila.

Weiter im Innendienst

Am 3. April reiste das Team weiter in das Donaudelta. Am Fundplatz Argamum, in der Nähe von Jurilovca (Kreis Tulcea). Nach der Rückkehr nach Erlangen folgt nun in den nächsten Wochen und Monaten die Aufarbeitung der Funde und Befunde des letzten Monates. Eine erste Publikation der Cucuteni-zeitlichen Besiedlungsgeschichte der Neamţ-Senke steht dabei ebenso auf dem Plan wie die Auswertung der Daten in verschiedenen Lehrveranstaltungen. Es ist aber auch zu erwarten, dass Transsylvanien, die Moldau und die Dobrudscha nicht zum letzten Mal zum Ziel für die Studierenden und Dozierenden der Erlanger UFG gewesen sind.

 

Episode 11 – 31.03.2019

Viele Scherben bringen Glück – Der zweite Teil der Rumänienprospektion ist beendet.

Nach gut zwei Wochen geht die Prospektionskampagne in der Neamţ-Senke ihrem Ende entgegen. Mit Petricani stand diese Woche ein neuer Fundplatz auf dem Plan. Dabei war die gemeinsame Arbeit des gesamten Teams gefragt. Noch während ein Team per Gradiometerprospektion und UAV-Modellierung die Ausdehnung und Struktur des Cucuteni A- und B-Fundplatzes erforschte, machte sich das zweite Team an die Oberflächenbegehung.

Petricani: Parallel zur Fundlese wird die Magnetik weiter fortgeführt.
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Übersichtskarte über die bisher durch die FAU-UFG prospektierten Fundplätze in der Neamţ-Senke. Fett: Fundorte der Frühjahrskampagne 2019. (Stand 31.03.2019)
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Petricani: M. Trodler beim Ausstecken neuer Quadranten.
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Petricani: Jeweils 10 Minuten verbleiben zwei Personen zur Fundlese in einem Quadranten.
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Petricani: Das Raster der Feldbegehung spannt sich um die im Fundplatzareal neu gebaute Kirche.
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Petricani: Schnell füllen sich die Tüten mit Funden.
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Petricani: Parallel zur Fundlese wird die Magnetik weiter fortgeführt.
Übersichtskarte über die bisher durch die FAU-UFG prospektierten Fundplätze in der Neamţ-Senke. Fett: Fundorte der Frühjahrskampagne 2019. (Stand 31.03.2019)
Petricani: M. Trodler beim Ausstecken neuer Quadranten.
Petricani: Jeweils 10 Minuten verbleiben zwei Personen zur Fundlese in einem Quadranten.
Petricani: Das Raster der Feldbegehung spannt sich um die im Fundplatzareal neu gebaute Kirche.
Petricani: Schnell füllen sich die Tüten mit Funden.

Sowohl Fundlese als auch Magnetik erbrachten Hinweise auf eine Mehrphasigkeit des Fundplatzes, von dem aufgrund von Erosion und dem Bau einer Kirche in den 1990’er Jahren lediglich ca. 2 Hektar erhalten geblieben sind. Das Magnetogramm zeigt die typische verbrannten Hausstrukturen, die einen schmalen, mutmaßlich von einer Palisade stammenden Graben überlagern. Das mehrere hundert Kilo umfassende Material, Keramikfunde und Steinartefakte, unterstützt die Interpretation als mehrphasige Siedlung. Es fanden sich Stücke aus den Phasen Cucuteni A und  B, wie beispielsweise bemalte Keramik, das Bruchstück einer Frauenstatuette oder auch Silexpfeilspitzen.

Fokus Fundbearbeitung

Der Schwerpunkt der Maßnahme lag diese Woche dementsprechend auf der Fundbearbeitung. Im Museum für Cucuteni-Kunst in Piatra-Neamţ wurden die Funde der letzten Woche gewaschen, sortiert, bestimmt und katalogisiert. Der nächste Schritt besteht dann in der gemeinsamen Kartierung mit dem Magnetikergebnis und dem aus den UAV-Fotos gewonnenen, hochauflösenden Geländemodell.

Piatra Neamţ: Blick auf die Altstadt und das Tal der Bistriţa im Hintergrund. Die Fundbearbeitung erfolgt im Cucuteni-Museum (ganz rechts im Bild).
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Provisorisches Fundlager im Ausstellungsraum des Museums für Cucuteni-Kunst.
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F. Held und C. Kruckenberg beim Waschen der Funde.
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Der nächste Schritt: R. Yoganantham, Dr. E. Günther und M. Trodler beim Sortieren, wiegen und katalogisieren der Funde.
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Der Konferenzraum füllt sich mit gewaschenen Funden. Am Ende des Tages ist kein Boden mehr zu sehen…
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M. Gildehaus BA unterstützt Dr. C. Preoteasa (CMJN), der die endgültige Fundansprache durchführt.
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Petricani: Fragment einer Figurine aus der Cucuteni A-Stufe. Oberflächenfund aus dem Areal eines der Hausbefunde.
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Petricani: Die gerade retuschierte Basis der Pfeilspitze ist charakteristisch für Cucuteni A.
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Petricani: Fragment einer durchbohrten Axt aus Felsgestein.
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Petricani: Verzierter Spinnwirtel aus Keramik.
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Piatra Neamţ: Blick auf die Altstadt und das Tal der Bistriţa im Hintergrund. Die Fundbearbeitung erfolgt im Cucuteni-Museum (ganz rechts im Bild).
Provisorisches Fundlager im Ausstellungsraum des Museums für Cucuteni-Kunst.
F. Held und C. Kruckenberg beim Waschen der Funde.
Der nächste Schritt: R. Yoganantham, Dr. E. Günther und M. Trodler beim Sortieren, wiegen und katalogisieren der Funde.
Der Konferenzraum füllt sich mit gewaschenen Funden. Am Ende des Tages ist kein Boden mehr zu sehen…
M. Gildehaus BA unterstützt Dr. C. Preoteasa (CMJN), der die endgültige Fundansprache durchführt.
Petricani: Fragment einer Figurine aus der Cucuteni A-Stufe. Oberflächenfund aus dem Areal eines der Hausbefunde.
Petricani: Die gerade retuschierte Basis der Pfeilspitze ist charakteristisch für Cucuteni A.
Petricani: Fragment einer durchbohrten Axt aus Felsgestein.
Petricani: Verzierter Spinnwirtel aus Keramik.

 

Magnetik und Drohnenbefliegung laufen weiter

Auch wenn der Großteil des Teams im Innendienst beschäftigt war, liefen die Außenarbeiten mit einem chronologisch breiteren Fokus weiter. Vier weitere Fundplätze wurden geomagnetisch prospektiert und aus der Luft vermessen. Zunächst wurde in Vânatori Neamţ die bereits 2018 begonnene Begehung zu Ende geführt. Die in den 1980’er Jahren noch ergrabenen Cucuteni-Siedlung konnte hier zwar nicht mehr festgestellt werden, allerdings fanden sich – erstmals in der Moldau – auf über 5 Hektar mehrere Gehöfte sowie ein Erdwerk der späten Bronzezeit (Noua-Kultur).

Direkt neben dem jüdischen Friedhof von Târgu Neamţ konnte dann mir dem Fundplatz „Cimiteriul Evreiesc“ eine weitere, kleine Cucuteni-Siedlung untersucht werden.

Ebenfalls zu Ende gebracht werden konnte die bereits 2017 begonnene Begehung der spätmittelalterlichen Burganlage von Gâdinţi. Dem Magnetogramm nach umfasste ein komplexes System aus Erdwerken und Türmen die vom moldawischen Woiwoden Ştefan cel Mare im 15. Jh. angelegte Festung. Mit fast einem halben Kilometer Durchmesser handelt es sich dabei um die größte Festung dieser Epoche in der Moldau.

Einen Exkurs in die Neuzeit stellte hingegen die Drohenmodellierung der Raststation „Hanului Serbesti“ im Ort Ştefan cel Mare dar, ca. 15 km östlich von Piatra Neamt. Diese wurde im 17. Jh. erbaut und ihre Ausgrabung im nächsten Monat wird der Startpunkt Wirtshausarchäologie auch in Rumänien darstellen.

Vânatori Neamţ: Vor den vom Neuschnee gezuckerten Bergen bereiten R. Yoganantham, Dr. E. Günther und F. Wanka BA (von links) das Magnetikgerät auf einen weiteren Einsatz vor.
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Vânatori Neamţ: Stürmischer Wind treibt die Wolken über die Prospektionsfläche hinweg.
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Vânatori Neamţ: Dr. E. Günter trotz dem Sturm. Im Hintergrund: Die während der Maßnahme 2017 beflogene Festung Cetatea Neamt.
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Vânatori Neamţ: Problematisch für die Drohnenbefliegung: Zwei von zahlreichen Störchen auf dem Fundplatz.
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Târgu Neamţ „Cimitirul Evreiesc“: Das Drohnenbild zeigt die typische Lage der Cucuteni-Siedlung in Spornlage.
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Gâdinţi: Das Areal der Festung fügt sich in eine Schleife des Siret ein. Das Buschwerk markiert die ausgegrabenen Flächen der zentralen Burganlage. Die Geomagnetik zeigt zahlreiche Grabenwerke und Türme in ihrem Vorfeld.
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Ştefan cel Mare „Hanului Serbesti“. Luftbild der Raststation aus dem 17. Jh.
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Danke an das Team! Von links: Dr. V. Diaconu (CMJN), F. Gapp BA, M. Trodler, F. Held, P. Drechsler, C. Kruckenberg, M. Gildehaus BA, R. Yoganantham, Dr. E. Günther, K. Hagemann, M. Mkhitaryan BA, Dr. C. Mischka, Prof. D. Mischka, Dr. C. Preoteasa (CMJN) und F. Wanka BA.
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Vânatori Neamţ: Vor den vom Neuschnee gezuckerten Bergen bereiten R. Yoganantham, Dr. E. Günther und F. Wanka BA (von links) das Magnetikgerät auf einen weiteren Einsatz vor.
Vânatori Neamţ: Stürmischer Wind treibt die Wolken über die Prospektionsfläche hinweg.
Vânatori Neamţ: Dr. E. Günter trotz dem Sturm. Im Hintergrund: Die während der Maßnahme 2017 beflogene Festung Cetatea Neamt.
Vânatori Neamţ: Problematisch für die Drohnenbefliegung: Zwei von zahlreichen Störchen auf dem Fundplatz.
Târgu Neamţ „Cimitirul Evreiesc“: Das Drohnenbild zeigt die typische Lage der Cucuteni-Siedlung in Spornlage.
Gâdinţi: Das Areal der Festung fügt sich in eine Schleife des Siret ein. Das Buschwerk markiert die ausgegrabenen Flächen der zentralen Burganlage. Die Geomagnetik zeigt zahlreiche Grabenwerke und Türme in ihrem Vorfeld.
Ştefan cel Mare „Hanului Serbesti“. Luftbild der Raststation aus dem 17. Jh.
Danke an das Team! Von links: Dr. V. Diaconu (CMJN), F. Gapp BA, M. Trodler, F. Held, P. Drechsler, C. Kruckenberg, M. Gildehaus BA, R. Yoganantham, Dr. E. Günther, K. Hagemann, M. Mkhitaryan BA, Dr. C. Mischka, Prof. D. Mischka, Dr. C. Preoteasa (CMJN) und F. Wanka BA.

Perspektive für die Zukunft

Nur Dr. C. Mischka und F. Wanka BA verbleiben für weitere 10 Tage in Rumänien, um die Befliegungen in der Neamţ-Senke sowie die Geomagnetik in Argamum in der Dobrudscha fertigzustellen, während der Rest des Teams am Montag die Rückreise antritt. Die Ergebnisse der Maßnahme sollen dann als Ausgangspunkt für die Erweiterung der Arbeiten auf die nächste, deutlich größere naturräumliche Einheit, die Bistriţa-Senke bei Patra Neamţ dienen.

