Die Rückkehr – Teil 2: Feldarbeiten endlich wieder auch in der Moldau!

A. Dittes bei der Geomagnetik vor den Bergen Transsilvaniens.
A. Dittes bei der Geomagnetik vor den Bergen Transsilvaniens.

Kirchenburgen und Sachsendörfer

Nach einer Woche anstrengender Feldarbeit hatte unser Team am letzten Sonntag auch einmal die Möglichkeit, Rupea und sein Umland zu erkunden. Es stand eine Besichtigung der Burgruine von Rupea sowie der Kirchenburg in Homorod auf dem Programm. Höhepunkt war aber sicherlich der Besuch in Viscri/Deutsch Weißkirch. Dieses für die Aufsiedlung Transsilvaniens durch die Siebenbürger Sachsen typische Dorf ist mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe und eröffnete den Studierenden einen beeindruckenden Einblick in die Kultur und Geschichte der Siebenbürger Sachsen.

Erdwerke und Erosion

Am letzten Montag ging es dann weiter mit der Feldarbeit. Die Geomagnetik am Fundplatz Rupea 5 wurde abgeschlossen, dazu auch die Drohnenbefliegung dieses Platzes. Etwas enttäuschend für die Studierenden war dann das Ergebnis des nächsten Fundplatzes: Homorod 1. Zwar konnte das Team die Prospektion und Befliegung an einem Tag erfolgreich zu Ende führen, aber es zeigte sich, dass von der erwarteten Siedlung der kupferzeitlichen Ariuşd-Kultur nur noch die letzten Reste der drei konzentrischen Umfassungsgräben erhalten ist. Der Rest ist der Erosion zum Opfer gefallen -offensichtlich ist ein großer Teil der ehemaligen Terrasse bereits vor langer Zeit ins Tal herabgestürzt.

Reset auf 2020 – Über die Karpaten

Mitte der Woche reiste das Team weiter in Richtung Osten. Über die bereits herbstlich bunt werdenden Karpaten ging es nach Botoşani, dem nordöstlichsten Landkreis Rumäniens, direkt an der Grenze zur Ukraine und zur Republik Moldau. Hier, im sanft gewellten Hochland des Moldawischen Plateaus zwang uns im Frühjahr des letzten Jahres die Pandemie zu einem vorzeitigen, in dieser Form absolut unvermeidbaren, allerdings für die Ausbildung unser Studierender verheerend lange andauernden Abbruch aller Außenmaßnahmen.

Rondell und Oval

Umso mehr brannten die Studierenden – zum Teil damals schon dabei – darauf, die Arbeiten hier fortführen und zu einem sinnvollen Abschluss führen zu können. Nach anderthalb Wochen zu einem eingespielten Team zusammengewachsen, bedurfte es dabei kaum noch der Anleitung durch den Maßnahmenleiter oder unsere Kooperationspartnerin vom Kreismuseum in Botoşani, Dr. Adela Kovac. Die im letzten Jahr nur zur Hälfte begehbare, mutmaßlich spätbronzezeitliche Siedlung von Draguşeni, eine kreisrunde, fast 150m durchmessende Grabenanlage mit großen Pfostengebäuden samt Nebenbauten im Inneren, wurde schon am ersten Tag „erledigt“.

Danach ging es auf den Fundplatz Borolea „Ocul Vacilor“. Hier ereilte uns 2020 der Rückruf, gerade als klar wurde, über welches Potential der Fundplatz verfügt. Diesmal erwartete das Team bestes Wetter, allerdings auch hüfthohe Stängel von Sonnenblumen. An einen Einsatz der Räder war nicht zu denken, das Gradiometer musste getragen werden. Trotzdem vergrößerte sich unser Verständnis für den Fundplatz massiv – nach 2020 wussten wir, dass es hier Hausbefunde der Cucuteni-Kultur gibt. Jetzt wird klar: Es war eine aus mindestens zwei konzentrischen, ovalen Reihen von Häusern bestehende Siedlung, die von einem Grabenwerk gesichert war.

3D-Ausbildung im Museum Botoşani

Diesen Sonntag gab es keine Exkursion. Stattdessen wurde mit den Studierenden die Erstellung von Structure-from-Motion (SfM) Modellen geübt. Dabei war es von unglaublichem Vorteil, dass dafür die Fundstücke aus der Ausstellung – und dem Depot – des Museums in Botoşani uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Vielfältig ist hier die Auswahl: Von der fragilen Frauenstatuette bis hin zu den berühmten, bis zu halbmetergroßen, bemalten Keramikgefäßen der Cucuteni-Kultur. Das keine optimale Ausrüstung, wie etwa Beleuchtung oder Drehteller zur Verfügung steht, ist dabei kein echtes Hindernis. Es trainiert die Studierenden lediglich dazu, auch für nicht perfekte Bedingungen Lösungen zu finden.

Nur noch eine Woche

Der goldene Herbst in Rumänien neigt sich seinem Ende zu, Regen ist schon angesagt und bald werden die Feldwege zu den Fundplätzen unpassierbar sein. Ende der Woche werden die Studierenden zurück in Erlangen sein, doch bis dahin soll noch das Maximum an Ausbildung- und Forschungsarbeit herausgekitzelt werden – aus der ersten Rumänienmaßnahme seit anderthalb Jahren!

C. Mischka