 

Episode 10 – 24.03.2019

Auf des Hügels Spitze getrieben –  Erste Nachrichten von der Prospektionskampagne in der Neamţ-Senke

Seit Dienstag untersuchen 13 Studierende und Dozierende der Archäologischen Wissenschaften der FAU in Kooperation mit dem Museumskomplex Neamţ Fundplätze der Cucuteni-Kultur in der Umgebung von Târgu Neamţ (Kreis Neamţ, Rumänien).  Die Maßnahme ist ein neuer Schritt im Rahmen des Projektes „Diachrone Landschaftsarchäologie in der Moldau“.  Mit Gradiometerprospektionen, Drohnenbefliegungen, aber auch klassischen Feldbegehungen sollen Informationen über die Besiedlungsgeschichte dieser Kleinregion in der Zeit von ca. 4400-3500 v.Chr. gesammelt werden.

Erweitertes Methodenspektrum für die Siedlungsarchäologie

Die Kampagnen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Geomagnetik und Drohnenkartierungen perfekte Werkzeuge sind, unter den Gegebenheiten der Projektregion Informationen über Siedlungsgrößen und -strukturen zu liefern. Mit dieser Kampagne kommen Oberflächenbegehungen hinzu, um auch räumlich differenzierte, datierende Informationen über die Fundplätze zu erhalten. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Geomagnetik mittlerweile für mehrere Fundorte gezeigt hat, dass zwei Siedlungen aus unterschiedlichen Zeiten eng benachbart oder gar überlappend angelegt wurden.

Geomagnetik: Knöchelbrecher und Erdwerksgräben

Ein Beispiel dafür ist der Fundplatz Valea Seaca „Ferma de Vaci“. Bereits im letzten Frühjahr wurde dessen Prospektion begonnen, letzten Mittwoch konnte sie nun abgeschlossen werden. Zwei kleine, von massiven Grabenanlagen eingefasste Siedlungen liegen hier nur knapp hundert Meter nebeneinander auf einer Hügelkuppe über der Neamţ-Senke. Ebenfalls gute Ergebnisse lieferte die Geomagnetik auf dem Fundplatz Topoliţa „La Arminici“, wo am Samstag eine weitere kleine, aber massiv befestigte Siedlung prospektiert wurde.

Ferma de Vaci: Auf diesem Hügel liegen gleich zwei Siedlungen der Cucuteni-Kultur.
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Überblick über die Lage des Projektgebietes. Schwarze Punkte: Von der UFG der FAU untersuchte Fundplätze. Rote Punkte: 2019 bislang untersuchte Plätze.
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Detailkarte der Neamţ-Senke mit den bislang untersuchten Fundplätzen. (Stand 24.03.2019)
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Ferma de Vaci: F. Wanka BA und Dr. E. Günther (von links) versuchen trotz tiefer Pflugrinnen eine unfallfreie Prospektion. An den Einsatz von Rädern ist nicht zu denken.
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La Arminici: Auch dieses Plateau trägt eine Cucuteni-Siedlung mit Grabenwerk.
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La Arminici: Auch Maisstoppeln können einem die Geomagnetik verleiden. C. Kruckenberg und M. Gildehaus BA (von links) bei der Prospektion.
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La Arminici: Diese mächtige Erosionsrinne verschlang die Hälfte der Cucuteni-Siedlung.
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Ferma de Vaci: Auf diesem Hügel liegen gleich zwei Siedlungen der Cucuteni-Kultur.
Überblick über die Lage des Projektgebietes. Schwarze Punkte: Von der UFG der FAU untersuchte Fundplätze. Rote Punkte: 2019 bislang untersuchte Plätze.
Detailkarte der Neamţ-Senke mit den bislang untersuchten Fundplätzen. (Stand 24.03.2019)
Ferma de Vaci: F. Wanka BA und Dr. E. Günther (von links) versuchen trotz tiefer Pflugrinnen eine unfallfreie Prospektion. An den Einsatz von Rädern ist nicht zu denken.
La Arminici: Auch dieses Plateau trägt eine Cucuteni-Siedlung mit Grabenwerk.
La Arminici: Auch Maisstoppeln können einem die Geomagnetik verleiden. C. Kruckenberg und M. Gildehaus BA (von links) bei der Prospektion.
La Arminici: Diese mächtige Erosionsrinne verschlang die Hälfte der Cucuteni-Siedlung.

Feldbegehung:  Raster nicht nur am Rechner

Für die Oberflächenprospektion wurde aufgrund der zu erwartenden Fundmengen die Rastermethode der Einzelfundeinmessung vorgezogen. Neben der Gewinnung von datierenden Funden soll dabei im Laufe der Maßnahme verstärkt auch der Fokus darauf gelegt werden, den Studierenden mehr Routine beim Einsatz des Tachymeters, aber auch des Satzes von Pythagoras zu verschaffen. Leider halten sich die Fundmengen aber bislang in engen Grenzen, da das für diese Jahreszeit ungewöhnlich trockene und warme Wetter zwar für die Magnetik perfekt ist, von abgeregneten Flächen aber natürlich nicht die Rede sein kann. Der für die nächste Woche angesagte Regen könnte hier allerdings zu steigende Fundmengen und vermehrte Flüche der Magnetikmannschaft führen.

Ferma de Vaci: Vorbereitung des drohnengestützten Geländemodells. C. Kruckenberg, F. Wanka BA und M. Trodler (von links) beim Auslegen der Bodenkontrollpunkte.
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Ferma de Vaci: Dr. E. Günther bei der Einmessung der Bodenkontrollpunkte.
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Ferma de Vaci: Endlich in der Luft, trotz starken Windes. Dr. C. Mischka unterweist F. Wanka BA, C. Kruckenberg und M. Trodler (von links) in die Befliegung mit der neuen Institutsdrohne.
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Ferma de Vaci: Währenddessen am Boden. Fundlese in 10x10m-Quadraten.
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Ferma de Vaci: Maßbänder zeigen die Einteilung des Fundplatzes in einzelne Quadranten.
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Ferma de Vaci: Prof. D. Mischka (gelbe Jacke) inmitten der Begehungsfunde.
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Ferma de Vaci: Vorbereitung des drohnengestützten Geländemodells. C. Kruckenberg, F. Wanka BA und M. Trodler (von links) beim Auslegen der Bodenkontrollpunkte.
Ferma de Vaci: Dr. E. Günther bei der Einmessung der Bodenkontrollpunkte.
Ferma de Vaci: Endlich in der Luft, trotz starken Windes. Dr. C. Mischka unterweist F. Wanka BA, C. Kruckenberg und M. Trodler (von links) in die Befliegung mit der neuen Institutsdrohne.
Ferma de Vaci: Währenddessen am Boden. Fundlese in 10x10m-Quadraten.
Ferma de Vaci: Maßbänder zeigen die Einteilung des Fundplatzes in einzelne Quadranten.
Ferma de Vaci: Prof. D. Mischka (gelbe Jacke) inmitten der Begehungsfunde.

 

Episode 9 – 10.03.2019

Erdwerke und ein dreifacher Fundplatz – Abschluss der ersten Rupea-Kampagne

Nach einer Woche harter Arbeit ging gestern die erste Prospektionskampagne in Rupea (Kreis Braşov, Rumänien) zu Ende. In dieser Zeit wurde der Fundplatz Rupea 7 vollständig begangen, und der nur wenige hundert Meter entfernt gelegene Platz Rupea 4 ebenfalls zu einem großen Teil. Zusätzlich zur Gradiometerprospektion wurden für beide Fundplätze Geländemodelle und eine Orthomosaikkartierung angefertigt. Dabei kam erstmals die neue Drohne des Institutes zum Einsatz.

Die Ergebnisse der Prospektion übertrafen letztlich noch die Erwartungen, die nach den ersten Tagen ohnehin schon hoch waren.Für Rupea 7 kann nun beispielsweise rekonstruiert werden, dass sich eine ovalförmig angelegte Siedlung und eine etwas höher am Hang gelegene, ungeordnete Siedlung überlagern. Eingefasst wird der besiedelte Bereich von einem Grabensystem.

Rupea 4 stellte sich als Ansammlung von drei kleineren Plätzen heraus. Auf dem Beginn des fast einen dreiviertel Kilometer langen Sporns konnte geomagnetisch ein größeres Steingebäude mit umgebenden Gruben festgestellt werden. Auf der Spitze des Sporns fand sich eine von einem massiven Grabenwerk eingefasste Siedlung. Die per GPS eingemessenen Sammelfunde von S. Gridan zeigen zudem eine weitere Siedlung zwischen diesen beiden, auf der Mitte des Sporns. Dieses Areal konnte aber leider aufgrund des landwirtschaftlichen Bearbeitungsstandes nicht prospektiert werden.

Den Sammelfunden nach könnte die mittlere Fundstelle am ehesten in die Starčevo-Körös-Criş -Kultur fallen, während das Erdwerk vermutlich eine Siedlung der Ariuşd -Kultur einfasst. Hier müssen aber intensivere Untersuchungen Klarheit schaffen, ebenso wie für das Steingebäude. Für dieses liegt kein Fundmaterial vor, aufgrund von Lage und Ortsgeschichte kann aber am ehesten wohl von einer mittelalterlichen Struktur ausgegangen werden.

C. Mischka beim UAV-Einsatz auf Rupea 4.
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Lage der beiden benachbarten Fundplätze Rupea 4 und 7. Die Bereiche mit Höhenlinien wurden per UAV kartiert.
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Ausnahmsweise auf Gras: G. Schafferer bei der Prospektion von Rupea 4.
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Normalzustand: Arbeit auf grob gepflügten Parzellen, noch im Mondschein.
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Wohlverdiente Pause, landestypisch natürlich mit einer Suppe am Fundplatz Rupea 7.
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Rupea 4: Ausschnitt aus dem Magnetogramm mit Erdwerksgräben und Pfostengebäuden.
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Rotlehmfragmente weisen auf weitere Hausbefunde im nicht begehbaren teil von Rupea 4 hin.
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Rupea 4: Geländemodell mit den drei unterschiedlichen Zonen des Fundplatzes. Rot: Steingebäude und Gruben; Blau: mutmaßliche Starcevo-Siedlung; Blassrosa: mutmaßliche Ariusd-Siedlung auf der Spitze des Sporns.
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Neben der Arbeit blieb noch Zeit für die historischen Sehenswürdigkeiten des Umlandes: Hier die Wehrkirche von Homorod.
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Auch Ziel der Exkursion: Die Festung von Rupea.
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Das Team: Von links: Dipl. Ing. Silviu Gridan M.A. (Brasov); Prof. Gheorghe Lazarovici (Cluj); Dr. Carsten Mischka und Georg Schafferer M.A. (UFG FAU).
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C. Mischka beim UAV-Einsatz auf Rupea 4.
Lage der beiden benachbarten Fundplätze Rupea 4 und 7. Die Bereiche mit Höhenlinien wurden per UAV kartiert.
Ausnahmsweise auf Gras: G. Schafferer bei der Prospektion von Rupea 4.
Normalzustand: Arbeit auf grob gepflügten Parzellen, noch im Mondschein.
Wohlverdiente Pause, landestypisch natürlich mit einer Suppe am Fundplatz Rupea 7.
Rupea 4: Ausschnitt aus dem Magnetogramm mit Erdwerksgräben und Pfostengebäuden.
Rotlehmfragmente weisen auf weitere Hausbefunde im nicht begehbaren teil von Rupea 4 hin.
Rupea 4: Geländemodell mit den drei unterschiedlichen Zonen des Fundplatzes. Rot: Steingebäude und Gruben; Blau: mutmaßliche Starcevo-Siedlung; Blassrosa: mutmaßliche Ariusd-Siedlung auf der Spitze des Sporns.
Neben der Arbeit blieb noch Zeit für die historischen Sehenswürdigkeiten des Umlandes: Hier die Wehrkirche von Homorod.
Auch Ziel der Exkursion: Die Festung von Rupea.
Das Team: Von links: Dipl. Ing. Silviu Gridan M.A. (Brasov); Prof. Gheorghe Lazarovici (Cluj); Dr. Carsten Mischka und Georg Schafferer M.A. (UFG FAU).

Episode 8 – 14.03.2019

Steinzeit im Schatten der Burg – Beginn der diesjährigen Transsilvanien-Kampagne

Noch bevor nächste Woche zwei Busse mit Studierenden und Dozierenden der Archäologischen Wissenschaften nach Rumänien aufbrechen, fiel schon gestern der Startschuss für die diesjährige Prospektionssaison. Ein Vorauskommando begann mit der Erforschung der neolithischen Siedlungslandschaft um Rupea in Transsilvanien.

Dr. Carsten Mischka und Georg Schafferer M.A. vom Institut für UFG der FAU begannen am Dienstag in Zusammenarbeit mit Prof. Gheorghe Lazarovici (Universität Cluj) und Dipl. Ing. Silviu Gridan M.A. (Bukarest) mit der Erschließung eines neuen Projektgebietes. Die Region um Rupea im Kreis Braşov ist als Durchgangsgebiet zwischen Transsilvanien und der osteuropäischen Ebene reich an Fundstellen vom Paläolithikum bis in die Neuzeit. Zudem steigerten Salzvorkommen schon zu urgeschichtlichen Zeiten die Attraktivität der Region. Allein in der Gemeinde Rupea sind bislang 12 archäologische Fundstellen bekannt. Besonders die reiche neolithische Besiedlungsgeschichte macht das Gebiet interessant als mögliches zukünftiges Vergleichsgebiet zur auf der Ostseite der Karpaten gelegenen Neamţ-Senke, die bereits intensiv durch das Erlanger Institut untersucht wird.

Am Beginn der zehntägigen Kampagne steht die geomagnetische Prospektion des Fundplatzes „Rupea 7“. Auf einem Sporn fanden sich hier bei Feldbegehungen und ersten Sondagegrabungen Überreste der frühneolithischen Starčevo-Körös-Criş-Kultur sowie der kupferzeitlichen Gruppen Petreşti und Ariuşd. Die Geomagnetik zeigt nun die Struktur der Siedlung mit an die hundert Behausungsbefunden in unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Fast fünf Hektar sind bereits prospektiert, ohne dass die Grenzen der Siedlung schon vollständig erfasst wären. Für die nächsten Tage sind also noch viele interessante Befunde zu erwarten. (C. Mischka)

Blick auf den Sporn mit dem Fundplatz Rupea 7.
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Vom UFG-Institut untersuchte neolithische Fundplätze in Rumänien (Stand 14.03.2019). Rupea liegt im Südosten Siebenbürgens. (Stand 14.03.2019)
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Blick auf den Fundplatz Rupea 7 vom UAV aus.
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C. Mischka, G. Schafferer und G. Lazarovici (von links) beim Zusammenbau des Gradiometers.
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Aufbau der DGPS-Basis. Im Hintergrund thront die berühmte Burg von Rupea (11. Jh.).
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C. Mischka und G. Schafferer auf schwierigem Geläuf im Schatten der Burg Rupea.
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C. Mischka und G. Schafferer bei der Datenauswertung im Feld.
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Blick auf den Sporn mit dem Fundplatz Rupea 7.
Vom UFG-Institut untersuchte neolithische Fundplätze in Rumänien (Stand 14.03.2019). Rupea liegt im Südosten Siebenbürgens. (Stand 14.03.2019)
Blick auf den Fundplatz Rupea 7 vom UAV aus.
C. Mischka, G. Schafferer und G. Lazarovici (von links) beim Zusammenbau des Gradiometers.
Aufbau der DGPS-Basis. Im Hintergrund thront die berühmte Burg von Rupea (11. Jh.).
C. Mischka und G. Schafferer auf schwierigem Geläuf im Schatten der Burg Rupea.
C. Mischka und G. Schafferer bei der Datenauswertung im Feld.

 

Episode 7 – 08.03.2019

Frühlingsanfang und Rückkehr mit Hindernissen – Das Osteuropa-Geomagnetik-Team ist zurück aus Rumänien und der Ukraine

Nach dem Abschluss der Arbeiten im Kreis Botoşani wurde das Quartier der Geomagnetik-Mannschaft nach Revakivtsi (nahe Tscherniwzi) in der Ukraine verlegt. Zusammen mit unserem Kooperationspartner vor Ort, Dr. Taras Traschuk wurden Flächen auf dem über 30 Hektar großen Fundplatz von Shypyntsi (dt.: Schipenitz) prospektiert. Dieser ist namensgebend für die Shypyntsi-Stufe der Trypilja-Kultur (Die Aufteilung in Cucuteni- und Trypilja-Kultur geht auf die politischen Grenzen der Neuzeit zurück).

Die Prospektion, bei der sich für das Plateau von Shypyntsi eine aufgelockerte Besiedlung mit mehreren Siedlungskernen abzuzeichnen scheint, musste allerdings abgebrochen werden, als plötzlich einsetzendes Tauwetter die ursprünglich noch halbmeterhohe Schneedecke innerhalb kürzester Zeit in eine durchgehende Fläche aus tiefgründigem Matsch verwandelte. Eine Rückkehr nach Shypyntsi ist aber fest geplant, nicht nur zur Fertigstellung der Prospektion, sondern auch zur Sondierung der zahlreichen, gleichzeitigen, im Umland gelegenen Fundstellen.

Den Abschluss der Reise bildete schließlich ein Motorschaden an unserem bis dahin so treuen Uni-Bus, der zur Reparatur in Budapest bleiben musste. Ein Mietwagen brachte das Team aber schließlich sicher nach Erlangen zurück, und auch der Bus konnte mittlerweile wieder – repariert – nach Erlangen zurückgebracht werden. In den kommenden Wochen heißt es nun, die gesammelten Daten auszuwerten und in den Kontext der bisherigen Projektergebnisse einzuordnen. Bereits jetzt steht jedoch fest, dass die Kampagne bedeutende Erkenntnisse zum Siedlungswesen der  Cucuteni-Trypilja-Kultur, aber auch zum Ausmaß der Entwicklung urbaner Infrastruktur in der römischen Provinz Dacia Superior erbracht hat.

Shypyntsi: Die mächtige Schneedecke erlaubt zum einen Schneefiguren beachtlicher Größe (im Vordergrund), erfordert aber auch den Einsatz spezieller Begehungstechnik (im Hintergrund).
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Shypyntsi: Ein alter LKW-Schlauch ermöglicht J.-C. Lau und M. Trodler die Nutzung des Gradiometers im Tiefschnee.
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Zwei Tage später ist der Spuk vorbei…
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… und bei Frühlingswetter geht die Arbeit weiter.
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Das Plateau von Shypyntsi von der Drohne aus gesehen.
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Das Team mit unserem ukrainischen Kollegen Dr. T. Traschuk (ganz links) in Revakivtsi.
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Der Bus bleibt zurück. Der Diesel ist dann doch noch ausgeflockt...
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Shypyntsi: Die mächtige Schneedecke erlaubt zum einen Schneefiguren beachtlicher Größe (im Vordergrund), erfordert aber auch den Einsatz spezieller Begehungstechnik (im Hintergrund).
Shypyntsi: Ein alter LKW-Schlauch ermöglicht J.-C. Lau und M. Trodler die Nutzung des Gradiometers im Tiefschnee.
Zwei Tage später ist der Spuk vorbei…
… und bei Frühlingswetter geht die Arbeit weiter.
Das Plateau von Shypyntsi von der Drohne aus gesehen.
Das Team mit unserem ukrainischen Kollegen Dr. T. Traschuk (ganz links) in Revakivtsi.
Der Bus bleibt zurück. Der Diesel ist dann doch noch ausgeflockt...

 

Episode 6 – 02.03.2018

Update von der Osteuropa-Prospektion

Die letzte Woche brachte einiges an neuen Eindrücken und Herausforderungen für das Prospektionsteam. Nach den beiden Wochen in Transsylvanien und den Subkarpaten wurde das Quartier in den Nordosten Rumäniens, nach Botoşani verlegt. Ein Besuch des dortigen Museums, insbesondere des Magazins und der Werkstätten, stimmte die Studierenden auf die Besonderheiten der Cucuteni-Keramik, aber auch des reichhaltigen Silexmaterials in diesem Gebiet ein.

Der Rest der Woche stand im Zeichen der Erforschung des aus alten Ausgrabungen bekannten Fundplatzes Draguşeni „Ostrov“, berühmt für zahlreiche anthropomorphe Keramikstatuetten sowie eine spezielle, ritzverzierte und bemalte Cucuteni A – Keramik. Mit einer Fläche von mehr als sieben Hektar sollte Draguşeni „Ostrov“ eigentlich ein idealer Platz sein, die innere räumliche Struktur einer Cucuteni A – Siedlung zu untersuchen. Allerdings wirkte sich die letzte, gesamteuropäische Kältewelle auch auf die lokalen Begehungsbedingungen aus: Temperaturen von bis zu -15°C, gepaart mit teilweise sehr starkem Wind zwang das Team zu extremen Anstrengungen.

Das Prospektionsergebnis – Ein doppeltes Grabenwerk, sowie zahlreiche, teilweise sehr große Hausbefunde – belohnte aber die Mühen. Auch eine geordnete geometrische Anordnung der Häuser scheint erkennbar. Dem Magnetikergebnis nach scheinen einige der Bauten, für die Cucuteni-Zeit eigentlich untypisch, unverbrannt zu sein. Fundamentgräben und mutmaßliche Pfostengruben lassen Rückschlüsse auf die innere Unterteilung der Gebäude zu.

Weniger erfolgreich war der Versuch, am Samstag die im letzten Jahr begonnene Prospektion in Mitoc „Paraul lui Istrate“ zu einem Ende zu bringen. Nachdem schließlich auch der Schneepflug, hinter dem das Team versuchte, durch einen Schneesturm hindurch die entlegen am Prut liegende Ortschaft zu erreichen, vor den teilweise meterhohen Schneeverwehungen kapitulieren und umkehren musste, war klar, dass dieses Projekt wohl doch auf den Sommer verschoben werden muss.

Nach einem Ruhetag in Botosani, inklusive eines Ausfluges zur nahegelegenen eisenzeitlichen Festung von Stancesti (5.-3. Jhd. v.Chr.) steht am Montag dann die letzte Etappe der Reise vor dem Rückweg nach Deutschland an: Nach einem Treffen mit Kollegen aus der Ukraine an der rumänisch-ukrainischen Grenze und einer hoffentlich reibungslosen Grenzquerung soll das Quartier nach Tscherniwzi verlegt werden. Von dort ist geplant, zunächst den Fundplatz Schypynzi zu untersuchen und darüber hinaus zu klären, ob sich diese Region zur Etablierung eines Vergleichsgebietes zur Neamţ-Senke bei Târgu Neamţ eignet. Das ab nächster Woche angesagte Tauwetter könnte diese Arbeiten allerdings zu einer äußerst schlammigen Angelegenheit machen…

Das Museum des Kreises Botoşani.
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Ein typisches Gefäß des Keramiktyps „Cucuteni A4“ vom Draguşeni-Typ. Eindeutiges Merkmal: Die Bemalung beschränkt sich auf die erhabenen Stellen zwischen den tief eingeschnittenen Rillen.
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Funde der Phase Cucuteni B im Magazin des Museums.
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Dr. A. Kovac vom Museum Botoşani gibt den Studierenden eine Einführung in die lokalen Formen der Cucuteni-Keramik.
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Draguşeni „Ostrov“. Blick vom Fundplatz in die Weite der Moldau.
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Draguşeni „Ostrov“. Mit eisigem Wind im Gesicht und Maßnahmenleiter Dr. C. Mischka im Nacken führen J.-C. Lau und M. Trodler die Prospektion fort.
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Draguşeni „Ostrov“. Bei der Arbeit.
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Draguşeni „Ostrov“. J.-C. Lau beim Bau eines Iglus für die Mittagspause.
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Fahrt nach Mitoc. Kurze Zeit später musste auch der Schneepflug aufgeben.
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Österreich-Ungarische Architektur im alten Zentrum von Botosani.
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Sozialistische Architektur in Botosani.
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M. Schaffer B.A. und J.-C. Lau vor den noch über fünf Meter hoch erhaltenen Wällen der Gaeto-dakischen Festung von Stancesti.
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Das Museum des Kreises Botoşani.
Ein typisches Gefäß des Keramiktyps „Cucuteni A4“ vom Draguşeni-Typ. Eindeutiges Merkmal: Die Bemalung beschränkt sich auf die erhabenen Stellen zwischen den tief eingeschnittenen Rillen.
Funde der Phase Cucuteni B im Magazin des Museums.
Dr. A. Kovac vom Museum Botoşani gibt den Studierenden eine Einführung in die lokalen Formen der Cucuteni-Keramik.
Draguşeni „Ostrov“. Blick vom Fundplatz in die Weite der Moldau.
Draguşeni „Ostrov“. Mit eisigem Wind im Gesicht und Maßnahmenleiter Dr. C. Mischka im Nacken führen J.-C. Lau und M. Trodler die Prospektion fort.
Draguşeni „Ostrov“. Bei der Arbeit.
Draguşeni „Ostrov“. J.-C. Lau beim Bau eines Iglus für die Mittagspause.
Fahrt nach Mitoc. Kurze Zeit später musste auch der Schneepflug aufgeben.
Österreich-Ungarische Architektur im alten Zentrum von Botosani.
Sozialistische Architektur in Botosani.
M. Schaffer B.A. und J.-C. Lau vor den noch über fünf Meter hoch erhaltenen Wällen der Gaeto-dakischen Festung von Stancesti.

 

Episode 5 – 19.02.2018

Alle reden vom Wetter – WIR NICHT! Neuigkeiten aus Rumänien

Seit mittlerweile zwei Wochen läuft die diesjährige Frühjahrskampagne zur Prospektion in Rumänien. Vier Studierende der archäologischen Wissenschaften, vom Erstsemester bis zur Masterstudentin, führen im Laufe dieser Expedition unter Anleitung von Dr. C. Mischka geomagnetische Prospektionen an römischen und neolithischen Fundstellen in Rumänien durch.

Während der ersten Woche der Maßnahme wurde zunächst die 2016 begonnene Untersuchung des römischen Fundplatzes in Razboieni-Cetate, nahe Alba Iulia (Transsilvanien) zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Die Überquerung der verschneiten Karpaten bot dann nicht nur pittoreske Ausblicke auf eine grandiose Landschaft, sondern auch einen Ausblick auf das Motto der nächsten Wochen der Maßnahme: Eis und Schnee!

Vom Quartier in Piatra-Neamţ aus arbeitete das Erlanger Team zusammen mit den Kollegen Dr. C. Preoteasa und Dr. V. Diaconu vom Complexul Muzeal Judeţean Neamţ an der Erforschung von insgesamt fünf Fundstellen der neolithischen/kupferzeitlichen Cucuteni-Kultur. Anstatt mit Matsch und Schlamm kämpften die Studierenden nun im Tiefschnee gegen den aus den weiten Ebenen Russlands und der Ukraine heran wehenden, eisigen Wind. Dafür konnten auf den bislang weitestgehend nur durch Oberflächenfunde bekannten Siedlungen zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden, so z.B. die drei Erdwerke von Ghindaoani und die zwei Siedlungskerne von Valea Seaca „Ferma de Vaci“, wo auch noch ein mutmaßlich bronzezeitlicher Tumulus entdeckt werden konnte.

Schneetreiben bei der Überquerung der Karpaten.
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Kartierung der im Frühjahr 2018 besuchten Fundplätze.
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Traian „Fantanilor“: Mittagspause im Feld mit Datenauslesen und Vorbereitung der dringend benötigten warmen Mahlzeit.
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Ghindaoani: Whiteout!
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Ghindaoani: I. Tasimova B.A. und M. Schaffer B.A. kämpfen gegen Schnee, Wind unf Relief.
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Valea Seaca „Ferma de Vaci“: Der Schnee verbirgt Dornengestrüpp und gepflügten Boden.
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Valea Seaca „Dealul Ciritei“: Universitätsfahrzeug in der Wegelosigkeit.
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Valea Seaca „Dealul Ciritei“: Zusammenbau des Magnetikgerätes mit dem Kollegen Dr. V. Diaconu (links).
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Valea Seaca „Dealul Ciritei“: Ein langer Anmarsch auf den Fundplatz.
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Traian „Fantanilor“: Dr. C. Preoteasa, M. Trodler und J.-C. Lau lassen sich auch von einem Schneesturm nicht von der Forschung abhalten.
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Traian „Fantanilor“: Die Forschungsarbeit im Sturm fordert ihren Tribut!
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Piatra Neamt: Ausflug am freien Tag zur Skistation über der Stadt. Im Hintergrund das Tal der Bistrita und die Subkarpaten.
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Schneetreiben bei der Überquerung der Karpaten.
Kartierung der im Frühjahr 2018 besuchten Fundplätze.
Traian „Fantanilor“: Mittagspause im Feld mit Datenauslesen und Vorbereitung der dringend benötigten warmen Mahlzeit.
Ghindaoani: Whiteout!
Ghindaoani: I. Tasimova B.A. und M. Schaffer B.A. kämpfen gegen Schnee, Wind unf Relief.
Valea Seaca „Ferma de Vaci“: Der Schnee verbirgt Dornengestrüpp und gepflügten Boden.
Valea Seaca „Dealul Ciritei“: Universitätsfahrzeug in der Wegelosigkeit.
Valea Seaca „Dealul Ciritei“: Zusammenbau des Magnetikgerätes mit dem Kollegen Dr. V. Diaconu (links).
Valea Seaca „Dealul Ciritei“: Ein langer Anmarsch auf den Fundplatz.
Traian „Fantanilor“: Dr. C. Preoteasa, M. Trodler und J.-C. Lau lassen sich auch von einem Schneesturm nicht von der Forschung abhalten.
Traian „Fantanilor“: Die Forschungsarbeit im Sturm fordert ihren Tribut!
Piatra Neamt: Ausflug am freien Tag zur Skistation über der Stadt. Im Hintergrund das Tal der Bistrita und die Subkarpaten.

Der Sonntag war für das Team ein mehr als wohlverdienter Ruhetag in Piatra Neamt, doch Montag geht es weiter, dem Winter entgegen: Nach einer Woche im Landkreis Botoşani am Prut, in den sanften Hügeln des Grenzlandes der EU zur Republik Moldau ist geplant, anderthalb Wochen lang Cucuteni-zeitliche Siedlungen in der ukrainischen Region Galizien zu erforschen, um einen Vergleichsdatensatz zu den in Rumänien gewonnenen Daten zu erarbeiten. Von Temperaturen über dem Gefrierpunkt werden die Gefährten auch dort nur träumen können, hoffentlich allerdings trotzdem neue Einblicke in bislang weitestgehend unbekannte Fundorte erarbeiten.

 

Episode 4 – 26.08.2017

Ausgrabungskampagne in Scanteia 2017

Zum zweiten Mal nach 2016 startete auch dieses Jahr eine Ausgrabungskampagne in Scânteia (Kr. Iasi, Rumänien). Die Maßnahme, an der 15 Studierende, Angestellte und Dozenten der FAU, verstärkt durch zwei Studentinnen der Universitäten Münster und Wien teilnehmen,  steht unter der Leitung von Prof. Dr. D. Mischka in Kooperation mit Prof. Dr. M. Lazarovici. Scanteia liegt im äußersten Osten Rumäniens, nur 30 Kilometer von der Außengrenze der EU entfernt und schon 2015 prospektierte hier ein Team der UFG die dortige Siedlung der Cucuteni-A3-Periode (ca. 4200 v. Chr.), im Sommer 2016 startete die Ausgrabung in Kooperation mit dem Archäologischen Institut der rumänischen Akademie, Außenstelle Iasi. Diese konzentrierte sich auf einen verbrannten Hausbefund, der im letzten Jahr allerdings nicht vollständig ausgraben werden konnte.

Fortführung der Arbeiten am Hausbefund

Zu Beginn der aktuellen Kampagne wurde zunächst der teilweise verfüllte Schnitt wieder freigelegt und der Arbeitsstand des letzten Jahres wieder hergestellt. Anschließend nahm Prof. Dr. G. Lazarovici den Abbau der Rotlehmpackung wieder auf, wobei auch Erlanger Studenten in diese in Mitteleuropa relativ unbekannte Technik eingewiesen werden. Dabei werden die Fragmente des verbrannten Hauses wieder „zusammengepuzzelt“ und per SFM in dreidimensionale Modelle überführt. Mittlerweile ist ein Großteil des Hauses abgetragen und die Hinweise auf eine mehrstöckige Konstruktion, beispielsweise Öfen und große Vorratsgefäße unter einer Bodenkonstruktion mehren sich.

Ein Rinderschädel und Tausende von Scherben

Im Osten des Hauses wurde der Schnitt erweitert, um zu klären, ob es sich bei den im letzten Jahr dort am Schnittrand aufgefundenen Befund tatsächlich um ein weiteres, stratigraphisch überlagertes Haus handelt. Dabei kam aber zunächst kein Hausbefund zutage, sondern eine über ca. 60m² ausgedehnte Packung hauptsächlich aus Keramikscherben und Mahlsteinresten. Die Schicht ist teilweise 30cm mächtig, zudem deuten sich beim derzeitigen Arbeitsstand mindestens zwei tiefe Gruben unter ihr an. Neben mehreren Tausend größtenteils bemalten Keramikscherben fanden sich in dieser momentan als Abfallzone zu deutenden Schicht auch zahlreiche anthropomorphe und zoomorphe Statuetten sowie ein vollständiger Rinderschädel mit Hörnern. Erst gestern wurden dann auch Hinweise auf Keramikbrennöfen gefunden – mehrere große Fragmente von Lochtennen, die zu mindestens zwei Öfen gehören, wurden aus der Scherbenschicht geborgen.

hier geht es zum TV-Beitrag, Bereich ca. 33:40 bis 35:40 Minute

Geomagnetik einer Dakerfestung

Parallel zur Grabung prospektierte I. Tasimova B.A. gemeinsam mit dem rumänischen Kollegen Dr. A. Bersovean (Arch. Institut, Akademie Iasi) die dakische (eisenzeitliche) Höhensiedlung von Tibana (Kr. Iasi), von der auch Cucuteni-Keramik bekannt ist, mit dem Gradiometer. Obwohl die zentralen Bereiche des Fundplatzes noch mit Mais bestanden waren, konnte mindestens zwei mutmaßliche Cucuteni-Hausbefunde sowie eine kreisförmige Struktur festgestellt werden, die entweder als Grabhügel, aufgrund des Kontextes jedoch wahrscheinlicher als dakische Kultanlage zu deuten sind. Ausgrabungen unter der Leitung von A. Bersovean sind noch für diesen September geplant und werden in diesem Punkt für Klarheit sorgen.

 

Der Ausgrabungsschnitt auf dem Dealul (Hügel) Bodesti von der Drohne aus gesehen. Im Hintergrund das Dorf Scanteia
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Öffnen des Schnittes aus dem letzten Jahr.
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Säubern der Rotlehmpackung von Haus 14.
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M. Rodens B.A. und B. Praschl B.A. beim „zusammenpuzzeln“ eines Fußboden-Sektors.
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Das Scherbenpflaster.
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Der Rinderschädel in Fundlage.
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Die Fundmenge eines Tages. Ehrlich!
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Ein verziertes Gefäß nach dem Säurebad.
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Drei Statuetten – Zwei Frauen und ein Mann.
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Die Männerstatuette.
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Frauenstatuette mit Resten schwarzer Bemalung.
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Es geht weiter! Das Scherbenpflaster ist abgetragen und unter ihm werden weitere Befunde erwartet.
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Tibana (Kr. Iasi): Blick vom Cucuteni/Daker-Fundplatz herunter in das Tal.
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I. Tasimova B.A. und Dr. A. Bersovean bei der Prospektion
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Der Ausgrabungsschnitt auf dem Dealul (Hügel) Bodesti von der Drohne aus gesehen. Im Hintergrund das Dorf Scanteia
Öffnen des Schnittes aus dem letzten Jahr.
Säubern der Rotlehmpackung von Haus 14.
M. Rodens B.A. und B. Praschl B.A. beim „zusammenpuzzeln“ eines Fußboden-Sektors.
Das Scherbenpflaster.
Der Rinderschädel in Fundlage.
Die Fundmenge eines Tages. Ehrlich!
Ein verziertes Gefäß nach dem Säurebad.
Drei Statuetten – Zwei Frauen und ein Mann.
Die Männerstatuette.
Frauenstatuette mit Resten schwarzer Bemalung.
Es geht weiter! Das Scherbenpflaster ist abgetragen und unter ihm werden weitere Befunde erwartet.
Tibana (Kr. Iasi): Blick vom Cucuteni/Daker-Fundplatz herunter in das Tal.
I. Tasimova B.A. und Dr. A. Bersovean bei der Prospektion

Episode 3 – 24.03.2017

Prospektionsteam nach erfolgreicher Kampagne zurück aus Rumänien

Nach vier Wochen Feldarbeit im März ist das Team der diesjährigen Rumänien-Frühjahrskampagne wieder nach Erlangen zurückgekehrt. Während dieses Praktikums führten die Studenten F. Gapp, B. Praschl, M. Schaffer B.A. und F. Wanka unter der Leitung von Dr. C. Mischka geomagnetische Prospektionen sowie Drohnenbefliegungen zur Geländemodellerstellung an insgesamt 12 Fundplätzen durch.

Römisches Lager und neolithische Häuser in Transsilvanien

Das Erste Ziel war Războieni-Cetate im Kreis Alba (Transsilvanien), dem ehemaligen Standort der dort inschriftlich belegten Ala I batavorum. Nahezu der gesamte römische Fundplatz ist heute noch unüberbaut und so konnte fast das gesamte Kastell sowie ein Großteil der zugehörigen Zivilsiedlung (vicus) untersucht werden. Näheres hierzu auf der Projekseite Războieni-Cetate

Ebenfalls im Kreis Alba wurde die bereits 2015 begonnene Prospektion des neolithischen Fundplatzes „Lumea Noua“ im Stadgebiet von Alba Iulia fortgesetzt. Dabei konnten erstmals an diesem Platz Spuren verbrannter Hausgrundrisse sowie eines den Fundplatz begrenzenden Grabensystems festgestellt werden.

Cucuteni und Precucuteni in der Moldau

Nach der Überquerung der Karpaten wurden die seit 2015 laufenden Arbeiten zur Precucuteni- und Cucuteni-Kultur in der Moldau fortgesetzt. Ziel der Aktivitäten ist die Untersuchung des Siedlungswesens dieser Zeit in einem Transsekt von den Subkarpaten bis hin in die moldawische Ebene.

Erster Teil dieses Vorhabens ist die möglichst vollständige diachrone Aufnahme der neolithischen und kupferzeitlichen Fundplätze in der Neamț-Senke im nördlichen Kreis Neamț. Dafür wurden dort dieses Frühjahr die vier Precucuteni-Fundplätze Tolici, Săcălușești, Topolița „La Ilioi“ und Topolița „Nordwest“prospektiert. Die Ergebnisse zeigen die für diese Region typischen, nur selten über ein bis zwei Hektar großen, teilweise von Grabenwerken eingefassten Siedlungen. Die Anzahl der Hausbefunde reicht dabei von einigen wenigen bis zu über 30 Stück. Zusätzlich wurde noch der forschungsgeschichtlich wichtige Fundplatz Traian „Dealul Viei“ in der Nähe von Piatra Neamț selbst begangen.

Den zweiten Teil der Arbeiten am Transsekt Karpaten-Moldau bildete die Intensivierung der ebenfalls seit 2015 laufenden Arbeiten im Kreis Iași. Dort konnte die im letzten Jahr durch unsere rumänischen Kooperationspartner neu entdeckte Siedlung Dobrovăț begangen werden. Zwar liegt der Platz zum größten Teil in einem Wald, allerdings konnten trotzdem noch einige linear angeordnete Häuser am Waldrand nachgewiesen werden. Dobrovăț fällt in die Cucuteni A3-Periode und ist damit zeitglich zum nur wenige Kilometer entfernten Fundplatz Scânteia, dessen Ausgrabung durch unser Institut in diesem Sommer weitergeführt werden soll.

Neu hinzugekommen ist die Kooperation mit dem Museum im Kreis Botoșani. Am Ufer des Grenzflusses Prut wurden die beiden Fundplätze Mitoc „Valealui Stan“ und „Pârâul lui Istrate“ untersucht. Dabei ist letzterer von besonderem Interesse, da er chronologisch unmittelbar am Übergang von der Precucuteni- zur Cucuteni-Kultur liegt. Auf ca. fünf Hektar Siedlungsfläche konnten hier über 80 Hausgrundrisse sowie ein Grabenwerk festgestellt werden.

Mittelalterlicher Exkurs – Die Festungen von Ştefan cel Mare

Neben den Arbeiten zum Neolithikum wurden die Aufgaben des Teams in der Moldau noch durch die Prospektion der Festung in Gâdinți aus dem späten 15. Jhd. ergänzt. Nahe der Stadt Roman befand sich dort ehemals die größte Festung des moldawischen Fürsten Ştefan cel Mare. Ebenfalls in diese Zeit fällt die mittlerweile restaurierte Festung „Cetatea Neamț“ in Târgu Neamț. Dort führten B. Praschl und F. Wanka Befliegungen mit dem UAV durch, um per Structure-from-Motion ein dreidimensionales Modell dieser beeindruckenden Anlage zu erstellen.

Virtueller Rundflug um das aus den UAV-Bildern erzeugte 3D-Modell der Festung Neamţ.
Virtueller Rundflug um das aus den UAV-Bildern erzeugte 3D-Modell der Festung Neamţ.

 

bersicht über die im Frühjahr 2017 untersuchten Fundplätze. 1: Războieni-Cetate; 2: Lumea Noua; 3: Cetatea Neamț; 4: Gâdinți; 5: Traian „Dealul Viei“; 6: Ţolici „În Cimitir / Şipot-Mohorâtu“ 7: Săcălușești „Dealul Valea Seacă“; 8: Topolița „La Ilioi“; 9: Topolița „La nord-vest de sat“ 10: Dobrovăț; 11: Mitoc „Valea lui Stan“; 12: Mitoc „Pârâul lui Istrate“
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Übersicht über die Lage der Fundplätze in der Neamț-Senke.
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Traian „Dealul Viei“. Jenseits der Karpaten bringt ein Wetterwechsel Neuschnee und schwere Bodenbedingungen.
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Ţolici „În Cimitir / Şipot-Mohorâtu“. Kooperationspartner: Gemeinsam bringen C. Preoteasa (Complexul Muzeal Județean Neamț, Cucuteni-Museum), V. Diaconu (Museum Târgu Neamț) und C. Mischka (UFG FAU) das Gradiometer auf den Fundplatz.
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Topolița „La nord-vest de sat“. Die Festung Cetatea Neamț wacht über allen Fundplätzen in der Neamț-Senke.
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Topolița „La nord-vest de sat“. Noch auf dem Feld prozessiert F. Wanka die Messergebnisse des Tages. Gespannt warten währenddessen die Kommilitonen und die rumänischen Kollegen auf das Ergebnis.
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Dobrovăț. Nur mit dem Traktor kommt das Team zum Fundplatz.
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Dobrovăț. Als empfindlichstes Mitglied des Teams bekommt der Tachymeter auf dem Transport als einziger einen warmen, gefederten Sitzplatz.
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Mitoc „Pârâul lui Istrate“. Der Fundplatz liegt auf einem Geländesporn direkt am Prut, der hier die Grenze Rumäniens zur Republik Moldau und damit auch die Außengrenze der EU bildet.
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Mitoc „Pârâul lui Istrate“. Morgenstimmung am Rand der EU.
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Mitoc „Pârâul lui Istrate“. Ausschnitt aus dem Magnetogramm. Gut erkennbar sind vier Reihen verbrannter Häuser und das Grabenwerk.
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Drohneneinsatz 1: B. Praschl beginnt die Erstellung eines Geländemodells des Fundplatzes Săcălușești „Dealul Valea Seacă“.
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Drohneneinsatz 2: F. Wanka auf dem höchsten Turm der Festung bei der Erstellung des 3D-Modells von Cetatea Neamț.
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Drohneneinsatz 3: Luftbild von Cetatea Neamț. Gut erkennbar ist die zentrale Festung, die erweiterten Bastionen aus der Zeit von Ştefan cel Mare sowie der über eine Brücke geführte Zugang. Im Hintergrund: Die Neamț-Senke.
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Das Team mit dem Herren der Moldau: F. Gapp, M. Schaffer, F. Wanka, B. Praschl und C. Mischka zusammen mit C. Preoteasa (CMJN) und Ş. cel Mare.
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bersicht über die im Frühjahr 2017 untersuchten Fundplätze. 1: Războieni-Cetate; 2: Lumea Noua; 3: Cetatea Neamț; 4: Gâdinți; 5: Traian „Dealul Viei“; 6: Ţolici „În Cimitir / Şipot-Mohorâtu“ 7: Săcălușești „Dealul Valea Seacă“; 8: Topolița „La Ilioi“; 9: Topolița „La nord-vest de sat“ 10: Dobrovăț; 11: Mitoc „Valea lui Stan“; 12: Mitoc „Pârâul lui Istrate“
Übersicht über die Lage der Fundplätze in der Neamț-Senke.
Traian „Dealul Viei“. Jenseits der Karpaten bringt ein Wetterwechsel Neuschnee und schwere Bodenbedingungen.
Ţolici „În Cimitir / Şipot-Mohorâtu“. Kooperationspartner: Gemeinsam bringen C. Preoteasa (Complexul Muzeal Județean Neamț, Cucuteni-Museum), V. Diaconu (Museum Târgu Neamț) und C. Mischka (UFG FAU) das Gradiometer auf den Fundplatz.
Topolița „La nord-vest de sat“. Die Festung Cetatea Neamț wacht über allen Fundplätzen in der Neamț-Senke.
Topolița „La nord-vest de sat“. Noch auf dem Feld prozessiert F. Wanka die Messergebnisse des Tages. Gespannt warten währenddessen die Kommilitonen und die rumänischen Kollegen auf das Ergebnis.
Dobrovăț. Nur mit dem Traktor kommt das Team zum Fundplatz.
Dobrovăț. Als empfindlichstes Mitglied des Teams bekommt der Tachymeter auf dem Transport als einziger einen warmen, gefederten Sitzplatz.
Mitoc „Pârâul lui Istrate“. Der Fundplatz liegt auf einem Geländesporn direkt am Prut, der hier die Grenze Rumäniens zur Republik Moldau und damit auch die Außengrenze der EU bildet.
Mitoc „Pârâul lui Istrate“. Morgenstimmung am Rand der EU.
Mitoc „Pârâul lui Istrate“. Ausschnitt aus dem Magnetogramm. Gut erkennbar sind vier Reihen verbrannter Häuser und das Grabenwerk.
Drohneneinsatz 1: B. Praschl beginnt die Erstellung eines Geländemodells des Fundplatzes Săcălușești „Dealul Valea Seacă“.
Drohneneinsatz 2: F. Wanka auf dem höchsten Turm der Festung bei der Erstellung des 3D-Modells von Cetatea Neamț.
Drohneneinsatz 3: Luftbild von Cetatea Neamț. Gut erkennbar ist die zentrale Festung, die erweiterten Bastionen aus der Zeit von Ştefan cel Mare sowie der über eine Brücke geführte Zugang. Im Hintergrund: Die Neamț-Senke.
Das Team mit dem Herren der Moldau: F. Gapp, M. Schaffer, F. Wanka, B. Praschl und C. Mischka zusammen mit C. Preoteasa (CMJN) und Ş. cel Mare.

Weitere Schritte

Die Reise war somit nicht nur wissenschaftlich ein voller Erfolg. Durch die Arbeit vor Ort und den Kontakt mit den rumänischen Kollegen boten sich den Teilnehmern zudem eine intensive Ausbildung an den technischen Geräten des UFG-Institutes, sowie ein tiefer Einblick in die osteuropäische Archäologie. Weitere Maßnahmen sind bereits geplant, um die Zusammenarbeit mit den rumänischen Kollegen weiter zu intensivieren und noch mehr Studenten die Gelegenheit zu bieten, an den Auslandsprojekten des Institutes teilzunehmen. So steht für den Sommer die nächste Ausgrabungskampagne in Scânteia an, und auch die geomagnetischen Prospektionen werden parallel dazu weitergeführt werden.

Kooperationspartner

Die Kooperationspartner vor Ort waren das Archäologische Institut der Rumänischen Akadamie der Wissenschaften, Außenstelle Iasi (Prof. A. Rubel, Dr. M. Lazarovici, Dr. A. Bersovean), Dr. Rada Varga (Babes-Bolyai Universität Cluj), das archäologische Institut der Universität „1. Dezember“ in Alba Iulia (Prof. M. Gligor), der Complexul Muzeal Județean Neamț mit dem Cucuteni-Museum (Dr. C. Preoteasa) und dem Museum für Geschichte und Ethnographie Târgu Neamț (Dr. V. Diaconu) und das Muzeul Județean Botoşani (Dr. A. Kovacs).

 

Episode 2 – 19.08.2016

Grabung Scânteia

Überlagernde Häuser
In Scânteia (Kreis Iaşi) wurde in Zusammenarbeit mit Dr. C.-M. Lazarovici (Institut für Archäologie Iaşi) sowie Prof. Dr. G. Lazarovici mit Haus 14 ein ungewöhnlich gut erhaltener Befund eines verbrannten Hauses aus der Cucuteni-A3-Phase ergraben. Zunächst wurde die Rotlehmpackung komplett freipräpariert, wobei sich herausstellte, dass Haus 14 am östlichen Schnittrand ein weiteres Haus, Nr. 15 überlagert. Aufgrund der mit 60-80cm sehr mächtigen Sedimentauflage war dies anhand der 2015 gemachten Geomagnetik nicht ohne weiteres erkennbar. Die auf Basis des Magnetogramms bisher angenommene Anzahl von 40 Hausbefunden in Scânteia stellt damit wohl nur eine absolute Untergrenze der tatsächlich im Boden befindlichen Bauten dar.

Wände, Fußböden und Pfostenspuren
Nach der Freilegung der Rotlehmpackung wurden in einem Viertel des Hauses 14 zunächst die zur verstürzten Wand gehörenden Bruchstücke abgenommen und in ihrer ursprünglichen Lage entsprechend wieder nebeneinander angeordnet. So ergibt sich ein detailliertes Bild des Wandaufbaus.

Analog wurde nach Einzeleinmessung aller auf ihm befindlicher Fundstücke der Fußboden entnommen und wieder „zusammengepuzzelt“. Die Dokumentation erfolgte dabei sowohl zeichnerisch als auch mitels dreidimensionaler Modellerstellung per SFM. Das Ergebnis zeigt eine von der in der Cucuteni-Zeit in der Moldau eigentlich üblichen Bautechnk abweichende Konstruktion des Bodens.  Diese für Fußböden ungewöhnliche Technik, sowie die unter dem Boden liegenden, nur schwach verziegelten Feuerstellen und Reste großer Gefäße weisen unter Umständen auf darauf hin, dass hier nicht der Fußboden des Erdgeschosses, sondern möglicherweise der Boden eines Zwischengeschosses vorliegt. Hier kann allerdings nur die Ausgrabung auch der übrigen Teile des Hauses Klarheit schaffen.

Unter der Rotlehmpackung wurden schließlich die Überreste mutmaßlicher Pfostenspuren aufgedeckt, die Hinweise auf die tragende Konstruktion des Gebäudes geben können.

Tausende von Funden
Entsprechend dem aus Cucuteni-Siedlungen bekanntem Muster erbrachte auch Haus 14 Funde in einer Menge und Qualität, wie sie auf neolithischen Grabungen in Deutschland kaum vorstellbar sind. Mehrere Tausend häufig mehr als handtellergroße Scherben hartgebrannter, polychrom bemalter Keramik zeugen vom enormen Formenschatz der Cucuteni-Keramik. Allerdings mussten die Scherben aufgrund der anhaftenden Kalkablagerungen zunächst einer intensiven Behandlung mit Zitronensäure unterzogen werden, um die Bemalung wieder erkennbar zu machen. Teilweise waren vier bis fünf Leute allein für dieses Prozedere im Innendienst gebunden.

Außer der Gefäßkeramik wurden noch einige anthropomorphe Figurinen von bis zu 25cm Größe sowie auch ein zoomorphes Idol gefunden. Zahlreiche Mahl- und Schleifsteine aus Felsgestein sowie einige wenige Silex- und Kupferartefakte vervollständigen das Fundensemble.

Die Funde selbst wurden teilweise direkt nach der Reinigung statistisch erfasst. Besondere Funde – Gefäße, Statuetten aber auch besonders aussagekräftige Bauelemente aus Rotlehm wurden dann noch in Scânteia von N. Bößl gezeichnet und mittels SFM in 3D-Modelle überführt.

Überblick über die im Sommer 2016 bearbeiteten Fundplätze.
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Suche nach dem ersten Eckpunkt der Grabung.
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Vorsichtiger Anfang: Anlage einer Sondage im Bereich von Haus 14.
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Prof. G. Lazarovici beim Freipräparieren der Rotlehmpackung mit dem Staubsauger.
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Die Befundtiefe ist geklärt – Erweiterung des Schnittes auf seine endgültige Größe.
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Besuch 1: D. Mischka, M. und G. Lazarovici besprechen mit dem orthodoxen Priester von Scânteia die Ergebnisse der Prospektion in Sasova.
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Besuch 2: N. Langer hält ein wachsames Auge auf eine vorbeiziehende Schafsherde.
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Der erste Befund! Nach 60 cm ist die Oberfläche der Rotlehmpackung erreicht.
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Freilegen der Rotlehmpackung auf der gesamten Fläche.
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Währenddessen am See: M. Scheller beim waschen und katalogisieren der Funde.
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Funde vor…
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…und nach der Behandlung mit Zitronensäure.
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Nur ein kleiner Teil der Tagesausbeute.
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Das erste zoomorphe Idol!
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Arbeit an der Lehmpackung in Planum 1.
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Die Lehmpackung ist auf Planum 1 freigelegt.
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B. Praschl und G. Lazarovici beim Abnehmen der Wandfragmente. Im Vordergrund die wieder zusammengesetzten Wandpartien.
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Währenddessen wird Haus 15 freigelegt.
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Mittlerweile ist der Schnitt ca. 4/5 Mischka tief.
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S. Honcu (weißer Hut) mit einem Grabungsarbeiter beim „zusammenpuzzeln“ des Fußbodens.
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Ein Teil des Ergebnisses: Rotlehm mit Abdrücken eines rechtwinkligen Brettermusters.
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Arbeitsstand: Haus 15 im Vordergrund am Schnittrand und Haus 14.
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Pfostenreihe unterhalb des Rotlehms.
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Grabungsende: Abtransport der Bohlen mit einem landestypischen Transportmittel.
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Danke an das Team!
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Überblick über die im Sommer 2016 bearbeiteten Fundplätze.
Suche nach dem ersten Eckpunkt der Grabung.
Vorsichtiger Anfang: Anlage einer Sondage im Bereich von Haus 14.
Prof. G. Lazarovici beim Freipräparieren der Rotlehmpackung mit dem Staubsauger.
Die Befundtiefe ist geklärt – Erweiterung des Schnittes auf seine endgültige Größe.
Besuch 1: D. Mischka, M. und G. Lazarovici besprechen mit dem orthodoxen Priester von Scânteia die Ergebnisse der Prospektion in Sasova.
Besuch 2: N. Langer hält ein wachsames Auge auf eine vorbeiziehende Schafsherde.
Der erste Befund! Nach 60 cm ist die Oberfläche der Rotlehmpackung erreicht.
Freilegen der Rotlehmpackung auf der gesamten Fläche.
Währenddessen am See: M. Scheller beim waschen und katalogisieren der Funde.
Funde vor…
…und nach der Behandlung mit Zitronensäure.
Nur ein kleiner Teil der Tagesausbeute.
Das erste zoomorphe Idol!
Arbeit an der Lehmpackung in Planum 1.
Die Lehmpackung ist auf Planum 1 freigelegt.
B. Praschl und G. Lazarovici beim Abnehmen der Wandfragmente. Im Vordergrund die wieder zusammengesetzten Wandpartien.
Währenddessen wird Haus 15 freigelegt.
Mittlerweile ist der Schnitt ca. 4/5 Mischka tief.
S. Honcu (weißer Hut) mit einem Grabungsarbeiter beim „zusammenpuzzeln“ des Fußbodens.
Ein Teil des Ergebnisses: Rotlehm mit Abdrücken eines rechtwinkligen Brettermusters.
Arbeitsstand: Haus 15 im Vordergrund am Schnittrand und Haus 14.
Pfostenreihe unterhalb des Rotlehms.
Grabungsende: Abtransport der Bohlen mit einem landestypischen Transportmittel.
Danke an das Team!

Geomagnetik 2016

Parallel zu den Grabungsarbeiten wurden an sieben verschiedenen Fundorten Prospektionen mit dem Gradiometer durchgeführt. Mehrere archäologische Epochen konnten abgedeckt werden.

In Războieni-Cetate (Kreis Alba) wurden Testflächen im Bereich der Zivilsiedlung (vicus) des dortigen römischen Kastells begangen. Der Fundplatz in Siebenbürgen, dessen Untersuchung gemeinsam mit der Universität Alba Iulia erfolgte, passt sich somit in die lange Reihe der Forschungen unseres Institutes Welterbe Limes ein. Obwohl es sich hier eher um eine „Machbarkeitsstudie“ handelte und der Stand der Ernte nur kleine Prospektionsflächen zuließ, zeigen die Funde von Kellern und Gruben sowie eines mehrräumigen Steinbaus das Potential des Fundplatzes auf. Wenn irgend möglich, soll die Vervollständigung des Magnetogramms erfolgen, bei über 45 Hektar Fläche eine Aufgabe für zahlreiche Geländepraktika in den nächsten Jahren!

In eine ähnliche Zeitstellung fällt der Fundplatz Pâncești (Keis Bacău). Zusammen mit Kollegen des Institut für Archäologie Iaşi sowie in Kooperation mit dem  Muzeul Iulian Antonescu in Bacău, mit dem wir schon 2015 im Rahmen der Prospektion Cucuteni-zeitlicher Fundorte zusammenarbeiten, wurde hier die Außensiedlung  der bedeutenden geto-dakischen Höhenbefestigung Răcătău prospektiert. Diese liegt auf einer Lößterrasse unmittelbar oberhalb des Lacul Berești, eines Stausees am Siret und ist in den nicht mit Wald bestandenen Arealen nahezu vollständig ausgegraben. Die Außensiedlung ist hingegen bislang weitgehend unerforscht. Während der Prospektionsarbeiten konnte der Kollege Dr. S. Honcu zahlreiche Keramikfunde machen, darunter unter anderem auch Reste importierter Amphoren aus dem Schwarzmeergebiet.

Leider waren auch hier die begehbaren Flächen sehr klein. Grubenbefunde und ein mutmaßlicher Pfostenbau  zeigen aber, dass wir auch hierhin wohl noch einmal zurückkommen müssen, um erstmals vielleicht das Bild einer kompletten dakischen Siedlung zu bekommen.

In die Spätantike fällt die Nekropole der Santana-de-Mureş-Kultur von Strunga (Kreis Iaşi). Hier wurden bei der Anlage eines Weinberges Gräber aufgedeckt, und schon beim Weg zur Fläche stößt man auf teilweise freierodierte Schädelkalotten im Feldweg. Die flachen, kleinen Körpergräber dieser Epoche stellen aber für die Geomagnetik kaum geeignete Ziele dar, so dass es nicht überraschend ist, dass das Magnetogramm keine archäologisch zu deutenden Anomalien enthält.

Der jüngste untersuchte Fundort ist Sasova (Kreis Vaslui). Auf eine Anfrage des orthodoxen Priesters von Scânteia hin wurde hier der vermutete Standort einer katholischen Kirche aus dem Hochmittelalter überprüft. Dieser Bau steht im Zusammenhang mit der damaligen Ausweitung des Siedlungsgebietes der in Siebenbürgen angesiedelten deutschen Bevölkerungsgruppe in die Gebiete jenseits der Karpaten. Die örtlichen Bauern berichteten von großen Steinplatten, die sie gefunden hätten, so dass der Verdacht nahe lag, die um die Kirche herum angelegten Gräber würden angepflügt. Im Magnetogramm konnten schließlich die Fundamentreste eines ca. 13x6m großer Baus mit Apsis im Osten nachgewiesen werden, so dass die ehemalige katholische Kirche von Sasova nun mit großer Wahrscheinlichkeit als lokalisiert gelten kann.

Der Schwerpunkt der Geomagnetik lag selbstverständlich jedoch auf Siedlungen der Cucuteni-Periode.

Der Fundplatz Văleni – Cetăţuia (Kreis Neamt; Funde aus der Precucuteni-Phase sowie aus Cucuteni A und B)  liegt im Stadgebiet von Piatra-Neamţ und ist zum Teil durch – heute noch im Gelände sichtbare – Stellungen aus dem 2. Weltkrieg überprägt. Zwischen diesen konnten auf kaum einem Hektar Begehungsfläche aber trotzdem noch die Spuren von mindestens 13 verbrannten Häusern und zahlreichen großen Grubenbefunden festgestellt werden. Untypisch für Cucuteni-Fundplätze ist das fehlende Grabensystem, was allerdings auf die Sonderlage von Valeni auf einer ehemaligen Insel in der Bistritz zurückzuführen sein könnte.

Der zweite Fundplatz der 2016 im Zuge der Kooperatiosvereinbarung unseres Institutes mit dem Complexul Muzeal Judeţean Neamţ untersucht wurde, ist Ghelăieşti – Dealul Nedeea (Cucuteni A-B und B). Untypisch für die ansonsten relativ kleinen Fundplätze in den Subkarpaten handelt es sich hier um eine fast 7 Hektar große Siedlung. Das durch Ausgrabungen nahezu vollständig untersuchte allerdings weitgehend unpublizierte Zentrum des Fundplatzes ragt auf einer Halbinsel in einen Stausee hinein. Wesentlich interessanter ist jedoch der Teil des Siedlung, der sich in die benachbarte Hochfläche hinein ausdehnt: Mindestens zwei konzentrische Grabensysteme fassen eine Siedlung ein, in der die Häuser in Reihen nebeneinander stehen. Diese Reihen greifen in radialen Strahlen vom Zentrum auf der Halbinsel in die Ebene aus. Diese Anordnung entspricht den (allerdings deutlich größeren) Siedlungen der Tripolje-Kultur in der Republik Moldau und der Ukraine, ist aber auch mit etwas früheren Fundplätzen in Siebenbürgen zu vergleichen. Ghelăieşti könnte somit ein Bindeglied zwischen diesen beiden durch die Karpaten getrennten Regionen darstellen.

Den Abschluss der Prospekionsarbeiten stellt die Begehung des Fundplatzes Părhăuţi-Muncel (Kreis Suceava) in der Bucovina dar. Die Funde streuen hier auf einem Höhenrücken über mehr als 10 Hektar Fläche. Nähere Untersuchungen fanden bislang allerdings noch nicht statt. Die Studenten B. Praschl und F. Gapp prospektierten zusammen mit Dr. S. Ignatescu von der Universität Suceava einige Suchstreifen auf dem Hügel, um Informationen über die Ausdehnung der Siedlung sowie die Befunderhaltung zu erhalten. Dabei gelang es ihnen, nicht nur mindestens 41 teilweise sich überlagernde Hausbefunde, sondern auch ein Grabensystem zu lokalisieren, dass den Sporn des Hügels von der angrenzenden Hochfläche abtrennt.

Războieni-Cetate: A. Rubel und C. Drummer beim Aufbau der DGPS-Basis.
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Războieni-Cetate: Während F. Wanka bereits mit der Begehung begonnen hat, stecken M. Gildehaus und C. Drummer noch weitere Flächen aus.
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Războieni-Cetate: Teil des Magnetogramms mit römischem Steingebäude, Kellerbefund und neuzeitlicher Gasleitung.
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Pâncești: Blick über den Lacul Berești auf die dakische Festung Răcătău. Im Lößprofil außerdem gut zu sehen: Die Bodenbildung der Eem-Warmzeit.
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Pâncești: Schmale Flächen erzwingen…
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Eine maximale Raumausnutzung bei der Prospektion! J. Rütten kämpft gegen den Mais…
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…und das Stroh!
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Pâncești: D. Munteanu, S. Honcu und J. Rütten bei der verdienten Mittagspause bei ca. 40°C.
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Strunga: Keine Befunde, aber trotzdem harte Arbeit bei immenser Hitze! D.Munteanu, S. Honcu und G. Schafferer bei der anschließend notwendigen Stärkung und Erfrischung.
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Văleni – Cetăţuia: Schützengräben aus dem 2. Weltkrieg erschweren die Prospektion.
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Văleni – Cetăţuia: Magnetogramm auf DGM. Deutlich sichtbar sind die Schützengräben, aber auch einige mutmaßliche Hausbefunde der Cucuteni-Zeit.
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Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Überblick über den Fundplatz vom UAV aus gesehen.
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Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Begehung auf der Hochfläche.
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Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Auch hohe Vegetation hindern B. Praschl und N. Langer nicht an der Fortsetzung der Arbeiten.
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Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Ausschnitt aus dem Magnetogramm mit dem inneren Grabenring und den in radialen Strahlen angeordneten Häuserreihen.
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Părhăuţi-Muncel: Überblick über den Fundplatz vom UAV aus gesehen.
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Părhăuţi-Muncel: Magnetogramm auf DGM. neben einigen Gruben zeigen sich die Spuren von teilweise bereits stark zerpflügten Häusern. Die Anordnung in parallelen Reihen ist aber noch erkennbar.
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Războieni-Cetate: A. Rubel und C. Drummer beim Aufbau der DGPS-Basis.
Războieni-Cetate: Während F. Wanka bereits mit der Begehung begonnen hat, stecken M. Gildehaus und C. Drummer noch weitere Flächen aus.
Războieni-Cetate: Teil des Magnetogramms mit römischem Steingebäude, Kellerbefund und neuzeitlicher Gasleitung.
Pâncești: Blick über den Lacul Berești auf die dakische Festung Răcătău. Im Lößprofil außerdem gut zu sehen: Die Bodenbildung der Eem-Warmzeit.
Pâncești: Schmale Flächen erzwingen…
Eine maximale Raumausnutzung bei der Prospektion! J. Rütten kämpft gegen den Mais…
…und das Stroh!
Pâncești: D. Munteanu, S. Honcu und J. Rütten bei der verdienten Mittagspause bei ca. 40°C.
Strunga: Keine Befunde, aber trotzdem harte Arbeit bei immenser Hitze! D.Munteanu, S. Honcu und G. Schafferer bei der anschließend notwendigen Stärkung und Erfrischung.
Văleni – Cetăţuia: Schützengräben aus dem 2. Weltkrieg erschweren die Prospektion.
Văleni – Cetăţuia: Magnetogramm auf DGM. Deutlich sichtbar sind die Schützengräben, aber auch einige mutmaßliche Hausbefunde der Cucuteni-Zeit.
Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Überblick über den Fundplatz vom UAV aus gesehen.
Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Begehung auf der Hochfläche.
Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Auch hohe Vegetation hindern B. Praschl und N. Langer nicht an der Fortsetzung der Arbeiten.
Ghelăieşti – Dealul Nedeea: Ausschnitt aus dem Magnetogramm mit dem inneren Grabenring und den in radialen Strahlen angeordneten Häuserreihen.
Părhăuţi-Muncel: Überblick über den Fundplatz vom UAV aus gesehen.
Părhăuţi-Muncel: Magnetogramm auf DGM. neben einigen Gruben zeigen sich die Spuren von teilweise bereits stark zerpflügten Häusern. Die Anordnung in parallelen Reihen ist aber noch erkennbar.

UAV-Befliegungen

Die Rumänien-Kampagne 2016 war die erste, während der das UAV („Drohne“) des Institutes intensiv zum Einsatz kam. Neben der teilweise täglichen Erstellung von Orthophotos und zentimetergenauen 3D-Modellen der Grabungsfläche lag die Hauptaufgabe in der Erstellung großflächiger digitaler Höhenmodelle (DGM) sowie Orthophotos ganzer Fundplätze. Diese Technik wurde in Scânteia, Ghelăieşti, Văleni, Izvoare, Raucesti, Poduri und Părhăuţi angewandt, wobei die Modelle dabei bei Auflösungen von 5-6cm (DGM) bzw. 1-2cm (Photo) teilweise über 10 Hektar groß sind.

Da bereits im Vorfeld der Grabung Erfahrungswerte zur möglichst effektiven Befliegung gesammelt und Studierende in der Bedienung des UAV ausgebildet wurden, konnten diese Aufgaben im Wechsel von den verschiedenen Personen sehr effektiv durchgeführt werden. Beispielsweise konnten die Modelle von Izvoare und Văleni in jeweils 40 Minuten erstellt werden, während die komplette Erfassung der Grabungsschnittes in Scânteia kaum 15 Minuten erforderte. Das Datenprocessing mit Hilfe von der Agisoft-Photoscan-Software zur 3D-Modellierung sowie der Integration im QGIS-System ist dabei normalerweise in ca. einer Stunde abgeschlossen.

Damit ist klar geworden, dass der Einsatz von Drohnen in der Feldarchäologie nicht mehr auf Spezialisten beschränkt sein muss und immer schneller zu einem völlig normalen Werkzeug der Archäologie wird. Es ist daher geplant, die halbjährlichen Prospektions- und Vermessungsübungen um diesen Ausbildungsgang zu erweitern.

In Rumänien dürfen Denkmäler inklusive ihrer Schutzzone von 500 m Radius nicht einfach aus der Luft fotografiert werden. Seit Sommer 2016 ist unser UAV das erste dieser Art, was für archäologische und für wissenschaftliche Zwecke registriert ist und damit haben wir die erste Drohne mit der legal Aufnahmen von Denkmälern aus der Luft gemacht werden dürfen!

Die  kostenpflichtige Genehmigung erteilt das Ministerul Transporturilor Civil Aviation in Bukarest. In die Drohne wird ein Chip mit Erkennungsnummer geklebt. Außerdem erhält sie ein „Luftfahrtkennzeichen“, das durch einen Aufkleber von außen gut lesbar ist. Offizieler Betreiber ist unser Kooperationspartner, das internationale Cucuteni-Museum (www.muzeu-neamt.ro), da Ausländer die Genehmigung nicht erhalten.

M. Gildehaus und B. Praschl beim Einsatz des UAV in Scânteia. Sonnenbrillen sind hier kein modisches Accessoire, sondern unbedingt notwendig, um das Fluggerät gegen die grelle Sommersonne erkennen zu können.
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Die allabendliche Erfassung des Schnittes läuft.
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Scânteia: Aus SFM gewonnenes Orthophoto des Schnittes mit 5cm-Höhenlinien.
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Scânteia: Aus SFM gewonnenes Geländemodell des Schnittes mit 5cm-Höhenlinien.
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Văleni – Cetăţuia: Einfache Übung: Überblick über den Fundplatz, die Bistritz und die Außenbezirke von Piatra-Neamţ.
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Văleni – Cetăţuia: Aus SFM gewonnenes Orthophoto des gesamten Fundplatzes. Probleme bereiten nur die Bäume am Rand des Hügels. Dahingegen werden die Müllreste am Ufer der Bistritz zentimetergenau wiedergegeben.
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Văleni – Cetăţuia: Aus SFM gewonnenes gewonnenes, schattiertes Geländemodell. Deutlich sind die Schützengräben aus dem 2. Weltkrieg zu erkennen.
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UAV mit rumänischem Luftfahrtkennzeichen.
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M. Gildehaus und B. Praschl beim Einsatz des UAV in Scânteia. Sonnenbrillen sind hier kein modisches Accessoire, sondern unbedingt notwendig, um das Fluggerät gegen die grelle Sommersonne erkennen zu können.
Die allabendliche Erfassung des Schnittes läuft.
Scânteia: Aus SFM gewonnenes Orthophoto des Schnittes mit 5cm-Höhenlinien.
Scânteia: Aus SFM gewonnenes Geländemodell des Schnittes mit 5cm-Höhenlinien.
Văleni – Cetăţuia: Einfache Übung: Überblick über den Fundplatz, die Bistritz und die Außenbezirke von Piatra-Neamţ.
Văleni – Cetăţuia: Aus SFM gewonnenes Orthophoto des gesamten Fundplatzes. Probleme bereiten nur die Bäume am Rand des Hügels. Dahingegen werden die Müllreste am Ufer der Bistritz zentimetergenau wiedergegeben.
Văleni – Cetăţuia: Aus SFM gewonnenes gewonnenes, schattiertes Geländemodell. Deutlich sind die Schützengräben aus dem 2. Weltkrieg zu erkennen.
UAV mit rumänischem Luftfahrtkennzeichen.

Fazit

Der in Scânteia angeschnittene Hausbefund mit seiner sehr guten Erhaltung birgt noch großes Potential für weitere Studien zur Bautechnik und Raumaufteilung Cucuteni-zeitlicher Häuser. Ebenso konnten aber auch wichtige Erfahrungswerte zur Ausgrabung solcher Befunde, insbesondere zur Kombination der jahrzehntelangen Erfahrung der rumänischen Kollegen mit dem Einsatz modernster Dokumentationsmethoden gewonnen werden.

Für die geplante Fortführung der Arbeiten sowie einer möglichen Verlagerung/Ausweitung der Erforschung Scânteias auf Testschnitte in möglichst vielen weiteren Hausbefunden stellen dies Erfahrungen von unschätzbarem Wert dar.

Die teilweise überraschenden Ergebnisse der Geomagnetik zeigen die Vielfalt des Siedlungswesens zur Cucuteni-Zeit, aber auch die Notwendigkeit, möglichst viele Siedlungen einer Region zu untersuchen, um eben diese Vielfalt erfassen, begreifen und vielleicht eine Ordnung in ihr herausarbeiten zu können. Aber auch die nicht-neolithischen Fundplätze zeigen wieder einmal den wissenschaftlichen Wert der gephysikalischen Methoden und ermöglichen die Fortsetzung der Ausbildung unserer Studenten hin zur eigenständigen Durchführung solcher Maßnahmen.

Danksagung
Das Projekt konnte nur erfolgreich durchgeführt werden mit Hilfe unseres Ausgrabungsteams:
J. Beck, D. und N. Bößl, C. Drummer B.A., F. Gapp, M. Gildehaus, S. Glörfeld, M. Kuschel, N. Langer, B. Praschl, J. Rütten, G. Schafferer M.A., M. Scheller und F. Wanka.

Außerdem danken wir unseren rumänischen Kollegen vor Ort für ihre Hilfe und Unterstützung in praktischen wie auch administrativen Dingen: Dr. M. Lazarovici und Prof. Dr. G. Lazarovici, sowie Dr. A. Bersovean, Dr. S. Honcu, A. Huşleag, Dr. S. Ignătescu, Dr. D. Munteanu, Dr. C. Preoteasa, Prof. Dr. A. Rubel, Dr. A. Theodor, L. Teodor, Dr. S. Ţurcanu und Dr. R. Vaga.

 

Episode 1 – 24.03.2015

Rückkehr nach erfolgreicher Rumänien-Kampagne

Der Vorbereitung neuer Ausgrabungs- und Forschungsprojekte in Rumänien diente die mehr als vierwöchige Prospektionskampagne eines Teams des Institutes für Ur- und Frühgeschichte in diesem Februar und März. Dr. Carsten Mischka und die Studenten Imren Tasimova, Merlin Hattermann und Andreas Niessner konnten im Laufe dieser Reise mit dem institutseigenen Gradiometer erfolgreich Begehungen auf neun Fundplätzen in der Moldau, der Dobrudscha sowie in Transsylvanien durchführen. Dies geschah in Kooperation mit Kollegen des Instituts für Archäologie Iași sowie des Historischen und Archäologischen Museums Piatra Neamț, des Iulian Antonescu-Museums in Bacău, des Institutes für Archäologie der Universität „1. Dezember“ in Alba Iulia sowie des Transsilvanischen Nationalmuseums für Geschichte in Cluj.

Schwerpunkt der Untersuchungen waren Fundplätze der kupferzeitlichen Cucuteni-Kultur (ca. 4600-3600 v. Chr.) in der Moldau, dabei insbesondere des Fundplatzes Scânteia (Kr. Iași), an dem eine mehrere Hektar große Siedlung mit vierfachem Grabensystem und mehreren Dutzend Hausbefunden geomagnetisch prospektiert werden konnte. Weitere Begehungen von kleineren, teilweise eng benachbarter Fundplätze in den Kreisen Piatra Neamț und Bacău dienten der Erforschung des Siedlungsmusters der Cucuteni-Kultur.

Selbstverständlich beschränkten sich die Arbeiten aber nicht nur auf eine Zeitepoche, und so folgten Prospektionen der frühkaiserzeitlich bis spätantiken Stadtanlage von (L)ibida bei Slava Rusă (Kr. Tulcea) in der Dobrudscha sowie des römischen Kastells von Resculum/Bologa (Kr. Cluj) sowie der neolithischen Siedlung von Lumea Noua (Kr. Alba Iulia) in Transsylvanien.

Obwohl Witterung und Untergrund die Arbeit teilweise stark erschwerten, konnte das Team auf nahezu allen Fundplätzen wertvolle, neue Ergebnisse über die Ausdehnung und Struktur der Fundplätze gewinnen. Ebenso wichtig war die Möglichkeit, zahlreiche Kollegen vor Ort persönlich kennen zu lernen und die Möglichkeit zukünftiger gemeinsamer Projekte zu besprechen. Die Studierenden schließlich erhielten auf der Reise die Möglichkeit, ihr in den Feldpraktika des Institutes erlerntes Können bei einem Forschungsprojekt im Ausland zur Anwendung zu bringen, eine Möglichkeit, die im Falle der Realisierung der als nächstes geplanten Ausgrabungen und intensivierten Prospektionen in Rumänien noch weitaus mehr Studierenden geboten werden soll.

Karte der 2015 besuchten Fundplätze (rot).
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Scânteia, Jud. Iași: Prof. G. Lazarovici (Univ. Cluj, Bildmitte) hilft dem Team beim Aufbau der Geräte.
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Scânteia, Jud. Iași: Cucuteni-Siedlungen liegen fast immer auf Bergspornen – teilweise sind daher extreme Steigungen zu überwinden.
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Scânteia, Jud. Iași: Auf grobem Untergrund muss das Gradiometer getragen werden. Aber nur im Frühjahr sind die Fundplätze vollständig begehbar.
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Scânteia, Jud. Iași: M. Hattermann bei der Magnetik, A. Niessner erzeugt währenddessen ein Geländemodell mit dem DGPS.
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Scânteia, Jud. Iași: Harte Arbeit im Schlamm kostet Kraft: I. Tasimova, A. Niessner, C. Mischka und M. Hattermann bei der Mittagspause.
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Stănișești, Jud. Bacău: Arbeit vor den schneebedeckten Händen der Subkarpaten.
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Răucești, Jud. Neamț: C. Preoteasa vom Museum Piatra Neamț unterstützt M. Hattermann bei der Arbeit.
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Bologa, Jud. Cluj: Das Wall-Grabensystem des Römischen Kastells Resculum.
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Bologa, Jud. Cluj: I. Tasimova bei der Prospektion der Kastellvicus.
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Bologa, Jud. Cluj: Interaktion mit der lokalen Fauna, Teil 1.
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Lumea Noua, Jud. Alba: Interaktion mit der lokalen Fauna, Teil 2.
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Karte der 2015 besuchten Fundplätze (rot).
Scânteia, Jud. Iași: Prof. G. Lazarovici (Univ. Cluj, Bildmitte) hilft dem Team beim Aufbau der Geräte.
Scânteia, Jud. Iași: Cucuteni-Siedlungen liegen fast immer auf Bergspornen – teilweise sind daher extreme Steigungen zu überwinden.
Scânteia, Jud. Iași: Auf grobem Untergrund muss das Gradiometer getragen werden. Aber nur im Frühjahr sind die Fundplätze vollständig begehbar.
Scânteia, Jud. Iași: M. Hattermann bei der Magnetik, A. Niessner erzeugt währenddessen ein Geländemodell mit dem DGPS.
Scânteia, Jud. Iași: Harte Arbeit im Schlamm kostet Kraft: I. Tasimova, A. Niessner, C. Mischka und M. Hattermann bei der Mittagspause.
Stănișești, Jud. Bacău: Arbeit vor den schneebedeckten Händen der Subkarpaten.
Răucești, Jud. Neamț: C. Preoteasa vom Museum Piatra Neamț unterstützt M. Hattermann bei der Arbeit.
Bologa, Jud. Cluj: Das Wall-Grabensystem des Römischen Kastells Resculum.
Bologa, Jud. Cluj: I. Tasimova bei der Prospektion der Kastellvicus.
Bologa, Jud. Cluj: Interaktion mit der lokalen Fauna, Teil 1.
Lumea Noua, Jud. Alba: Interaktion mit der lokalen Fauna, Teil 2.

 

Weitere Hinweise zum Webauftritt

Imagefilm

https://www.uf.phil.fau.de/files/2019/11/UFG-FAU-imagevideo_01.mp4

Ein Flug über die Ausgrabung in St. Helena im Frühjahr 2019

https://www.uf.phil.fau.de/files/2019/07/projekt_jufg_04_sthelena_2019_02-19.mp4

Prospektion in Rumänien

https://www.uf.phil.fau.de/files/2023/06/2023_rumaenien_teaser.mp4
Institut für Ur- und Frühgeschichte
Kochstr. 4/18
91054 Erlangen
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